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Journal asmac No 2 - avril 2024

Système - Société, santé, salubrité Politique - Deux initiatives à l’épreuve Psychoanaleptiques - Utilisation off-label dans les soins palliatifs Tiques - Les infections rares

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Perspectives<br />

häufiger, wenn bei den beschriebenen Fallserien<br />

nicht (frühzeitig) antibiotisch behandelt<br />

worden wäre. Leukozytopenie,<br />

Thrombozytopenie und erhöhte Transaminasen<br />

wurden beschrieben.<br />

Diagnostik<br />

Der mikroskopische Direktnachweis von<br />

Borrelien im Blutausstrich ist die verfügbare<br />

Diagnostik der Wahl, bedingt aber<br />

erfahrene Mikroskopierende. Serologische<br />

Tests sind nicht verfügbar. Molekulare<br />

Methoden oder die Kultur in Spezialmedien<br />

werden nur in wenigen Labors durchgeführt.<br />

Therapie<br />

Bei schwerem Rückfallfieber sind intravenöses<br />

Penicillin G oder Ceftriaxon die<br />

Therapie der Wahl. Amoxicillin ist weniger<br />

wirksam. Im Verlauf oder bei milderen<br />

Erkrankungen wird Doxycyclin, bei Kontraindikationen<br />

Azith romycin, eingesetzt.<br />

Innerhalb von Stunden nach Beginn einer<br />

antibiotischen Therapie kann eine Jarisch-Herxheimer-Reaktion<br />

mit Fieber<br />

und mit akuter schwerer Exazerbation der<br />

Symptomatik auftreten [21].<br />

Bei der B. miyamotoi-Infektion scheinen<br />

Doxycyclin, Amoxicillin und Ceftriaxon<br />

effektive Therapieoptionen [22].<br />

Babesiose<br />

Die Babesiose wird durch die Protozoen<br />

Babesia microti, B. divergens und andere<br />

Babesienarten verursacht, welche die Erythrozyten<br />

infizieren und meist durch Zecken,<br />

aber selten auch durch Bluttransfusionen<br />

oder transplazentar übertragen<br />

werden. In den Oststaaten der USA ist das<br />

Risiko relevant, dass eine mit B. microti<br />

infizierte Person Blut spendet, da diese Infektion<br />

über Monate im Blut persistieren<br />

und asymptomatisch verlaufen kann.<br />

Epidemiologie<br />

Die häufigste humanpathogene Art, B. microti,<br />

kommt vor allem in den nordöstlichen<br />

und mittelwestlichen Staaten der<br />

USA und sporadisch in anderen Ländern<br />

der nördlichen Hemisphäre vor. Obwohl<br />

der Erreger auch in Zecken und Tierreservoire<br />

in Europa und der Schweiz nachgewiesen<br />

wurde [25, 26], wurden in Europa<br />

erst anekdotische Fallbeschreibungen von<br />

humanen B. microti-Infektionen publiziert<br />

[27]. In Europa wurden bisher weniger als<br />

100 Kasuistiken von Babesiosen publiziert,<br />

die vor allem durch B. divergens, Babesia<br />

venatorum (auch Babesia sp. EU1 genannt)<br />

sowie vereinzelt durch eine neuartige Babesia<br />

crassa-like Babesienart verursacht<br />

wurden [28 – 30].<br />

Klinik<br />

Die Infektion verläuft bei Immungesunden<br />

oft asymptomatisch, kann aber auch<br />

zu schweren Erkrankungen und zum Tod<br />

führen. Die klinische Präsentation ist –<br />

nach einer Inkubationszeit von einer bis<br />

vier Wochen – meist ein unspezifisches<br />

febriles Krankheitsbild [31]. Die Erkrankung<br />

beginnt mit Prodromi wie Müdigkeit<br />

und Malaise, gefolgt von Fieber mit unterschiedlichen<br />

Allgemein beschwerden<br />

wie Frösteln, Schwitzen, Kopfschmerzen,<br />

Myalgien und Arthralgien, Nausea, trockener<br />

Husten und zum Teil Abdominalbeschwerden.<br />

Labormässig steht eine hämolytische<br />

Anämie im Vordergrund; die<br />

Leberenzyme sind oft etwas erhöht und<br />

zum Teil wird eine Thrombozytopenie beobachtet.<br />

Bei splenektomierten, immundefizienten<br />

oder älteren Personen kann es<br />

zu schwersten Infektionen mit pulmonalen<br />

Komplikationen, disseminierter intravasaler<br />

Gerinnung, Herzinsuffizienz, Milzruptur<br />

und Koma kommen, die zum Tod<br />

führen können. Koinfektionen mit gleichzeitig<br />

anderen Zecken-übertragenen Infektionen<br />

wurden beobachtet.<br />

Diagnostik<br />

Die Diagnose erfolgt mittels Mikroskopie<br />

eines nach Wright- Giemsa gefärbten<br />

Blutausstrichs. Die Parasiten finden sich<br />

intraerythrozytär und können mit Malariaparasiten<br />

verwechselt werden. Der molekulare<br />

DNA- Nachweis oder Serologien<br />

(Immunfluoreszenz) werden in Speziallabors<br />

angeboten. Eine Serokonversion oder<br />

ein vierfacher Titeranstieg sind diagnostisch,<br />

was aber erst im Verlaufe der Infektion<br />

nach Antikörperbildung beobachtet<br />

werden kann. Bei schweren Krankheitsbildern<br />

ist somit die schnelle Mikroskopie<br />

des Blutbildes entscheidend.<br />

Therapie<br />

Bei leichten bis mittelschweren Infektionen<br />

werden Atovaquon 2 × 750 mg plus<br />

Azithromycin 500 bis 1000 mg peroral für<br />

sieben bis zehn Tage oder Clindamycin<br />

plus Chinin eingesetzt. Bei schweren Erkrankungen<br />

werden intensivmedizinische<br />

Massnahmen, Austauschtransfusionen<br />

und verschiedene Medikamentenkombinationen<br />

eingesetzt [32].<br />

Zecken-übertragene virale Infektionen<br />

Die virologische Taxonomie der Zeckenübertragenen<br />

Viren umfasst ein diverses<br />

Spektrum von Viren aus sechs Familien:<br />

Flaviviridae, Bunyaviridae, Orthomyxoviridae,<br />

Rhabdoviridae, Reoviridae und Asfarviridae<br />

(kein humanpathogener Vertreter:<br />

Afrikanisches Schweinepestvirus). Klinisch<br />

verursachen die Viren fieberhafte Erkrankungen,<br />

Meningoenzephalitis oder hämorrhagische<br />

Fieber [33 – 36].<br />

Virale Zecken-Enzephalitis<br />

Epidemiologie<br />

In Tabelle 1 sind eine Auswahl von Zeckenenzephalitis-Viren,<br />

deren Vektoren und<br />

ihre Verbreitungsgebiete dargestellt. Abgesehen<br />

von der in Europa häufigen FSME<br />

treten die anderen viralen Infektionen<br />

sporadisch in lokalisierten Endemiegebieten<br />

auf und werden wohl aufgrund einer<br />

nicht zugänglichen Erreger-spezifischen<br />

Diagnostik oft nicht virologisch klassifiziert.<br />

Klinik<br />

Viele Infektionen verlaufen asymptomatisch<br />

oder mild oder klingen nach einer<br />

Fieberphase ab; andere verlaufen zweiphasig,<br />

mit einer initialen Fieberphase, gefolgt<br />

– nach einer afebrilen Periode – von<br />

einer meningoenzephalitischen Phase.<br />

Akute meningitische oder enzephalitische<br />

Erkrankungen sind ebenfalls möglich.<br />

Die meningoenzephalitischen Erkrankungen<br />

manifestieren sich als lymphozytäre<br />

Meningitis oder Enzephalitis<br />

mit Bewusstseinseinschränkungen und<br />

manchmal neurologischen Ausfällen. Zur<br />

Differenzialdiagnostik gehört eine exakte<br />

Reiseanamnese.<br />

Die Klinik einer menschlichen Louping-ill-Infektion<br />

ähnelt der zentraleuropäischen<br />

FSME, verläuft ebenfalls in zwei<br />

Phasen, aber milder. Die Eyach-Virus-Infektion<br />

manifestiert sich mit Fieber, Kopfund<br />

Gliederschmerzen. Bei etwa der Hälfte<br />

der Erkrankten kommt es zu einer zweiten<br />

Phase mit Meningitis, Orchitis, Myokarditis<br />

und Magen-Darmblutungen. Die<br />

Bhanjavirus-Infektion ist eine fieberhafte<br />

Erkrankung mit Meningoenzephalitis und<br />

Paresen. Tribecvirus und Lipovnikvirus<br />

verursachen eine fieberhafte Erkrankung<br />

mit aseptischer Meningoenzephalitis. Das<br />

Alongshan-Virus als Ursache einer fieberhaften<br />

Erkrankung wurde kürzlich erstmals<br />

in China beschrieben [37]. Inzwischen<br />

wurde das Virus auch in der Schweiz<br />

[38, 39] und anderen europäischen Ländern<br />

in Ixodes-Zecken gefunden. Ob und<br />

wie häufig das Virus auch in Europa zu febrilen<br />

Erkrankungen führt, ist zurzeit unbekannt.<br />

54<br />

2/24 vsao /<strong>asmac</strong> <strong>Journal</strong>

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