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Urbane Immobilienmärkte und ökonomische Theorien der ...

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Zahlung von Gr<strong>und</strong>rente gruppieren sich Nutzungsarten in gestaffelter Weise um das Zentrum<br />

herum. Dehnt sich <strong>der</strong> Flächenanspruch einer Nutzungsklasse aus, dann verschieben<br />

sich die zwischen dieser Nutzungsklasse <strong>und</strong> <strong>der</strong> Peripherie liegenden Nutzungsklassen in<br />

Richtung <strong>der</strong> Peripherie. Der Gr<strong>und</strong> ist die Erhöhung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>rente im Zentrum, da dort<br />

jetzt mehr Flächen von einer Nutzung beansprucht werden, die in <strong>der</strong> Lage ist, eine höhere<br />

Gr<strong>und</strong>rente zu entrichten. Jene Nutzungen, die diese Erhöhung <strong>der</strong> Rentenansprüche nicht<br />

bezahlen können, werden in Richtung Peripherie verdrängt.<br />

Auch wenn Bodenrentenmodelle etwas vereinfachend sind, lässt sich mit ihnen doch ein<br />

erster Eindruck von <strong>der</strong> <strong>ökonomische</strong>n Steuerung <strong>der</strong> räumlichen Verteilung von<br />

Nutzungsklassen im städtischen Raum gewinnen. Und diese <strong>ökonomische</strong> Steuerung<br />

funktioniert wesentlich über die Erwirtschaftung von Gr<strong>und</strong>rente.<br />

3.3 GRUNDEIGENTUM ALS FIKTIVES KAPITAL<br />

Unter <strong>der</strong> Voraussetzung, dass <strong>der</strong> Boden aus seinen feudalen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en traditionellen<br />

Bindungen an bestimmte Personen o<strong>der</strong> Dynastien befreit <strong>und</strong> zu einer Ware geworden ist,<br />

erscheint die Gr<strong>und</strong>rente als normale Kapitalverzinsung. D.h., in dem Moment, wo Boden<br />

als normale Anlageklasse genutzt werden kann, erscheint <strong>der</strong> Kauf von Boden als normale<br />

Kapitalinvestition, die eine normale Verzinsung des investierten Kapitals abwirft. Der Begriff<br />

einer „normalen Verzinsung“ setzt natürlich gesellschaftliche Institutionen voraus, die<br />

zu einem tendenziellen Ausgleich <strong>der</strong> Profitraten in allen Sektoren <strong>der</strong> Ökonomie führen,<br />

ein Problem, das Marx <strong>und</strong> auch Harvey intensiv diskutieren 18 . Sind diese Bedingungen<br />

aber erfüllt, dann lässt sich <strong>der</strong> „Gr<strong>und</strong>preis“ von Boden quantitativ bestimmen, da ein Verkäufer<br />

bei Verkauf seines Bodens mindestens so viel Kapital erhalten möchte, dass es bei<br />

einer erneuten Investition mindestens die selbe Rendite abwirft, die er vorher an Gr<strong>und</strong>rente<br />

eingenommen hat. Der Gr<strong>und</strong>preis für Boden ist damit abhängig von <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />

Verzinsung von Kapital <strong>und</strong> es gilt: Gp = Gr(100/p), wobei: Gp=Gr<strong>und</strong>preis,<br />

Gr=durchschnittliche Gr<strong>und</strong>rente des Gr<strong>und</strong>stücks, p= durchschnittliche Verzinsung von<br />

Kapital. Dies stellt den Minimalpreis für Gr<strong>und</strong>stücke dar (Harvey 1989, 96, Krätke 1995,<br />

211, Heeg 2008, 74f).<br />

Wie ersichtlich wurde, lässt sich zwar ein minimaler Preis für Boden angeben, dies gilt<br />

aber nicht umgekehrt für einen maximalen Preis, denn Verhandlungen über den Bodenpreis<br />

beinhalten auch immer ein spekulatives Moment:<br />

„The money laid out by the buyer of land is equivalent to an interest-bearing investment, a claim<br />

upon future fruits of labor. Titel to land becomes a form of fictitious capital, in principle no different<br />

from stocks and shares, government bonds etc.“ (Harvey 1989, 96)<br />

Harvey macht hier auf ein relevantes Problem aufmerksam: Wenn ein Gr<strong>und</strong>stück verkauft<br />

wird, dann wird im Kaufpreis nicht <strong>der</strong> Wert des Bodens bezahlt, son<strong>der</strong>n das Recht<br />

die aus diesem Boden erzielbare Gr<strong>und</strong>rente einzustreichen (Krätke 1995, 211ff). Die<br />

Höhe dieser Gr<strong>und</strong>rente hängt aber einerseits von unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />

Faktoren ab <strong>und</strong> ist variabel. An<strong>der</strong>erseits entspricht <strong>der</strong> Kaufpreis für den Boden nicht <strong>der</strong><br />

erzielbaren Gr<strong>und</strong>rente in einem Jahr, son<strong>der</strong>n im Regelfall <strong>der</strong> von vielen Jahren o<strong>der</strong> sogar<br />

von Jahrzehnten. Der Verkaufspreis legitimiert sich daher durch eine Spekulation auf<br />

zukünftige Rentenerträge. Gr<strong>und</strong>besitz wird in diesem Sinne zu fiktivem Kapital.<br />

zern die Lage an einer Autobahnauffahrt ein Vorteil, während die gleiche Lage für die Wohnnutzung<br />

durch ein grün-alternatives Oberschichtsmilieu wohl eher in einen Standortnachteil umschlagen würde.<br />

Derartige Qualitäten sinnvoll zu quantifizieren, dürfte nur sehr schwer möglich sein.<br />

18 Es sei hier darauf verwiesen, dass <strong>der</strong> Theoriekorpus des uneven geographical development unter an<strong>der</strong>em<br />

darauf basiert, dass die kapitalistische Gesellschaft immer wie<strong>der</strong> räumliche Differenzen <strong>der</strong> Kapitalproduktivität<br />

<strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Profitraten schafft. Ein Ausgleich <strong>der</strong> Profitraten ist zwar eine dem Kapitalverhältnis<br />

immanente Tendenz, zu <strong>der</strong> es aber genauso Gegentendenzen gibt (Harvey 2006).<br />

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