Aus dem Institut für Ökologischen Landbau Trenthorst - vTI
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chen Ressourcen schützende Produktion und eine<br />
stärkere regionale Orientierung der Betriebe - zu<br />
gewinnen, und sie bei dieser Entwicklung zu unterstützen.<br />
Auf diesem „zweiten Weg“ sind ökologisch<br />
wirtschaftende Betriebe schon lange unterwegs. Sie<br />
bieten sich daher besonders als Partner <strong>für</strong><br />
Kommunen an. Bei den im folgenden<br />
beschriebenen kommunalen Handlungsfeldern<br />
können aber durchaus auch konventionell<br />
wirtschaftende Landwirte Partner sein, die sich z.B.<br />
mit extensiver Grünlandwirtschaft oder anderen<br />
Formen umweltschonender Bewirtschaftung auf die<br />
Belange der Städte eingestellt haben.<br />
Handlungsfelder und praktische Ansätze zur<br />
Erreichung der Ziele<br />
Langfristige Sicherung von<br />
Landwirtschaftsflächen<br />
Die Landwirtschaftsflächen sind nach wie vor<br />
großem Druck durch <strong>Aus</strong>dehnung von<br />
Wohnungsbau, Gewerbegebieten, Verkehrsflächen<br />
u.a. ausgesetzt. Durch eine abgestimmte<br />
Stadtentwicklungsplanung, durch entsprechende<br />
Programme und Pläne und nicht zuletzt durch<br />
langfristige Pachtverträge muss Landwirten in<br />
Ballungsräumen wieder mehr Sicherheit und<br />
Entwicklungsperspektive <strong>für</strong> ihre betriebliche<br />
Existenz gegeben werden. Voraussetzung da<strong>für</strong> ist,<br />
dass sowohl bei Stadtpolitikern und –planern als<br />
auch bei der Stadtbevölkerung wieder mehr<br />
Bewusstsein und Akzeptanz <strong>für</strong> die Landwirtschaft<br />
in ihrer nächsten Umgebung geschaffen werden.<br />
Ökologisch wirtschaftende Betriebe haben diese<br />
Akzeptanz bereits in hohem Maße, nicht zuletzt<br />
weil sie sich meist selbständig mit großem<br />
Engagement um ihre Kunden kümmern. Die<br />
Flächen von Ökobetrieben können deshalb nicht so<br />
leicht „überplant“ und <strong>für</strong> andere Nutzungen in<br />
Anspruch genommen werden.<br />
Zusammenarbeit mit Betroffenen<br />
Landwirte müssen an Planungen, die ihre Wirtschaftsflächen<br />
betreffen, beteiligt werden und ihre<br />
betrieblichen Hintergründe und Probleme müssen<br />
ernst genommen werden. Da sie jedoch schon allein<br />
aus zeitlichen Gründen nicht an allen Planungsprozessen<br />
persönlich beteiligt sein können, ist es wichtig,<br />
dass Landschafts- und Freiraumplaner in der<br />
Kommunalverwaltung mit der Landwirtschaft und<br />
den Betrieben in ihrer Region so gut vertraut sind,<br />
dass sie deren Anliegen angemessen vertreten bzw.<br />
berücksichtigen können. Umgekehrt ist es aber<br />
auch wichtig, dass Landwirte von sich aus Kooperationswillen,<br />
Offenheit und Verständnis <strong>für</strong> die<br />
Anliegen und Probleme der Stadt- und Freiraumplanung<br />
zeigen und im Einzelfall vielleicht sogar<br />
eigene Lösungsvorschläge machen. Da Ökobetriebe<br />
in ihrem gesamten Wirtschaftskonzept schon stär-<br />
ANTJE BRINK, Welche Rolle spielt der ökologische <strong>Landbau</strong> <strong>für</strong> eine Großstadt? 83<br />
ker auf die Berücksichtigung ökologischer und zum<br />
Teil auch sozialer Belange eingestellt sind, erleichtert<br />
das in der Regel die Kommunikation mit den<br />
Kommunen.<br />
Sinnvolle Verbindung von Landwirtschaft und<br />
Eingriffsregelung<br />
<strong>Aus</strong>gleichs- und Ersatzmaßnahmen müssen<br />
nicht gegen die sondern mit der Landwirtschaft<br />
umgesetzt werden. Voraussetzung da<strong>für</strong> ist, dass<br />
die Modelle und Regelwerke zur Bewertung von<br />
Eingriffen bzw. von Biotopen oder<br />
„Ersatzbiotopen“ auch den umweltschonend und<br />
besonders den ökologisch bewirtschafteten<br />
Landwirtschaftsflächen einen angemessenen Wert<br />
zuteilen. Über die Anerkennung von „Ökolandbau<br />
als Ersatzmaßnahme“ wird seit Jahren in<br />
verschiedensten Kreisen - in Kommunen, auf<br />
Landesebene, von Naturschutzfachleuten, Juristen<br />
u.a. - ausführlich diskutiert, leider bisher mit wenig<br />
praktischen Ergebnissen. Es gibt kaum Beispiele<br />
<strong>für</strong> die positive Umsetzung einer solchen<br />
Maßnahme, obwohl das Interesse und der Bedarf<br />
der Kommunen an praktikablen, nachahmenswerten<br />
Lösungen in diesem Bereich groß ist.<br />
Umgang mit eigenen Flächen, Pachtbedingungen<br />
Als Eigentümer von verpachteten Flächen hat<br />
die Kommune die stärksten Einflussmöglichkeiten<br />
auf die Landbewirtschaftung und damit auch die<br />
größte Verantwortung <strong>für</strong> eine Steuerung der<br />
Entwicklung im Sinne der o.g. Ziele. Mit der<br />
Formulierung von Pachtbedingungen kann sie über<br />
die Zukunft eines Betriebes entscheiden. Dabei ist<br />
nicht nur die schon in Punkt 2.1 angesprochene<br />
Dauer von Pachtverträgen von Bedeutung. Die<br />
Verpachtung von Flächen kann an verschiedenste<br />
Auflagen geknüpft werden, von der<br />
Bewirtschaftung einer Domäne nach den<br />
Richtlinien des ökologischen <strong>Landbau</strong> bis zum<br />
Verbot von Düngung und Pestiziden auf einzelnen<br />
Ackerflächen oder Ackerrandstreifen. Einige Städte<br />
mit eigenen Stadtgütern, wie z.B. Hamburg und<br />
München, haben die Möglichkeit genutzt, ihre<br />
Güter nach und nach vollständig auf ökologische<br />
Bewirtschaftung umzustellen. In Städten, die keine<br />
Domänen sondern nur einzelne Flächen in Besitz<br />
haben, ist die Beeinflussung der Bewirtschaftung<br />
wesentlich schwieriger. Eine Möglichkeit ist dann<br />
die Flächenverteilungspolitik, d.h. z.B. die<br />
Bevorzugung von Ökobetrieben oder anderen<br />
kooperationswilligen Landwirten bei der<br />
Neuverpachtung von Flächen. Entscheidend ist<br />
dabei die Einsicht, dass alle Pachtbedingungen und<br />
Auflagen nur dann ihrem Ziel dienen, wenn sie die<br />
betroffenen Betriebe nicht in wirtschaftliche<br />
Bedrängnis bringen.<br />
Vermarktungsförderung