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gibt zu verstehen, dass sie sich wohl sputen müssen.<br />

„Das ist alles ganz toll, Tekk. Falls ich je mal nach Stavanger komme, sehe ich mir<br />

diese Domkirche ganz bestimmt mal an. Jetzt müssen wir aber dann auch los. Lassen Sie<br />

uns erst einmal frühstücken. Natürlich nur, wenn Sie fertig sind. Danach haben wir den<br />

ganzen Tag volles Programm“.<br />

Tekk befolgt Hans’ Anweisungen, zieht seine Wollstiefel an und geht hinter Hans zur<br />

Tür.<br />

„Vergessen Sie Ihren Schlüssel nicht!“ Hans zieht die Schlüsselkarte aus dem Schlitz<br />

und zieht die Tür hinter sich zu.<br />

2.<br />

In dem reizenden Café, werden sie von etlichen Gemälden und Kunstwerken an den<br />

Wänden angestarrt. Tekk fühlt sich auf den weichen Kissen nicht ganz wohl. Hans hat<br />

bereits Frühstück für beide bestellt und die Bedienung kommt gerade an den Tisch und<br />

serviert beiden ihre Bestellung: Hans bekommt Obstsalat, Tekk ein Omelett.<br />

Tekk starrt auf den Teller und rührt sein Essen nicht an.<br />

„Ich dachte, Sie mögen Eier?“, erkundigt sich Hans etwas besorgt.<br />

„Ja, schon. Ich dachte nur … gibt’s hier denn kein Fleisch?“<br />

„Fleisch? Ja, doch, klar. Das ist im Omelett innen drin“, erklärt Hans.<br />

Tekk stochert mit der Gabel im Omelett herum, traut dem Ganzen aber nicht. Ja, ein<br />

bisschen Schinken ist da schon drin, den er auch schnell aufisst, aber ganz zufrieden ist<br />

er nicht. „Ich dachte, die hätten hier vielleicht richtiges Fleisch.“<br />

„Sie möchten richtiges Fleisch? Ich kann Ihnen natürlich noch etwas<br />

Räucherschinken bestellen.“<br />

Hans ruft die Bedienung herüber und bestellt. Wenige Augenblicke später bringt sie<br />

einen Teller mit rosa Schinken und ein paar Melonenschnitzen an den Tisch.<br />

Jetzt ist Tekk endlich zufrieden. Er zieht sofort sein eigenes Messer aus der<br />

Tasche, das mit dem Griff aus Walrosselfenbein. Den Gästen um ihn herum läuft ein<br />

eiskalter Schauer über den Rücken, als sie dem jungen Inuk dabei zusehen, wie er die<br />

Schinkenscheiben eine nach der anderen mit seinem Messer aufspießt und sich hungrig<br />

in den Mund schiebt. Hans sieht ihm dabei zu, unterdrückt aber eine Bemerkung.<br />

Es dauert nicht lange und Tekk hat den gesamten Schinken verschlungen. Zurück<br />

bleiben nur die Melonenschnitze.<br />

Tekk putzt die Klinge seines Walrosselfenbeinmessers mit einer weißen Serviette und<br />

wischt sich anschließend damit den Mund ab. Jetzt endlich sagt er etwas.<br />

„Weißt du, Hans, das Fleisch hier ist einfach zu weich. Ich mag festes Fleisch, wie<br />

Karibufleisch. Das essen wir in Grönland.“<br />

„Ja, klar, Karibufleisch. Tut mir leid, aber das werden Sie in Deutschland leider<br />

vergeblich suchen.“<br />

„Du solltest auch mal festeres Fleisch probieren. Das ist gut für die Zähne.“<br />

Hans isst die letzten Bissen seines Obstsalats und sagt dann: „Ich bin Vegetarier.“<br />

„Was ist denn ein Vegetarier?“<br />

„Ein Vegetarier ist jemand, der kein Fleisch isst.“<br />

„Aber warum?“, fragt Tekk seinen deutschen Begleiter voller Verwunderung: „Sind<br />

deine Zähne denn nicht gut genug?“<br />

Hans lacht. „Meine Zähne sind einwandfrei“, sagt er, „so alt bin ich jetzt auch noch<br />

nicht! Aber mit meinen Zähnen hat das auch eigentlich gar nichts zu tun. Es ist nur so …<br />

wie soll ich sagen ….“ Er denkt ein paar Sekunden lang nach und entscheidet sich dann:<br />

„Tiere zu essen, ist schlecht für die Umwelt. Und gesund ist es überhaupt auch nicht.“<br />

Tekk schaut Hans verdutzt an. Er würde am liebsten laut loslachen, übt sich aber in<br />

214 WETTERSTATIONEN: KLIMAWANDEL SCHREIBEN

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