Aus dem Institut für Ökologischen Landbau Trenthorst - vTI
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REINER BRUNSCH, Verfahrenstechnische Beiträge zur Integration von Tier- und Umweltschutzzielen 70<br />
Verfahrenstechnische Beiträge zur Integration von Tier- und Umweltschutzzielen<br />
REINER BRUNSCH *<br />
Kurzfassung<br />
Zielkonflikte zwischen gesellschaftlichen<br />
Forderungen zum Tier- und Umweltschutz<br />
existieren bei vielen Produktionsverfahren sowohl<br />
im konventionellen als auch im ökologischen<br />
<strong>Landbau</strong>. Wissenschaftler, die sich mit der<br />
Bewertung und Entwicklung von<br />
Tierhaltungsverfahren beschäftigen, müssen einen<br />
breiten interdisziplinären Ansatz berücksichtigen.<br />
Die Analyse naturwissenschaftlicher<br />
Zusammenhänge bildet die Grundlage <strong>für</strong><br />
Verfahrensoptimierungen. Im Sinn der integrierten<br />
Vermeidung und Verminderung von<br />
Umweltbelastungen ist der Ressourceneinsatz<br />
möglichst in seiner Gesamtheit zu berücksichtigen.<br />
An Beispielen wird gezeigt, dass es möglich ist,<br />
Tier- und Umweltschutzforderungen gleichermaßen<br />
zu erfüllen.<br />
Schlüsselwörter: Tierschutz, Umweltschutz,<br />
Tierhaltung, Emissionen<br />
Abstract<br />
Technical solutions for the integration of animal<br />
welfare and environmental protection goals<br />
Conflicts are existing between <strong>dem</strong>ands for<br />
animal welfare and environmental protection in<br />
several livestock production systems in<br />
conventional as well as in biological farming.<br />
Sustainable development calls for interdisciplinary<br />
scientific work, especially in the field of technology<br />
assessment. In the beginning of such work has to be<br />
started an analysis of basic connections in natural<br />
sciences. The view of scientific workers should be<br />
wider than it is the public discussion. The<br />
evaluation of resources and energy use is necessary<br />
as a whole in the sense of integrated strategies for<br />
environmental protection. Results from recent<br />
research are showing that it is possible to meet<br />
animal welfare and environmental protection in<br />
new housing systems.<br />
Keywords: Animal welfare, environmental<br />
protection, livestock farming, emissions<br />
Gesellschaftlicher Wertewandel als<br />
Herausforderung <strong>für</strong> die Verfahrensentwicklung<br />
Die landwirtschaftlichen Produktionsverfahren<br />
und technischen Entwicklungen orientierten sich in<br />
der Vergangenheit überwiegend an der ökonomi-<br />
* <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Agrartechnik Bornim e. V. (ATB), 14469 Potsdam<br />
schen Optimierung und an der Sicherung<br />
gewünschter Produkteigenschaften. In den letzten<br />
Jahrzehnten traten infolge des gesellschaftlichen<br />
Wertewandels ethische und ökologische Aspekte<br />
der Tierhaltung immer stärker in den Vordergrund.<br />
Gesetze zum Tierschutz und zum Umweltschutz<br />
legen Mindestanforderungen fest. Der<br />
landwirtschaftliche Naturalprozess stellt heute ein<br />
sehr komplexes Gebilde von Stoff-, Energie- und<br />
Informationsflüssen dar. Die Abb. 1 gibt eine<br />
vereinfachte Darstellung der Wechselbeziehungen<br />
wieder. Landwirte, insbesondere tierhaltende,<br />
stehen bei ihrer täglichen Arbeit vor <strong>dem</strong> Problem,<br />
das Zusammenspiel von biologischen und<br />
technischen Systemen zu optimieren und dabei die<br />
vielfältigen gesellschaftlichen Anforderungen zu<br />
beachten. Unterdessen existiert sowohl in der<br />
Wissenschaft, der Politik und der Beratung<br />
Konsens darüber, dass es Zielkonflikte zwischen<br />
Tierschutz- und Umweltschutzzielen gibt (BMVEL<br />
2002; Grimm et al. 2002).<br />
Landwirtschaftlicher Naturalprozess<br />
biologische<br />
Systeme<br />
Umwelt<br />
Mensch<br />
technische<br />
Systeme<br />
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />
(Rechtssetzung, öffentliche Meinung, Sozio-Ökonomie)<br />
Abbildung 1<br />
Stoff-, Energie- und Informationsflüsse im<br />
landwirtschaftlichen Produktionsprozess<br />
Als Beispiele seien genannt:<br />
(1) Die tiergerechtere Haltungsform von Rindern<br />
ist der Laufstall (Brunsch et al. 1996) gegenüber<br />
der historisch stark verbreiteten Anbindehaltung.<br />
Bei den Milchkühen ist allerdings die Laufstallhaltung<br />
mit der dreifachen Ammoniakemission<br />
(12 kg NH3-N je Tierplatz und Jahr) gegenüber einer<br />
Haltung im Anbindung (4 kg NH3-N je Tierplatz<br />
und Jahr) verbunden (Döhler et al. 2002).<br />
Trotz<strong>dem</strong> kommt in Deutschland wahrscheinlich