Journal asmac No 2 - avril 2024
Système - Société, santé, salubrité Politique - Deux initiatives à l’épreuve Psychoanaleptiques - Utilisation off-label dans les soins palliatifs Tiques - Les infections rares
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Tiques - Les infections rares
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Perspectives<br />
wenig symptomatisch und heilen bei immungesunden<br />
Personen ohne Antibiotika.<br />
Es ist noch unklar, ob die häufig in Zecken<br />
nachgewiesenen R. helvetica von<br />
klinischer Relevanz sind.<br />
Bild: Adobe Stock<br />
Chronische Beschwerden<br />
und Postinfektionssyndrome<br />
Das Post-Treatment-Lyme-Disease-Syndrom<br />
wird anderswo dargestellt [54]. Bekannt<br />
sind mögliche neurologische Folgeerkrankungen<br />
sowie lange Rekonvaleszenzphasen<br />
nach Infektionen mit FSME und<br />
KKHFV. Nach anderen Zecken-übertragene<br />
viralen Erkrankungen des Zentralnervensystems<br />
können wohl ähnliche verzögerte<br />
Heilungsphasen und neurologische Folgen<br />
vorkommen. Die Anaplasmose, Ehrlichiose<br />
oder Babesiose führen – nach Behandlung –<br />
nicht zu chronischer Fatigue, Leistungsintoleranz<br />
oder Erschöpfung, auch nicht bei<br />
einer Koinfektion mit B. burgdorferi [55].<br />
Schwangerschaft und Stillen<br />
Ein Screening auf Zecken-übertragene Infektionen<br />
in der Schwangerschaft ist nicht<br />
sinnvoll. Demgegenüber soll bei symptomatischen<br />
Schwangeren die Differenzialdiagnose<br />
von Zecken-übertragenen Infektionen<br />
erwogen und gegebenenfalls lege<br />
artis behandelt werden.<br />
Aufgrund der Analogie mit Treponema<br />
pallidum-Infektionen wurde befürchtet,<br />
dass B. burgdorferi-Spirochäten fötale Erkrankungen<br />
zur Folge haben könnten. Bisher<br />
gibt es keine fundierte und klare Evidenz<br />
auf vertikale Transmissionen, kongenitale<br />
Infektionen oder Schwangerschaftskomplikationen<br />
durch B. burdorferi. Da<br />
Komplikationen einer Lyme-Borreliose<br />
aber nicht vollständig ausgeschlossen werden<br />
können, ist es wichtig, eine Infektion<br />
bei der Mutter rechtzeitig zu diagnostizieren<br />
und zu behandeln [56, 57]. B. burgdorferi<br />
wird weder sexuell noch über die Brustmilch<br />
übertragen.<br />
Eine Lyme-Borreliose wird in der<br />
Schwangerschaft mit Penicillinen oder<br />
Cephalosporinen behandelt. Bei anderen<br />
schweren Zecken-assoziierten Infektionen,<br />
die üb licherweise mit Tetrazyklinen behandelt<br />
werden, wird Doxycyclin zunehmend<br />
als mögliche Option erwogen [19].<br />
Eine FSME scheint den Föten nicht zu<br />
schädigen. Obwohl Flaviviren gelegentlich<br />
in der Brustmilch ausgeschieden werden,<br />
scheint das Risiko einer Übertragung auf<br />
das gestillte Neugeborene vernachlässigbar<br />
zu sein [58]. Möglicherweise kann das<br />
KKHFV sexuell, intrauterin und perinatal<br />
übertragen werden [40].<br />
Die auch in Europa heimischen Dermacentor-Zecken krabbeln – im Gegensatz zu den häufigeren<br />
Ixodes-Zecken – aktiv auf Menschen zu.<br />
Über kongenitale Infektion durch Babesien<br />
wurde berichtet. Da die Babesiose<br />
über lange Zeit im Blut von asymptomatischen<br />
Infizierten persistieren kann, wird<br />
die Gefahr einer kongenitalen Infektion in<br />
Endemiegebieten möglicherweise unterschätzt.<br />
Neugeborene entwickeln 2.5 – 7<br />
Wochen nach der Geburt eine hämolytische<br />
Anämie.<br />
Iatrogene und nosokomiale Zeckenübertragene<br />
Infektionen<br />
Einige Zecken-assoziierte Infektionen wie<br />
die Babesiose oder Rückfallfieber verursachende<br />
Spirochäten können auch durch<br />
Bluttransfusionen übertragen werden<br />
und zu Infektionen führen.<br />
Zusammenfassung<br />
Das KKHFV kann durch Sekrete von<br />
Erkrankten oder durch kontaminierte Gegenstände<br />
übertragen werden und zu nosokomialen<br />
Infektionen – auch Infektionen<br />
bei Medizinalpersonen – führen [40].<br />
Konklusionen und Ausblick<br />
Die Häufigkeit verschiedener Zecken-übertragener<br />
Infektionen hat in den letzten<br />
Jahren zugenommen und neue Zecken-assoziierte<br />
Infektionen wurden entdeckt [1].<br />
Neben der Lyme-Borreliose und FSME<br />
sind in Europa auch andere Zecken-übertragene<br />
Infektionen differenzialdiagnostisch<br />
zu erwägen, wie die Anaplasmose,<br />
Ehrlichiose, Babesiose, Rickettsiosen, Zecken-Rückfallfieber<br />
sowie zahlreiche vira-<br />
Die Häufigkeit Zecken-übertragener Infektionen nimmt zu, die Verbreitungsgebiete von<br />
Zecken dehnen sich aus, bisher unbekannte Pathogene werden neu entdeckt und anderswo<br />
bekannte Pathogene treten an neuen geografischen Orten auf. Mit Fokus auf die Epidemiologie<br />
in Mitteleuropa, aber auch unter Berücksichtigung reisemedizinischer Aspekte,<br />
werden in der vorliegenden Übersichtsarbeit die selteneren Zecken-assoziierten Mikroorganismen<br />
diskutiert: Anaplasmen, Babesien, Borrelia miyamotoi, Candidatus Neoehrlichia<br />
mikurensis, Ehrlichien, Francisella tularensis, Rickettsien, Rückfallfieber-Spirochäten<br />
sowie Zecken-assoziierte Viren. Neben den häufigen Schildzecken (Ixodes sp.) kommen in<br />
Europa zahlreiche anderen Zeckenarten vor, die Pathogene übertragen können. Zeckenübertragene<br />
Infektionen sollten bei fieberhaften Erkrankungen unklarer Ätiologie,<br />
bei neu aufgetretenen Exanthemen oder bei fieberhaften neurologischen Manifestationen<br />
differenzialdiagnostisch erwogen werden. Die Differenzialdiagnose beginnt mit dem<br />
«daran denken», da – abgesehen vom Erythema migrans – die einzelnen Leitsymptome<br />
von Zecken-assoziierten Infektionen unspezifisch sind. Die Patienten selbst berichten<br />
oftmals nicht über eine mögliche Exposition gegenüber Zecken und weniger als 50 % der<br />
Infizierten haben einen Zeckenstich wahrgenommen. Die Anamnese soll Beruf, Freizeitaktivitäten,<br />
Reisen und Immunstatus umfassen. Bei splenektomierten und immundefizienten<br />
Personen können Zecken-übertragene Infektionen schwer und lebensbedrohlich<br />
verlaufen.<br />
vsao /<strong>asmac</strong> <strong>Journal</strong> 2/24 59