Corporate Accountability - Nord-Süd-Netz
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Bestandsaufnahme<br />
Wie andere Globale Gewerkschaftsbünde<br />
hat auch die IUL mit einer Reihe von<br />
Konzernen Vereinbarungen ausgehandelt,<br />
die inzwischen als „Globale Rahmenvereinbarungen“<br />
(GRV, International Framework<br />
Agreements) bekannt geworden sind. Die<br />
IUL war die erste, die eine solche Vereinbarung<br />
mit dem französischen Lebensmittel-<br />
und Getränkeunternehmen Danone 1989<br />
unterzeichnete. Daran schloss sich 1995<br />
eine Vereinbarung mit der französischen<br />
Hotelkette Accor an. Seitdem ist die Zahl der<br />
GRVs, die von der IUL und anderen Globalen<br />
Gewerkschaftsbünden abgeschlossen wurden,<br />
auf über 40 gewachsen. Es ist daher<br />
nur verständlich, diese Vereinbarungen und<br />
Zielsetzung<br />
In Grundsatz bedeuten GRVs die<br />
formelle Anerkennung einer internationalen<br />
Gewerkschaftsorganisation durch ein<br />
globales Unternehmen. Sie sollen allen<br />
Beschäftigten in den Tätigkeitsbereichen des<br />
jeweiligen globalen Unternehmens die Möglichkeit<br />
eröffnen, dass Gewerkschaften sich<br />
ungehindert organisieren und Arbeitnehmer<br />
ihre Rechte im Unternehmen frei von jeder<br />
Form der Behinderung ausüben können. Dieses<br />
allgemeine Ziel sollte weltweit innerhalb<br />
des gesamten Unternehmens durchgesetzt<br />
werden, auch wenn es in Unternehmen,<br />
deren Struktur zahlreiche Konzessionsbe-<br />
Ergebnisse<br />
Eine erste Bewertung muss zwei<br />
Fragen beantworten: Ist die Zahl der<br />
Gewerkschaftsmitglieder in den Unternehmen,<br />
mit denen wir GRVs geschlossen<br />
haben, gestiegen, und geschah dies als<br />
unmittelbare Folge der Existenz einer<br />
solchen Vereinbarung oder in irgendeinem<br />
Zusammenhang mit ihr?<br />
Bei einer positiven Antwort wäre<br />
wohl daraus zu folgern, dass Mitgliedsverbände<br />
die Vereinbarung entweder als<br />
23<br />
Teil II / Globale Rahmenvereinbarungen zwischen Gewerkschaften und Konzernen – Zwischenbilanz aus Sicht der IUL<br />
die mit ihnen verfolgte Strategie nun einer<br />
kritischen Beurteilung zu unterziehen.<br />
Im Allgemeinen stützen sich diese<br />
Vereinbarungen auf eine erneute Formulierung<br />
internationaler Arbeitnehmerrechte,<br />
insbesondere der IAO-Kernarbeitsnormen.<br />
Hinzu kommt normalerweise<br />
ein vereinbarter Mechanismus, um die<br />
Durchführung der Vereinbarung in dem<br />
betroffenen Unternehmen zu überprüfen.<br />
Einige (z.B. die Vereinbarung mit<br />
Danone über Beschäftigungsfragen etc.)<br />
erstrecken sich auf weitere Bereiche, die<br />
„Interessen“ statt Rechtsfragen berühren,<br />
aber diese Vereinbarungen sind eher<br />
die Ausnahme als die Regel.<br />
triebe, Gemeinschaftsunternehmen oder<br />
Verwaltungsverträge (z.B. Hotels) umfasst,<br />
einen ständigen Kampf darüber gibt,<br />
dass die Unternehmen ihre Zuständigkeit<br />
anerkennen. Die von der IUL in solchen<br />
Situationen angewandte Faustregel lautete<br />
stets: „Wenn die Flagge mit eurem Symbol<br />
über dem Betrieb flattert und ihr dort Geld<br />
verdient, dann machen wir euch auch für die<br />
Anwendung der Vereinbarung verantwortlich“.<br />
Gleichwohl stellt die Umsetzung und<br />
das Monitoring dieser Mindeststandards<br />
bei den Zulieferern und der gesamten Lieferkette<br />
ein ungelöstes Problem dar.<br />
Verhandlungsinstrument oder als Kampagneninstrument<br />
eingesetzt und die in der<br />
Vereinbarung formulierten Zusagen des<br />
Unternehmens entschlossen genutzt haben,<br />
um die Zahl der Mitglieder zu erhöhen und<br />
die Rechte der Mitglieder im Unternehmen<br />
zu stärken. Dies setzt zwingend voraus, dass<br />
die Vereinbarung tatsächlich genutzt wird,<br />
nachdem sie erst einmal unterzeichnet worden<br />
ist. Dies erfordert einen beträchtlichen<br />
Einsatz von Ressourcen durch den globalen<br />
Gewerkschaftsbund und seine Mitgliedsverbände<br />
– Investitionen, die weit größer<br />
sein müssten, nachdem die Vereinbarung<br />
unterzeichnet wurde, als vorher.<br />
Zu oft lautet die Antwort jedoch<br />
„nein“. Das heißt, dass die Mitgliedsverbände<br />
die Vereinbarung nicht genutzt<br />
haben, und dass die IUL nicht die Fähigkeit<br />
oder die Ressourcen besaß, nach dem Abschluss<br />
der Vereinbarung in jedem Einzelfall<br />
genügend zu investieren.