Forschung Migration und Gesundheit im Rah - Bundesamt für ...
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Tabelle 4: Pearson-Korrelation der alters-, geschlechts- <strong>und</strong> nationalitätenspezifischen JPP in 170 Gemeinden <strong>und</strong> 12 Stadtkreisen <strong>im</strong> Jahre 2002.<br />
2002 CH Männer CH Männer CH Männer CH Frauen CH Frauen CH Frauen Nicht-CH Nicht-CH Nicht-CH Nicht-CH Nicht-CH Nicht-CH<br />
jung mittel alt jung mittel alt M. jung M. mittel M. alt F. jung F. mittel F. alt<br />
CH Männer<br />
jung<br />
CH Männer<br />
1 0,343(**) 0,251(**) 0,219(**) 0,288(**) 0,272(**) 0,038 -0,002 0,173(*) 0,166(*) 0,300(**) -0,007<br />
mittel<br />
CH Männer<br />
0,343(**) 1 0,281(**) 0,411(**) 0,399(**) 0,214(**) 0,122 -0,011 -0,052 0,106 -0,02 -0,011<br />
alt<br />
CH Frauen<br />
0,251(**) 0,281(**) 1 0,158(*) 0,174(*) 0,186(*) 0,093 0,065 0,274(**) 0,095 -0,055 -0,032<br />
jung<br />
CH Frauen<br />
0,219(**) 0,411(**) 0,158(*) 1 0,255(**) 0,191(**) 0,018 0,094 -0,055 0,141 -0,043 0,086<br />
mittel<br />
CH Frauen<br />
0,288(**) 0,399(**) 0,174(*) 0,255(**) 1 0,369(**) 0,002 0,067 -0,05 0,061 -0,023 0,084<br />
alt<br />
Nicht-CH<br />
0,272(**) 0,214(**) 0,186(*) 0,191(**) 0,369(**) 1 0,013 0,044 -0,046 0,220(**) -0,045 0,071<br />
Männer jung<br />
Nicht-CH<br />
0,038 0,122 0,093 0,018 0,002 0,013 1 -0,032 -0,039 0,111 -0,009 -0,03<br />
Männer mittel<br />
Nicht-CH<br />
-0,002 -0,011 0,065 0,094 0,067 0,044 -0,032 1 0,180(*) 0,026 -0,033 -0,022<br />
Männer alt<br />
Nicht-CH<br />
0,173(*) -0,052 0,274(**) -0,055 -0,05 -0,046 -0,039 0,180(*) 1 -0,051 -0,015 0,026<br />
Frauen jung<br />
Nicht-CH<br />
0,166(*) 0,106 0,095 0,141 0,061 0,220(**) 0,111 0,026 -0,051 1 -0,015 -0,029<br />
Frauen mittel<br />
Nicht-CH<br />
0,300(**) -0,02 -0,055 -0,043 -0,023 -0,045 -0,009 -0,033 -0,015 -0,015 1 -0,02<br />
Frauen alt -0,007 -0,011 -0,032 0,086 0,084 0,071 -0,03 -0,022 0,026 -0,029 -0,02 1<br />
tragen wird oder ob die höhere Inanspruchnahme die Folge<br />
von geringeren (objektiven oder subjektiven) Zugangsschwellen<br />
<strong>für</strong> die psychiatrischen Behandlungen oder veränderten<br />
Behandlungsgewohnheiten darstellt, kann aus den Registerdaten<br />
der kantonalen Entlassungsstatistik nicht entschieden<br />
werden. Immerhin gilt zumindest <strong>für</strong> depressive Erkrankungen<br />
eine positive Korrelation zwischen stationärer Inanspruchnahme<br />
<strong>und</strong> bevölkerungsbezogener Morbidität als erwiesen. Andererseits<br />
sind aber steigende Inanspruchnahmeraten in anderen<br />
Behandlungssystemen (z.B. Niederlande) klar auf einen<br />
früheren Behandlungsbeginn <strong>im</strong> Lebenszyklus von psychisch<br />
Erkrankten <strong>und</strong> eine insgesamt bessere Zugänglichkeit stationärer<br />
Angebote zurückgeführt worden. Beide Trends können<br />
<strong>für</strong> Zürich mangels epidemiologischer Surveys mit standardisierter<br />
Beurteilung der psychischen Morbidität, wie sie z.B. <strong>für</strong><br />
Deutschland existieren, als Erklärung nicht ausgeschlossen<br />
werden. Für die Schweiz wäre weiter abzuklären, inwiefern<br />
sich durch den Strukturwandel <strong>im</strong> Versorgungsangebot (Reduktion<br />
der Bettenzahlen, kürzere Aufenthaltsdauer) allenfalls<br />
auch ein Drehtüreffekt einstellt, der sich auch in den Ergebnissen<br />
der vorliegenden Studie bemerkbar macht.<br />
Dass sich <strong>im</strong> Verlauf der Beobachtungsperiode gerade junge<br />
<strong>und</strong> ältere männliche Ausländer in ihren Hospitalisierungsraten<br />
den schweizerischen Altersgenossen annäherten, könnte eine<br />
Folge der sozialen Integration in einem doppelten Sinne sein:<br />
Bei jungen männlichen Ausländern handelt es sich in verstärktem<br />
Masse um schon in der Schweiz geborene Ausländer der<br />
zweiten Generation. Bei alten Ausländern ist die Aufenthaltsdauer<br />
in der Schweiz ebenfalls verlängert, weil der lebensgeschichtliche<br />
Zeitpunkt der Einwanderung in die Schweiz meist<br />
<strong>im</strong> jüngeren Erwachsenenalter liegt (Heiniger et al., 2004).<br />
Bei den Männern mittleren Alters wäre die geringere psychiatrische<br />
Hospitalisierung dann ein sogenannter «Healthy<br />
Migrant»-Effekt (Wingate & Alexander, 2006). Asylsuchende<br />
<strong>und</strong> deren verschlechterter psychischer Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />
(Weiss, 2003) sind unter der ausländischen Wohnbevölkerung<br />
Zürichs mit 2,1% nämlich klar eine kleine Minderheit (Bentz,<br />
2003). Das Phänomen des Rückgangs des Healthy-Migrant-<br />
Effekts bei längerer Aufenthaltsdauer <strong>im</strong> Zielland wird in der<br />
internationalen Literatur <strong>im</strong> somatischen Bereich zurzeit intensiv<br />
diskutiert. Es wird dabei angesprochen, dass die längere<br />
Aufenthaltsdauer (mit vollzogener Integration) zu verstärkten<br />
Konflikten mit den Erwartungen der Herkunftsgemeinschaft<br />
führen kann <strong>und</strong> dies dann einen ges<strong>und</strong>heitsschädigenden<br />
Einfluss n<strong>im</strong>mt. Generell wird auch davon ausgegangen, dass<br />
längere Erfahrungen mit Rassismen <strong>und</strong> Diskr<strong>im</strong>inierungen ursächlich<br />
beteiligt sein könnten (Wingate & Alexander 2006).<br />
Umgekehrt könnte <strong>für</strong> unsere Ergebnisse auch argumentiert<br />
werden, dass sich <strong>für</strong> die Ausländer mit kurzem Aufenthalt<br />
in der Schweiz erhebliche Zugangsbarrieren (sei es aufgr<strong>und</strong><br />
mangelnder Integration oder aufgr<strong>und</strong> von Barrieren <strong>im</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
selber) stellen, so dass sie <strong>im</strong> Krankheitsfall<br />
gar nicht zu einer (allenfalls notwendigen Hospitalisation) kommen.<br />
Für eine differenzierte Antwort auf diese Interpretationsstränge<br />
wäre weitere <strong>Forschung</strong> notwendig.<br />
Wenn unsere Hypothese einer Angleichung psychischer Behandlungsraten<br />
durch soziale Integration bei den Männern zutrifft,<br />
dann kann daraus <strong>für</strong> die jungen ausländischen Frauen<br />
abgeleitet werden, dass die Angleichung ihrer Inanspruchnahmegewohnheiten<br />
an die gleichaltrigen Schweizerinnen derzeit<br />
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