Journal asmac No 2 - avril 2024
Système - Société, santé, salubrité Politique - Deux initiatives à l’épreuve Psychoanaleptiques - Utilisation off-label dans les soins palliatifs Tiques - Les infections rares
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Psychoanaleptiques - Utilisation off-label dans les soins palliatifs
Tiques - Les infections rares
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Perspectives<br />
Diagnostik<br />
Eine Erreger-spezifische molekulare Diagnostik<br />
erfolgt aus Blut oder Liquor, die aber<br />
meist nur in Speziallabors durchgeführt<br />
wird. In der Phase der Enzephalitis oder<br />
Meningitis sind die molekularen Tests<br />
zum Teil negativ, da es sich um eine immunologische<br />
Reaktion handelt und die Viren<br />
nicht mehr nachweisbar sind. Verschiedene<br />
Viren können in Zellkultursystemen<br />
isoliert werden. Spezifische serologische<br />
Tests sind – ausser zum Nachweis einer<br />
FSME – nicht breit verfügbar.<br />
Therapie<br />
Eine kausale antivirale Therapie ist nicht<br />
bekannt.<br />
Krim-Kongo und andere virale<br />
hämorrhagische Zeckenbissfieber<br />
Die Zecken-übertragenen hämorrhagischen<br />
Fieber werden in Tabelle 1 aufgelistet.<br />
Die Differenzialdiagnose erfordert eine<br />
präzise Reise- und Berufsanamnese.<br />
Das Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fiebervirus<br />
(KKHFV) wird durch Zecken, nosokomial<br />
durch Sekrete von Erkrankten oder<br />
kontaminierte Gegenstände sowie durch<br />
Blut und Sekrete von Tieren (nicht aber<br />
Fleisch) übertragen. Ziel zellen des Virus<br />
sind mononukleäre Phagozyten, Endothelzellen<br />
und Hepatozyten.<br />
Epidemiologie<br />
Das im Mittelmeerraum, in Osteuropa, Afrika<br />
und Asien endemische KKHFV ist zwar<br />
in Europa selten, aber differenzialdiagnostisch<br />
relevant, da es eine erhebliche Sterblichkeit<br />
verursacht und auch von erkrankten<br />
Personen oder infizierten Tieren auf<br />
andere Menschen übertragen werden kann.<br />
Der Zecken-Vektor ist Hyalomma sp. [40,<br />
41]. Beruflich exponierte Personen arbeiten<br />
in der Tierzucht, im Schlachthof oder der<br />
Veterinärmedizin. Folgende Länder Eurasiens<br />
haben KKHF gemeldet: Albanien, Armenien,<br />
Bulgarien, Griechenland, Kazakhstan,<br />
Kosovo, Russland, Serbien, Spanien,<br />
Tajikistan, Türkei, Turkmenistan, Ukraine,<br />
Usbekistan. Zwischen 2008 und 2020 wurden<br />
von den Europäischen Centres for Disease<br />
Control in Europa jährlich zwischen<br />
2 und 14 Erkrankungen erfasst [42].<br />
Klinik<br />
Die KKHFV-Infektion kann asymptomatisch<br />
oder subklinisch verlaufen. Nach einer<br />
Inkubationsperiode von ein bis neun<br />
Tagen (bis über 50 Tage sind berichtet)<br />
präsen tieren sich symptomatische Personen<br />
vorerst mit einer unspezifischen fieberhaften<br />
Erkrankung mit Myalgien,<br />
Schwindel, Lichtempfindlichkeit, Nausea<br />
und Abdominalschmerzen. Nach dieser<br />
prähämorrhagischen Phase können Petechien,<br />
Ekchymosen, Schleimhautblutungen,<br />
Nasenbluten, Blutungen im Gastrointestinaltrakt,<br />
in den Harnwegen, Atemwegen<br />
und dem Zentralnervensystem, eine<br />
nekrotisierende Hepatitis und konsekutiv<br />
ein Multiorganversagen auftreten, mit einer<br />
Sterblichkeit von 5 % (und höher). Die<br />
lange Genesungsphase ist charakterisiert<br />
durch Leistungsintoleranz, Kopfschmerzen,<br />
Schwindel, Gemütsschwankungen,<br />
zum Teil Aggressivität, Tachykardie, Polyneuropathie,<br />
Hör- und Visusverminderung<br />
oder kognitiven Funktionseinbussen.<br />
Diagnostik<br />
Das Virus kann bis 10 – 15 Tage nach Infektion<br />
mittels molekularer Methoden direkt<br />
nachgewiesen werden. Eine spezifische<br />
IgM-Antikörperantwort beginnt ab Tag<br />
fünf. Die Serokonversion oder ein vierfacher<br />
IgG-Titeranstieg unterstützen die Diagnose,<br />
kommen aber für die zeitnahe Patientenbetreuung<br />
zu spät. Probenmaterial<br />
muss unter Biosicherheitsmassnahmen<br />
entnommen und verarbeitet werden.<br />
Therapie<br />
Die Therapie ist primär eine supportive.<br />
Oral oder intravenös verabreichtes Ribavirin<br />
wurde als antivirale Behandlung verwendet,<br />
aber ohne klare Evidenz. Der Stellenwert<br />
von Rekonvaleszentenserum wird<br />
reevaluiert.<br />
Tularämie<br />
Die im Volksmund «Hasenpest» genannte<br />
bakterielle Infektion durch Francisella tularensis<br />
ist eine Zoonose, die verschiedene<br />
Übertragungswege hat: Zecken- oder Insektenstich;<br />
direkter Kontakt mit infizierten<br />
Tieren oder Kadavern; oder Inhalation<br />
oder Kontakt mit kontaminiertem Staub<br />
oder Wasser.<br />
Epidemiologie<br />
In der Schweiz untersteht die Tularämie<br />
der Meldepflicht. Bei rund 45 % der gemeldeten<br />
Fälle wird ein Zecken- oder «Insektenstich»<br />
als Übertragungsweg gemeldet;<br />
bei einem Drittel eine Exposition gegenüber<br />
Tieren, einer Quelle mit nicht trinkbarem<br />
Wasser oder dem Einatmen von<br />
Staub oder Aerosolen in landwirtschaftlicher<br />
Umgebung. In rund 20 % bleibt die<br />
Exposition unbekannt. Währenddem vor<br />
20 Jahren nur wenige Infektionen gemeldet<br />
wurden, beträgt die durchschnittliche<br />
Zahl von in der Schweiz Zecken-übertragener<br />
Tularämie in den letzten Jahren<br />
rund 60 pro Jahr (2018: 71 Fälle) [43]. F.<br />
tularensis wurde in der Schweiz in 0.12 %<br />
und in Süddeutschland in 8 % von untersuchten<br />
Zecken nachgewiesen [44, 45].<br />
Klinik<br />
Generell kann die Tularämie klinisch<br />
sechs Verlaufsformen zeigen: die (1) ulzeroglanduläre,<br />
(2) glanduläre, (3) okuloglanduläre,<br />
(4) oropharyngeale, (5) pneumonische<br />
und (6) typhoidale Form. Abhängig<br />
vom Ansteckungsweg entwickeln<br />
sich unterschiedliche Krankheitsbilder,<br />
die von Allgemeinsymptomen wie Fieber,<br />
Muskel- und Gelenkschmerzen begleitet<br />
werden. Nach einem Zeckenstich kommt<br />
es an der Stichstelle meist zu einem kleinen<br />
Ulkus (Eschar) und in der Folge zu einer<br />
Anschwellung der regionalen Lymphknoten<br />
(glanduläre Tularämie).<br />
Diagnostik<br />
Die Bakterien können aus Blut oder Biopsiematerial<br />
unter Biosicherheitsmassnahmen<br />
kultiviert werden. Kulturen nach Beginn<br />
von Antibiotika sind oft negativ. Im<br />
Verlauf der Erkrankung können serologisch<br />
spezifische Antikörper nachgewiesen<br />
werden, was aber für die Diagnostik in<br />
der Akutphase zu Verzögerungen führt.<br />
Der molekulare Nachweis von F. tularensis<br />
DNA kann aus Biopsiematerial (Eschar,<br />
Lymphknoten) gelingen.<br />
Therapie<br />
Bei mildem bis moderatem Verlauf (ambulant)<br />
ist die Therapie der Wahl Ciprofloxacin<br />
2 × 500 mg für 10 – 14 Tage. Mit<br />
einer erhöhten Rezidivrate ist beim Einsatz<br />
von Doxycyclin 2 × 100 mg für<br />
14 – 21 Tage zu rechnen. Bei schwerem Verlauf<br />
ist eine intravenöse Therapie mit<br />
Gentamicin 5 mg / kg Körpergewicht 1×<br />
täglich nötig plus Ciprofloxacin 2 × 500 mg<br />
peroral oder 2 × 400 mg intravenös für<br />
10 – 14 Tage.<br />
Seltene Zecken-übertragene<br />
Infektionen<br />
Weitere Pathogene wurden in Zecken<br />
nachgewiesen: Candidatus Neoehrlichia<br />
mikurensis wurde in der Schweiz in<br />
6.2 – 6.4 % von untersuchten Zecken gefunden<br />
[10, 11]; Coxiella als Erreger des Q-Fiebers<br />
in Europa durchschnittlich in 4.8 %<br />
[46] (in der Schweiz in 0 % [9]), wobei unklar<br />
bleibt, ob es tatsächlich zu Zeckenübertragenen<br />
Infek tionen durch C. burnetii<br />
beim Menschen kommen kann. Die<br />
vsao /<strong>asmac</strong> <strong>Journal</strong> 2/24 55