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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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<strong>der</strong> Regel zu einem Verlust führen, da <strong>der</strong> Eigentümer nicht in <strong>der</strong> Lage sein wird einen<br />

substanziell höheren Mietzins für seine Immobilie zu verlangen, als im Quartier normal ist.<br />

Er kann also seine höheren Investitionen nicht wie<strong>der</strong> herein holen. Insgesamt werden Investitionen<br />

in die Sanierung o<strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Immobilien immer unattraktiver, da<br />

sich durch <strong>der</strong>artige Investitionen keine substanzielle Wertsteigerung erzielen lässt. Zudem<br />

existieren in <strong>der</strong> suburbanen Zone wesentlich attraktivere Investitionsmöglichkeiten. Eigentümer<br />

beginnen unter diesen Bedingungen häufig ihre Immobilien zu „melken“. Mit<br />

<strong>der</strong> Phrase „to milk a property“ wird in <strong>der</strong> englischsprachigen Gentrifizierungsforschung<br />

ein Zustand bezeichnet, in dem die Immobilieneigentümer nur noch so viel in die Aufrechterhaltung<br />

ihres Gebäudes investieren, dass dieses überhaupt noch vermietbar ist. Es wird<br />

also tendenziell nichts mehr investiert <strong>und</strong> nur noch Gr<strong>und</strong>rente in Form des Mietzinses<br />

abgeschöpft. Wenn die absolut notwendigen Investitionen in ein Gebäude die mit ihm erzielbaren<br />

Mieterträge übersteigen, wird das Gebäude nicht mehr vermietet <strong>und</strong> aufgegeben.<br />

Der Zyklus <strong>der</strong> Entwertung ist abgeschlossen.<br />

Wie schafft nun dieser Zyklus <strong>der</strong> Entwertung<br />

die Voraussetzungen für eine profitable<br />

Reinvestition von Kapital? Hier<br />

kommt Smiths Unterscheidung in kapitalisierte<br />

<strong>und</strong> potenzielle Gr<strong>und</strong>rente ins<br />

Spiel. Die kapitalisierte Gr<strong>und</strong>rente ist die<br />

aktuell abgeschöpfte Gr<strong>und</strong>rente. Durch<br />

den Zyklus <strong>der</strong> Entwertung weicht diese<br />

kapitalisierte Gr<strong>und</strong>rente immer stärker<br />

von <strong>der</strong> potenziell erzielbaren Gr<strong>und</strong>rente<br />

ab, wenn das Gr<strong>und</strong>stück einer wertschöpfungsstärkeren<br />

Nutzung zugeführt würde.<br />

Diese Abweichung von kapitalisierter <strong>und</strong><br />

potenzieller Gr<strong>und</strong>rente, die sich durch<br />

den Zyklus <strong>der</strong> Entwertung auftut, nennt<br />

Smith den rent gap (vgl. Abb. 7). Der rent<br />

gap resultiert damit aus <strong>der</strong> dem<br />

Immobilienkapital eigentümlichen<br />

Qualität, dass dieses zeitlich <strong>und</strong> räumlich<br />

fixiert ist. Es lässt sich daher nicht so<br />

einfach abziehen <strong>und</strong> in eine an<strong>der</strong>e In­<br />

Abb. 6: Grafische Darstellung von Smiths rent gap-<br />

Theorie. Der rent gap öffnet sich mit <strong>der</strong> Zeit<br />

zwischen kapitalisierter <strong>und</strong> potenzieller Gr<strong>und</strong>rente.<br />

Quelle: Smith 1996, 65.<br />

vestition umschichten, wenn die mit ihm erzielbare Profitrate bzw. Gr<strong>und</strong>rente fällt <strong>und</strong><br />

entsprechend wird das Immobilienkapital entwertet 27 . Ist <strong>der</strong> rent gap weit genug gewachsen,<br />

sind die Rentabilitätskriterien für eine profitable Reinvestition von Kapital in das<br />

Gr<strong>und</strong>stück erreicht <strong>und</strong> Gentrifizierung o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Prozesse <strong>der</strong> Inwertsetzung können<br />

einsetzen. Smith schreibt:<br />

„Gentrification occurs when the gap is sufficiently wide that developers can purchase structures<br />

cheaply, can pay the buil<strong>der</strong>'s costs and profit for rehabilitation, can pay interest on mortage and<br />

construction loans, and can then sell the end product for a sale price that leaves a satisfactory<br />

return to the developer. The entire gro<strong>und</strong> rent, or a large portion of it, is now capitalized; the<br />

neighborhood is thereby „recycled“ and begins a new cycle of use.“ (Smith 1996, 68).<br />

Smith kann mit seiner rent gap-Theorie also Kriterien angeben, wann die Bedingungen er­<br />

27 Es sei angemerkt, dass auch an<strong>der</strong>e Kapitalformen nicht völlig flexibel sind. Industriekapital etwa, angelegt<br />

in Arbeitskraft, Maschinerie, Fabrikhalle <strong>und</strong> Vorprodukte, kann zwar relativ einfach aus Arbeitskraft<br />

<strong>und</strong> Vorprodukten abgezogen werden, Maschinerie <strong>und</strong> Fabrikhalle sind aber fixiert <strong>und</strong> Objekt von Entwertungsprozessen,<br />

aus diesen kann Kapital zumeist nicht ohne Verlust abgezogen werden.<br />

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