Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

des Fordismus fortentwickelt hat. Und Gentrifizierung muss entsprechend aus ihrem Zusammenhang
mit der Krise des Fordismus begriffen werden.
Ob der extremen Komplexität eines solchen Ansatzes wurde hier ein Vorgehen gewählt,
dass sich in Komplexitätsreduktion versucht, in dem es den Forschungsgegenstand in mehrere
Teile zerlegt, die zunächst weitgehend einzeln analysiert werden. Erst im letzten Kapitel
wird eine theoretische Synthese der Analyseergebnisse versucht, auch wenn dies bedeutet,
in den einzelnen Kapiteln einen inhaltlichen roten Faden teilweise unterbrechen zu
müssen, um ihn dann erst im Synthesekapitel wieder aufzunehmen. Der theoretische Argumentationsstrang
dieser Arbeit, der ab dem 3. Kapitel entfaltet wird, steigt also vom Einfachen
zum Komplexen auf. Damit geht einher, dass die systematische Stellung einiger der
in den Kapiteln dargestellten Sachverhalte und Kategorien erst im Synthesekapitel deutlich
wird. Dessen Qualität muss sich daran messen lassen, ob dort die in der Arbeit eröffneten
Argumentationsstränge überzeugend zusammengeführt werden.
Das 1. und das 2. Kapitel sind zunächst der Einführung in die Gentrifizierungsforschung
gewidmet. Ihr Anspruch ist es, eine empirisch und analytisch reiche Vorstellung davon zu
vermitteln, was in 50 Jahren Gentrifizierung und Gentrifizierungsforschung geschehen ist.
Das Vorgehen besteht darin, durch die Darstellung ausgewählter Debatten und Ergebnisse
der Gentrifizierungsforschung zugleich eine Idee von der Veränderung von Gentrifizierungsprozessen
zu vermitteln. Das 1. Kapitel stellt zunächst den klassischen Begriff der
Gentrifizierung vor und konfrontiert ihn in einem zweiten Teil mit dem Sachverhalt, dass
die Gentrifizierungsforschung inzwischen Phänomene untersucht, die mit klassischer Gentrifizierung
kaum mehr etwas zu tun zu haben. Ist also der Begriff der Gentrifizierung
überstrapaziert oder haben sich Gentrifizierungsprozesse so stark verändert, dass ihre klassischen
Definition nicht mehr passt?
Im 2. Kapitel wird die Veränderung von Gentrifizierungsprozessen untersucht. Im ersten
Teil wird der Bedeutungsgewinn von Gentrifizierung im Rahmen unternehmerischer Stadtpolitik
vorgestellt. Im zweiten Teil geht es systematischer um den Wandel von Gentrifizierungsprozessen
und um die Dimensionen dieses Wandels. Der dritte Teil versucht mittels
eines Beispiels eine Idee von der Qualität der vierten Welle der Gentrifizierung zu vermitteln.
Das 3. Kapitel möchte eine kategoriale Grundlage für die weitere Untersuchung von urbanen
Immobilienmärkten und Gentrifizierungsprozessen legen. Es unterbricht daher zunächst
die Untersuchung von Gentrifizierung und arbeitet sich an marxistischen Analysen
der Funktionsweise urbaner Immobilienmärkte ab. Dabei geht es zentral um die Kategorie
der Grundrente und es werden einige ihrer theoretischen Implikationen untersucht: die Verwandlung
von Grundbesitz in fiktives Kapital und die damit möglich werdende Grundstücksspekulation
im Zusammenhang mit der symbolischen Aufwertung städtischer Quartiere.
Immobilien und Grundstücke sind eine qualitativ besondere Ware, deren Untersuchung
im vierten Teil, vorrangig unter dem Aspekt der Umlaufgeschwindigkeit des Kapitals
im Immobiliensektor dem wachsenden Einfluss der Finanzindustrie, erfolgt. Der fünfte
Teil widmet sich den Immobilienzyklen.
Das 4. Kapitel kehrt zur Gentrifizierung zurück. Zunächst wird Gentrifizierung auf der
Maßstabsebene urbaner Immobilienmärkte mit Hilfe von Neil Smiths rent gap-Theorie
ökonomisch erklärt. Im zweiten Teil werden die Maßstabsebene erweitert und lokale Gentrifizierungsprozesse
in ihrem Zusammenhang zur globalen Akkumulationsdynamik und
der Krisenlösung durch spatio-temporal fixes untersucht. Im dritten Teil geht es um ein
Modell der Entwicklungsgeschichte der Gentrifizierung im Kontext der krisenhaften Dynamik
der Kapitalakkumulation.
Das 5. Kapitel versucht sich an einer theoretischen Synthese. Im ersten Teil wird eine etwas
holzschnittartige kurze Geschichte der Krise des Fordismus geschrieben und angedeu­
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