Masterarbeit Integration im Frühenglischunterricht - BSCW
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kantonalen Regionaltreffen angemeldet waren. Alle Lehrpersonen finden die schriftlichen Arbeitsblät-<br />
ter für schnellere Lerner <strong>im</strong> Lehrerhandbuch, <strong>im</strong> ‚Reading and Writing Activities Book‘ und <strong>im</strong> ‚Video<br />
Ressource Book‘ nützlich.<br />
Alle Lehrpersonen bemängeln aber in einer oder mehrerer Hinsicht, das Lehrmittel bezüglich der Ar-<br />
beit mit Kindern mit Lernschwierigkeiten genauso wie sie es loben: Die Auswahl an Differenzierungs-<br />
möglichkeiten ist begrenzt, weil keine Aufgaben auf unterschiedlichen Niveaus angeboten werden;<br />
individuelles Schaffen ist nicht möglich, weil die Übungen zu kurz und nicht selbsterklärend sind; zu-<br />
sätzliches Üben und Festigen kann ungenügend erfolgen, weil es zu wenig zusätzliches Material für<br />
schwächere Lerner hat und kreativeres Arbeiten ist schwierig, wegen des sprachlehrgangsmässigen<br />
Aufbaus des Lehrmittels, welcher wenig Platz für anderes lässt. „Aber ich denke, durch dass das<br />
Lehrmittel so Sprachkurs mässig aufgebaut ist, wenn man sich denn wirklich daran hält, hat man rela-<br />
tiv wenig spatzig [Platz], um daneben noch Aktivitäten und Übungen zu machen, die irgendwelchen<br />
Kindern mit besonderen Bedürfnissen entgegenkommen“ (5. I.; Z 110/113). Dieselbe Lehrperson fügt<br />
<strong>im</strong> gleichen Atemzug hinzu: „Und ich denke, der Aufbau, von diesen Phasen ist eigentlich schon für<br />
diese Kinder gedacht. Man merkt manchmal, es geht in ganz kleinen Schritten vorwärts“ (5. I.; Z<br />
117/119). Diese widersprüchlichen Aussagen in Bezug auf die Eignung bzw. Nichteignung des Lehr-<br />
mittels können in Zusammenhang mit den Erkenntnissen aus Kapitel 8.3 gebracht werden. Es kann<br />
erklärt werden, warum Individualisierung <strong>im</strong> Englischunterricht mit diesem Lehrmittel schwierig ist. Die<br />
Aufgaben in den Arbeitsbüchern eignen sich zwar gut für Schüler und Schülerinnen mit Lernschwie-<br />
rigkeiten, aber nicht für starke Lerner. Die strukturellen Merkmale und der Aufbau des Lehrwerks las-<br />
sen wenig Raum für individuelles Arbeiten, weil die Übungen zu einfach, zu kurz und zu wenig diffe-<br />
renziert sind. Halten sich die Lehrpersonen zudem an die Unterrichtsvorschläge, an den inneren Auf-<br />
bau des Lehrmittels, müssen sie den Unterricht stark führen und die Aufgaben genau anleiten. Freie-<br />
res Arbeiten wird auf diese Weise verhindert, weil es fast unmöglich ist, offene Lehr- und Lernformen<br />
zu berücksichtigen. „Also für einmal eine Stunde lang an etwas zu arbeiten oder auch nur eine halbe<br />
Stunde, <strong>im</strong> Sinn von einer Werkstatt oder von frei gestaltbaren Arbeitseinteilungen oder das ist natür-<br />
lich, das kann man vergessen. Da muss man viel selber gestalten …“ (1. I.; 210/212)<br />
Ein weiterer kritischer Punkt, der spezieller Erwähnung bedarf, ist der Schwierigkeitsgrad der Übungen<br />
in Bezug auf die Entwicklungsstufe der Lernenden. Ausser einer Lehrperson, die nur Fünftklässler<br />
unterrichtet, finden alle Befragten einst<strong>im</strong>mig, dass sich die Aufgaben für Kinder mit Lernschwierigkei-<br />
ten durchaus eignen, aber für Dritt- oder Viertklässler inhaltlich zu kindlich sind. „Es ist zu babyisch<br />
[kindisch] und es ist fast schon eine Beleidigung für ein reiferes Kind, das Lernschwierigkeiten hat,<br />
aber man behandelt es wie ein Baby, mit Baby-Nurseryrhymes und so“ (2. I. 137/40). Die Erklärung<br />
dafür wird von zwei weiteren Lehrpersonen angeführt: „Für die Dritt- und Viertklässler es ist schon ein<br />
bisschen am unteren Rand. Es ist ja auch für jüngere gemacht. Das merkt man gut“ (1. I; Z 235/237).<br />
Und: „Ich glaube, das Lehrmittel ist gemacht worden für spanische Kinder, die irgendwie viel babyi-<br />
scher (kindlicher) sind als unsere“ (3. I.; Z 215/216).<br />
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