VGB POWERTECH 7 (2020) - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat
VGB PowerTech - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat. Issue 7 (2020). Technical Journal of the VGB PowerTech Association. Energy is us! Maintenance. Thermal waste utilisation
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Technical Journal of the VGB PowerTech Association. Energy is us!
Maintenance. Thermal waste utilisation
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A journey through 100 years <strong>VGB</strong> | Hydropower | <strong>VGB</strong> <strong>POWERTECH</strong> · Heft 4 (2002)<br />
Entwicklungspotentiale in der Wasserkraft<br />
Abfluss in m 3 /s<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 100 200 300 400<br />
Tage<br />
Bild 10. Dauerlinie für ein Kleinwasserkraftprojekt<br />
an der Würm, Pegel Schafhausen, BW.<br />
W Jahr = g H ∑ Q(t) (Q) ∆t<br />
Der Wirkungsgrad = f(Q) folgt für das jeweilige<br />
Zeitintervall aus der Turbinenkennlinie,<br />
womit die Wahl des Turbinentyps ins<br />
Spiel kommt. Für Niederdruckanlagen in typischen<br />
Flusskraftwerken sind doppeltregulierte<br />
Kaplan- sowie einfachregulierte Propellerturbinen<br />
mit konstanter Drehzahl st<strong>and</strong>ardmäßig<br />
im Einsatz. Früher wurden auch<br />
schnellläufige Francis-Turbinen verwendet,<br />
wie man am Umbau Kiebingen als Beispiel<br />
sieht. Das Betriebskennfeld für eine Kaplan-<br />
Turbine liefert bekanntermaßen als Einhüllende<br />
über eine Vielzahl von Propellerkurven<br />
ein großes nutzbares Betriebsgebiet. Die Propellerturbine<br />
hat dagegen nur eine begrenzte<br />
Charakteristik aufgrund des feststehenden<br />
Laufrades. Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />
muss zeigen, ob der höhere Preis für eine<br />
Kaplan-Turbine durch die größere erzielbare<br />
Energieproduktion und den daraus resultierenden<br />
Erlös gerechtfertigt ist.<br />
Seit Jahren ist insbesondere mit immer erfolgreicher<br />
werdender Anwendung in der<br />
Windkraft die Frequenzumrichtung eine attraktive<br />
Alternative. Die drehzahlvariable<br />
Turbine kann ebenfalls einen größeren Betriebsbereich<br />
ermöglichen – ähnlich wie eine<br />
Kaplan-Turbine –, ohne dass komplexe Mechanik<br />
notwendig ist. Bild 11 zeigt für<br />
zwei gewählte Drehzahlen unterschiedliche<br />
Schnitte durch das Kennfeld. Der Wirkungsgradgewinn<br />
ist bei kleinen Durchflüssen ganz<br />
erheblich.<br />
TWh<br />
20,00<br />
15,00<br />
10,00<br />
5,00<br />
0,00<br />
St<strong>and</strong>: 1999Wasser<br />
19,71<br />
2,65 1,17<br />
M ll<br />
Biomasse<br />
5,53<br />
Wind<br />
Photovoltaik<br />
Bild 12. In das elektrische Netz eingespeiste Energiemengen<br />
im Jahre 1999 (nach [11]).<br />
Mit zunehmender Variation der<br />
Drehzahl nimmt auch der Betriebsbereich<br />
zu. Auch bei der drehzahlvariablen<br />
Turbine ist durch geeignete<br />
Wahl der Drehzahl Drallfreiheit<br />
hinter dem Laufrad erreichbar. Damit<br />
ist auch dieser Turbinentypus in<br />
den Grenzbereichen laufruhiger als<br />
die einfachregulierte Turbine.<br />
Bei der drehzahlgeregelten Turbine<br />
muss allerdings der zusätzliche Verlust<br />
durch die Frequenzw<strong>and</strong>lung berücksichtigt<br />
werden, weil dieser Verlust<br />
bei den <strong>and</strong>eren beiden mechanisch<br />
geregelten Maschinen nicht<br />
auftritt. Obwohl mehrere Studien<br />
und Demonstrationsprojekte durchgeführt<br />
wurden [9], die eine erfolgreiche Anwendung<br />
drehzahlvariabler Turbinen insbesondere in<br />
der Kleinwasserkraft erwarten lassen, steht der<br />
eigentliche Nachweis in der Praxis noch aus.<br />
Leistung, Arbeit und Erntefaktor<br />
Gelegentlich entsteht der Eindruck, dass der<br />
Unterschied zwischen Leistung und Arbeit<br />
nicht so klar ist, wie er sein sollte. So wurde<br />
jüngst behauptet, in Deutschl<strong>and</strong> würden<br />
Windkraftanlagen mittlerweile 5 % des gesamten<br />
Energiebedarfs liefern. Wäre das tatsächlich<br />
so, dann würde inzwischen mit der<br />
Windkraft bereits mehr elektrischer<br />
Strom als mit der Wasserkraft erzeugt.<br />
Das ist natürlich (noch) nicht<br />
1<br />
der Fall. Nach Statistik des VDEW 0,8<br />
[11] trug 1999 die Windkraft etwa<br />
1 % zur Stromproduktion bei, die 0,6<br />
Wasserkraft rund 4,5 %, in der<br />
0,4<br />
Summe wären das also 5,5 %.<br />
Addiert man allerdings einfach die<br />
installierte Leistung aller Windkraftanlagen<br />
und vergleicht die<br />
Summe mit der Leistung des restlichen<br />
Kraftwerkparks in Deutschl<strong>and</strong>,<br />
kommt man in der Tat auf<br />
die genannten 5 %. Dass die<br />
Windkraftanlagen jedoch im<br />
Durchschnitt lediglich 15 bis 20 %<br />
der Zeit über laufen, wird dabei<br />
übersehen. Wichtig ist, dass nicht<br />
die installierte Leistung<br />
(in kW), sondern die tatsächlich<br />
geleistete Arbeit<br />
(in kWh) bewertet wird.<br />
Bei der Windkraft unterscheiden<br />
diese sich in der<br />
Bewertung immerhin fast<br />
0,02<br />
um den Faktor 5, wie die<br />
VDEW-Statistiken [11]<br />
auch belegen.<br />
Dabei ist dann immer<br />
noch unberücksichtigt,<br />
dass bei der Windkraft die<br />
Stromproduktion sehr<br />
ungleichmäßig erfolgt,<br />
rel. Wirkungsgrad<br />
0,2<br />
und zwar mit allen Problemen für das elektrische<br />
Netz und die Vorhaltung von Reserveenergie.<br />
Die Wasserkraft ist also entsprechend<br />
Bild 12 nach wie vor die wichtigste regenerative<br />
Energiequelle, die zur Erzeugung<br />
von elektrischem Strom zur Verfügung steht.<br />
In Bayern sind es rund 16 %, in Baden-Württemberg<br />
knapp 8 % und gesamthaft in<br />
Deutschl<strong>and</strong> 4,5 %, die den Beitrag an der<br />
Stromproduktion ausmachen. Dazu kommt<br />
ein relativ gleichmäßiges Energiedargebot als<br />
weiterer Vorteil gegenüber <strong>and</strong>eren erneuerbarer<br />
Energien. Augenfällig ist der weiterhin<br />
marginale Anteil der Photovoltaik an der<br />
Stromerzeugung in Deutschl<strong>and</strong>.<br />
Besonders eindrucksvoll zeigt sich die Überlegenheit<br />
der Wasserkraft in der Darstellung<br />
des Erntefaktors. Das ist der Energiegewinn<br />
bezogen auf den Energieaufw<strong>and</strong>, der über<br />
den gesamten Lebensweg bilanziert wird. Bei<br />
gleichem Energieaufw<strong>and</strong> erhält man demnach<br />
mit einer Wasserkraftanlage rund dreimal<br />
so viel Energie wie mit einer Windkraftanlage<br />
und fast 20 mal so viel wie mit einer<br />
Photovoltaikanlage (Bild 13).<br />
Ein ähnliches Resultat erhält man, wenn man<br />
die Nutzungsdauer von Wind- und Wasserkraftwerken<br />
vergleicht. Bei einem Laufwasserkraftwerk<br />
beträgt die Betriebsdauer 5000<br />
bis 6000 h/a, bei einem Windkraftwerk nur<br />
Nenndrehzahl<br />
n variabel<br />
50 % Nenndrehzahl<br />
0<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6<br />
rel. Durchfluss in Q/Q opt<br />
Bild 11. Propellerkurven bei Veränderung der Drehzahl<br />
(Prinzipskizze).<br />
Erntefaktor<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
56<br />
0<br />
Wasserkraft<br />
Erntefaktor =<br />
Bild 13. Erntefaktoren regenerativer Energiequellen<br />
im Vergleich (nach [12]).<br />
20<br />
Windkraft<br />
Energiegewinn<br />
Energieaufw<strong>and</strong><br />
3<br />
Photovoltaik<br />
44 <strong>VGB</strong> PowerTech 4/2002<br />
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