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Forschung Migration und Gesundheit im Rah - Bundesamt für ...

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Einleitung<br />

<strong>Rah</strong>el Gall Azmat, B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit (BAG)<br />

Ein Teil der <strong>Migration</strong>sbevölkerung ist grossen ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Risiken ausgesetzt, zusätzlich ist diese gegenüber Einhe<strong>im</strong>ischen<br />

hinsichtlich Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

oft benachteiligt. 1 Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wurde in Anlehnung<br />

an die WHO-Zielsetzung «Ges<strong>und</strong>heit <strong>für</strong> alle <strong>im</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>ert»<br />

2 die nationale Strategie «<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

2002–2007» 3 erarbeitet. Mit der Umsetzung der Strategie,<br />

<strong>für</strong> die federführend das B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit (BAG)<br />

beauftragt wurde, soll ein wesentlicher Schritt zu Solidarität<br />

<strong>und</strong> Chancengleichheit <strong>für</strong> alle Menschen <strong>im</strong> schweizerischen<br />

Ges<strong>und</strong>heitssystem gemacht werden. Langfristiges Ziel ist<br />

die Schaffung eines Ges<strong>und</strong>heitswesens, das auf eine durch<br />

<strong>Migration</strong> veränderte <strong>und</strong> durch Diversität charakterisierte Gesellschaft<br />

eingeht <strong>und</strong> den unterschiedlichen Bedürfnissen<br />

entspricht. Um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen,<br />

werden <strong>im</strong> <strong>Rah</strong>men der B<strong>und</strong>esstrategie <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

in folgenden fünf Interventionsbereichen Massnahmen<br />

umgesetzt:<br />

1. Bildung<br />

2. Information, Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

3. Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

4. Therapie- <strong>und</strong> Betreuungsangebote <strong>für</strong> Traumatisierte<br />

<strong>im</strong> Asylbereich<br />

5. <strong>Forschung</strong><br />

Obwohl die <strong>Forschung</strong>sarbeiten <strong>im</strong> Themenbereich <strong>Migration</strong><br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit in den letzten Jahren zugenommen haben,<br />

weisen die auf wissenschaftlicher Analyse basierenden Kenntnisse<br />

wesentliche Lücken auf. Im <strong>Rah</strong>men der erwähnten<br />

Strategie werden <strong>Forschung</strong>sprojekte unterstützt, um diese<br />

Lücken konkret anzugehen. Dazu wurde zunächst eine Studie<br />

in Auftrag gegeben, welche auf der Basis einer Literaturreview<br />

sowie anhand von Gesprächen mit ExpertInnen die Erkenntnisbedürfnisse<br />

erhob. Der Bericht diente als Ausgangslage,<br />

um die Themenbereiche abzustecken, innerhalb deren<br />

<strong>Forschung</strong>sprojekte gefördert werden sollten:<br />

Wie beeinflussen Herkunft <strong>und</strong> soziale Faktoren (z.B. Geschlecht,<br />

Aufenthaltsstatus, soziale Lage) die Diagnose, die<br />

Behandlung <strong>und</strong> den Behandlungserfolg sowie die Qualität<br />

von Interaktion <strong>und</strong> Kommunikation zwischen PatientIn <strong>und</strong><br />

der behandelnden Fachperson? Welches sind Qualitätskriterien<br />

hinsichtlich ihrer Beziehung <strong>und</strong> wie beeinflusst diese die<br />

Diagnose, die Behandlung <strong>und</strong> den Behandlungserfolg?<br />

6<br />

Welche strukturellen, institutionellen <strong>und</strong> organisatorischen<br />

Faktoren der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung beeinflussen den Inhalt<br />

<strong>und</strong> die Qualität von Kommunikation <strong>und</strong> Behandlung?<br />

Welche Beziehung besteht bei MigrantInnen zwischen der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung (Zugang, Behandlungserfolg) <strong>und</strong> der<br />

rechtlichen Situation (Aufenthaltsstatus, Versicherung, soziale<br />

<strong>und</strong> politische Rechte, Grad der institutionellen <strong>und</strong> sozialen<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung)?<br />

Welche Konzepte transkultureller Kompetenz existieren<br />

<strong>und</strong> wie können sie an Mitglieder verschiedener Ges<strong>und</strong>heitsberufe<br />

vermittelt werden? Welchen Einfluss haben sie auf die<br />

Behandlungsqualität <strong>und</strong> die Zufriedenheit?<br />

Welche Ges<strong>und</strong>heitsressourcen haben die MigrantInnen<br />

selbst (z.B. soziale Netzwerke, traditionelle Behandlungsmethoden,<br />

psychologische, religiöse <strong>und</strong> emotionale Ressourcen)<br />

<strong>und</strong> wie können sie in einer Behandlung eingesetzt werden?<br />

Welche Qualitätskriterien können <strong>für</strong> den Einsatz von interkulturellen<br />

ÜbersetzerInnen best<strong>im</strong>mt werden <strong>und</strong> wie ist<br />

deren Auswirkung auf die Behandlungsqualität? 4<br />

Die <strong>Forschung</strong>en, die <strong>im</strong> vorliegenden Sammelband vorgestellt<br />

<strong>und</strong> <strong>im</strong> <strong>Rah</strong>men der B<strong>und</strong>esstrategie <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

unterstützt werden, können nicht alle diese Fragen<br />

beantworten, aber sie orientieren sich daran:<br />

Im Artikel von Gajo wird die Frage angegangen, wie transkulturelle<br />

Kompetenz konzipiert werden kann <strong>und</strong> wie sie von<br />

Mitgliedern verschiedener Berufsgruppen verstanden <strong>und</strong> umgesetzt<br />

wird. Anschliessend beschreibt Hudelson ihr Projekt,<br />

in dem ein Instrument zur Beurteilung eben dieser transkulturellen<br />

Kompetenz von ÄrztInnen entwickelt <strong>und</strong> eingesetzt<br />

wird.<br />

Kamm <strong>und</strong> Kaya untersuchen, welche (bisher brachliegenden)<br />

Ressourcen bei ausländischem Spitalpersonal vorhanden<br />

sind <strong>und</strong> wie ein Spital sie fördern <strong>und</strong> nutzen kann. Auch in<br />

den Beiträgen von Büchi <strong>und</strong> Obrist sowie von Achermann<br />

<strong>und</strong> Ch<strong>im</strong>ienti geht es um die Ressourcenfrage, allerdings<br />

hinsichtlich der MigrantInnen. Im ersten Beitrag werden die<br />

Ges<strong>und</strong>heitsressourcen von Personen aus Ländern südlich<br />

der Sahara untersucht, <strong>und</strong> es wird ermittelt, wovon deren<br />

Vorhandensein <strong>und</strong> Einsatz abhängig sind. Im zweiten Artikel<br />

wird dargestellt, welchen Ges<strong>und</strong>heitsrisiken Personen mit<br />

prekärem Aufenthaltsstatus ausgesetzt sind <strong>und</strong> auf welche<br />

Ressourcen sie zurückgreifen können.<br />

Die Studie von Hunkeler <strong>und</strong> Müller analysiert, welchen Einfluss<br />

eine unsichere Aufenthaltssituation auf das psychische<br />

Befinden der betroffenen Personen hat. Die psychische Ges<strong>und</strong>heit<br />

ist auch Gegenstand der Untersuchung von Frick et<br />

al. Die Autoren haben versorgungsepidemiologische Daten<br />

1 Vgl. z.B. Weiss, Regula, 2003: Macht <strong>Migration</strong> krank? Eine transdisziplinäre Übersicht<br />

über die Ges<strong>und</strong>heit von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten. Zürich: Seismo.<br />

2 http://www.euro.who.int/document/health21/wa540ga199heger.pdf<br />

3 B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit, 2002: Strategie <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 2002–2006.<br />

Die Strategie wurde <strong>im</strong> Mai 2005 durch den B<strong>und</strong>esrat bis Ende 2007 verlängert.<br />

Weitere Informationen unter www.bag.admin.ch/themen/ges<strong>und</strong>heitspolitik/00394/00395<br />

4 Maggi, Jenny, in Zusammenarbeit mit Sandro Cattacin, 2003: Needed Basic Research<br />

in <strong>Migration</strong> and Health 2002–2006 in Switzerland. Research report 29/2003<br />

of the Swiss Forum for <strong>Migration</strong> and Population Studies. Neuchâtel: SFM.

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