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Aus dem Institut für Ökologischen Landbau Trenthorst - vTI

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PAUL TEUFEL, Übergreifende Aspekte der Milchhygiene<br />

entsprechender online-Verfahren zur Feststellung<br />

des Keimgehaltes und die qualitätsbezogene Bezahlung<br />

der Milch durch die Molkereien führten sehr<br />

schnell und in Abhängigkeit festgelegter Grenzwerte<br />

zu einem Absinken der Keimzahlen in der Rohmilch.<br />

Die Tab. 1 veranschaulicht die wichtigsten<br />

großen Erfolge der Milchhygiene in den<br />

vergangenen 30 Jahren. Sie betreffen auch die<br />

Hemmstoffe, die Mykotoxine und die Dioxine.<br />

Grundprinzipien<br />

Für die eigenverantwortliche Qualitätssicherung<br />

im Milcherzeugerbetrieb ergaben sich aus diesen<br />

Arbeiten zwei grundlegende Ansätze. Zum einen ist<br />

es ein parameterbezogenes Vorgehen, bei <strong>dem</strong><br />

Zielwerte zu Keimzahl, Zellzahl, Rückstände und<br />

Kontaminanten die entsprechenden Maßnahmen zur<br />

Verringerung oder Vermeidung des jeweiligen<br />

Parameters bedingen. Zum anderen werden die<br />

Rahmenbedingungen definiert, welche die<br />

Anforderungen an die Milchkühe, an den<br />

Erzeugerbetrieb und das Melken stellen. Ganz im<br />

Sinne moderner Managementsysteme muss auch<br />

die eigenverantwortliche Tätigkeit praktikabel und<br />

umsetzbar sein. Als Beispiel <strong>für</strong> diese Ansätze soll<br />

hier der somatische Zellgehalt der Milch dargestellt<br />

werden. Der Zellgehalt ist der Leitparameter <strong>für</strong> die<br />

Mastitisbekämpfung und <strong>für</strong> die Produktqualität im<br />

Hinblick auf die Zusammensetzung der Milch.<br />

Aspekte des Verbraucherschutzes werden ebenfalls<br />

berücksichtigt. Die gesetzliche Mindestanforderung<br />

ist derzeit bei 400.000 Zellen pro ml festgelegt, in<br />

der Praxis liegen die Werte bereits unter 200.000<br />

und die 100.000 Zellen pro ml (Mittelwert der<br />

physiologischen „Normalität“) erscheinen<br />

erreichbar. Maßgeblich wird der Zellgehalt durch<br />

die Eutergesundheit beeinflusst, die ihrerseits von<br />

Fütterung, Haltungssystemen („Kuhkomfort“) und<br />

Melkhygiene abhängt. In der Praxis richtet sich die<br />

Mastitisbekämpfung und -vorbeugung an <strong>dem</strong> 5<br />

Punkte-Plan aus. Dieser 5 Punkte-Plan beinhaltet<br />

das Zitzentauchen, die Trockenstellbehandlungen,<br />

die Laktationsbehandlung, die<br />

Melkmaschinenkorrektur und die <strong>Aus</strong>merzung<br />

behandlungsresistenter Tiere. Darüber hinaus wird<br />

Wert auf die Zitzenpflege gelegt, wobei hier eine<br />

saubere, glatte und weiche Oberfläche der Zitze<br />

angestrebt wird.<br />

Werden an einem derartigen System Änderungen<br />

vorgenommen, z.B. bei veränderten Haltungsformen,<br />

so können sich zum einen Vorteile ergeben;<br />

zum anderen werden sich in neuen Systemen<br />

aber auch Nachteile ergeben. Die ökologische<br />

Milchviehhaltung zielt auf einen reduzierten Antibiotikaeinsatz<br />

bei höherer Tiergerechtigkeit und<br />

nachhaltiger Kontrolle der Produktionsbedingungen.<br />

Gleichzeitig können sich aber Probleme mit<br />

der Eutergesundheit ergeben, welche ihren Ursprung<br />

im unkontrollierten Zukauf aus gleichartigen<br />

Beständen und der Nichterfüllung rasse- und<br />

zuchtbedingter bedarfsabhängiger Fütterung haben.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Als Konsequenz ergibt sich, dass der doppelte<br />

Ansatz Parametermodell und Festigung der<br />

Rahmenbedingungen im Grunde genommen<br />

zunächst <strong>für</strong> alle Produktionsformen gilt. Wenn in<br />

einem bewährten System grundlegende<br />

Änderungen vorgenommen werden, ist an anderer<br />

Stelle zur Aufrechterhaltung der milchhygienischen<br />

Forderungen ein <strong>Aus</strong>gleich zu schaffen. Die bisher<br />

erarbeiteten Parameter und Zielvorstellungen zur<br />

„normalen Milch“ reichen <strong>für</strong> die objektive<br />

Bewertung der Eutergesundheit und der Rohmilch<br />

unter den Gesichtspunkten des gesundheitlichen<br />

Verbraucherschutzes und der<br />

Verarbeitungsfähigkeit der Milch aus.<br />

<strong>Aus</strong>blick<br />

In Zusammenarbeit mit der FAL wurde gerade<br />

ein gemeinsames Projekt begonnen, das sich speziell<br />

der Schaf- und Ziegenmilch widmet. Hier liegt<br />

eine <strong>Aus</strong>gangssituation vor, die der von 1970 bei<br />

der Kuhmilch etwa entsprechen würde. Deswegen<br />

sollen in diesem Projekt zum einen die Methoden,<br />

die <strong>für</strong> die Kuhmilch zu so großem Erfolg geführt<br />

haben validiert, bzw. auf die Milch der kleinen<br />

Wiederkäuer angepasst werden. Zum anderen soll<br />

der Einsatz bekannter Parameter dazu dienen,<br />

Normvorstellungen zur Beurteilung der Eutergesundheit<br />

und der Milchqualität (Zellen und Keime)<br />

zu erarbeiten. Hierbei steht nicht der Vergleich mit<br />

konventioneller Schaf- und Ziegenhaltung an, sondern<br />

die Erarbeitung der entsprechenden Parameter<br />

unter den Gegebenheiten der ökologischen Tierhaltung.

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