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um Lucy Woodall vom Natural History Museum,<br />

vor dessen Lärmschutzfensterfronten fischleer,<br />

begradigt und verpestet die Themse schwappt.<br />

In den sieben Weltmeeren schwimmen nach<br />

Berechnungen beinahe zweihundertsiebzigtausend<br />

Tonnen Plastikmüll, eine horrende<br />

Zahl, die jedoch nachgerade absurd, weil<br />

rätselhaft gering ist, vergleicht man damit<br />

die galaktische Menge an Kunststoffmüll,<br />

die wir alle tatsächlich ins Meer verklappen,<br />

nämlich geschätzte sechseinhalb Millionen<br />

Tonnen, denn das wahre Gewicht<br />

des Pfropfes, mit dem wir<br />

die Welt verstopfen,<br />

wer will es auch berechnen.<br />

Wo ist er hin, der ganze Wohlstandsdreck,<br />

muss man sich fragen.<br />

Bloß ein kleiner Teil des Mülls scheint<br />

in Form sichtbarer Partikel an der Wasseroberfläche<br />

zu schwimmen. Größere brechen<br />

im Gang der Wellen entzwei, werden zerrieben,<br />

zerschreddert, unter anderem durch UV-Licht,<br />

zu Winzigteilchen, die kaum auszumachen sind.<br />

Lagern sich Algen oder andere Kleinlebewesen<br />

auf ihnen ab, so gehen sie unter und sinken<br />

nicht anders als Schiffe, Flugzeuge oder ein<br />

Toter ins Dunkel hinunter auf den Grund.<br />

Lucy Woodalls Team analysierte zwölf<br />

Sedimentproben vom Meeresboden, die<br />

während Forschungsfahrten im Mittelmeer,<br />

im südwestlichen Indischen Ozean, aber<br />

auch im Nordostatlantik zwölf Jahre lang<br />

bis 2012 genommen worden sind. Auch<br />

vier Korallenproben wurden unterm<br />

Mikroskop und im Infrarot-Spektrometer<br />

untersucht. In allen Sedimentproben<br />

fanden sich Mikroplastikpartikel,<br />

meist faserförmig und gewöhnlich zwei<br />

bis drei Millimeter lang, oft aber unter<br />

bloß einem Zehntelmillimeter breit.<br />

Die Proben enthielten im Durchschnitt<br />

dreizehneinhalb Teilchen<br />

in je fünfzig Millilitern Flüssigkeit.<br />

Mehr als die Hälfte der Partikel war<br />

aus Viskose, was kein Plastik, sondern<br />

eine Kunstfaser ist auf Zellulosebasis, die<br />

in Zigarettenfiltern und zunehmend Kleidung<br />

Verwendung findet. Fische, Rochen, Haie, Wale<br />

und Schildkröten haben keine Verwendung dafür,<br />

für sie ist Viskose Gift, an dem sie zugrunde gehen<br />

168 WETTERSTATIONEN: KLIMAWANDEL SCHREIBEN

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