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Aus dem Institut für Ökologischen Landbau Trenthorst - vTI

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LOTHAR KRÖCKEL, Nutzbarmachung mikrobiologisch-genetischer Ressourcen zur Biokonservierung von Fleischerzeugnissen 65<br />

Nutzbarmachung mikrobiologisch-genetischer Ressourcen zur Biokonservierung von<br />

Fleischerzeugnissen<br />

LOTHAR KRÖCKEL *<br />

Kurzfassung<br />

Schutzkulturen mit der Fähigkeit zur Bildung<br />

anti-listerieller Bacteriocine bieten neue Möglichkeiten<br />

zur Verbesserung der Sicherheit und Haltbarkeit<br />

von Fleischerzeugnissen. Der Einsatz solcher<br />

Kulturen ist vor allem bei vorverpacktem<br />

Kochschinken- und Brühwurstaufschnitt interessant.<br />

Sie verhindern die Vermehrung der humanpathogenen<br />

Bakterienart Listeria monocytogenes<br />

während der Kühllagerung und unterdrücken<br />

das Wachstum von psychrotrophen Keimen, die zu<br />

sensorischen Produktdefekten führen und damit den<br />

Frischecharakter der Produkte beeinträchtigen.<br />

Diese "biologische" Art der Konservierung könnte<br />

gerade <strong>für</strong> den ökologischen <strong>Landbau</strong> von Interesse<br />

sein. Unter den vielen natürlich vorkommenden<br />

Milchsäurebakterien suchen wir diejenigen, die sich<br />

am besten <strong>für</strong> diesen Zweck eignen. Die Bakterien<br />

werden umfassend charakterisiert und auf ihre<br />

Brauchbarkeit <strong>für</strong> traditionelle und neue Anwendungsfelder<br />

getestet.<br />

Schlüsselwörter: mikrobiologisch-genetische Ressourcen<br />

- Milchsäurebakterien - Schutzkulturen -<br />

Biokonservierung - Fleischerzeugnisse<br />

Abstract<br />

Protective cultures which are able to produce<br />

anti-listerial bacteriocins offer new possibilities for<br />

improving the safety and shelf life of meat products.<br />

The application of such cultures is mainly of<br />

interest for prepacked sliced products such as<br />

cooked hams and Bologna-type sausages. They<br />

prevent the growth of the pathogenic bacterial species<br />

Listeria monocytogenes during cold storage<br />

and suppress the growth of psychrotrophic microorganisms<br />

which may induce sensory product defects<br />

thereby compromising the freshness character<br />

of the products. This "biological" way of preservation<br />

could be of special interest for organic food<br />

production. Among the many natural occuring<br />

lactic acid bacteria (LAB) we are looking for those<br />

which are most promising for this purpose. The<br />

LAB are characterized in detail and tested for their<br />

usability for traditional and new fields of application.<br />

Keywords: microbiological genetic resources -<br />

lactic acid bacteria - protective cultures - biopreservation<br />

- meat products<br />

* Bundesanstalt <strong>für</strong> Fleischforschung, 95326 Kulmbach<br />

Mikrobiologische Sicherheit von Fleisch und<br />

Fleischerzeugnissen<br />

Fleisch ist ein leicht verderbliches Lebensmittel.<br />

Es wird nur selten schlachtfrisch verzehrt und kann<br />

bei unsachgemäßer Handhabung zum Risikoprodukt<br />

werden. Ähnliches gilt <strong>für</strong> die daraus hergestellten<br />

Fleischerzeugnisse. Clostridium botulinum,<br />

der Erreger des Botulismus, dessen Toxin bereits in<br />

geringer Konzentration <strong>für</strong> den Menschen tödlich<br />

ist, zählt zu den ge<strong>für</strong>chtetsten Erregern von Lebensmittelvergiftungen<br />

(Lücke et al. 1982). Regelmäßige<br />

Fleischkontaminanten wie Salmonella<br />

spp. und Listeria monocytogenes können bei empfänglichen<br />

Risikogruppen zu lebensbedrohlichen<br />

Infektionskrankheiten führen (Cutter 2000). Gesundheitsschädliche<br />

biogene Amine als Folgeprodukte<br />

mikrobieller Abbaureaktionen können die<br />

Verzehrsfähigkeit ebenso beeinträchtigen wie sensorisch<br />

inakzeptable mikrobielle Stoffwechselprodukte<br />

(Kröckel 1995). Ziel einer guten Herstellungspraxis<br />

und im Sinne des vorbeugenden gesundheitlichen<br />

Verbraucherschutzes ist es daher,<br />

unerwünschte mikrobielle Aktivitäten zu unterbinden<br />

und die Exposition des Verbrauchers mikrobiellen<br />

Gefahren gegenüber auf ein verantwortbares<br />

Maß zu begrenzen.<br />

Eine umfangreiche Gesetzgebung sorgt heute<br />

da<strong>für</strong>, dass nur Fleisch gesunder Tiere an den<br />

Verbraucher abgegeben und zu Fleischerzeugnissen<br />

weiterverarbeitet werden darf. Wer gesundheitsgefährdende<br />

Lebensmittel in Verkehr bringt<br />

macht sich strafbar (Anonym 1997). Mittels geeigneter<br />

Konservierungsmaßnahmen (Kühlung, Fermentation,<br />

Pasteurisation, Pökeln, Zusatzstoffe,<br />

etc.) ist da<strong>für</strong> Sorge zu tragen, dass toxinbildende<br />

und infektiöse Mikroorganismen abgetötet oder in<br />

ihrer Entwicklung ausreichend gehemmt werden.<br />

Starter und Schutzkulturen<br />

Mikroorganismen spielen aber auch seit altersher<br />

eine wichtige Rolle bei der Herstellung und natürlichen<br />

Konservierung von Lebensmitteln (Biokonservierung).<br />

Es ist daher zweckmäßig, zwischen<br />

erwünschten und unerwünschten Mikroorganismen<br />

zu unterscheiden. Zu ersteren zählen bestimmte<br />

Milchsäurebakterien der Gattungen Lactobacillus<br />

und Pediococcus, die gewollte technologische und<br />

sensorische Veränderungen des Rohmaterials bewirken,<br />

z.B. die Säuerung des Rohwurstbräts. Während<br />

der Reifung der Rohwurst unterdrücken sie<br />

gleichzeitig das Wachstums unerwünschter<br />

Mikrorganismen. Der gezielte Einsatz solcher

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