Corporate Accountability - Nord-Süd-Netz
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Teil IV / Europäische Vorreiter – Beispiele für die Bildung von Koalitionen zur Stärkung von corporate accountability in der EU<br />
dass betroffene Gemeinden auch<br />
in Großbritannien das Recht auf<br />
Schadensersatz haben, wenn es<br />
sich um ein britisches Unternehmen<br />
oder dessen Tochterfirmen handelt.<br />
Erforderlichenfalls soll Gemeinden<br />
aus den <strong>Süd</strong>en auch Zugang zu britischen<br />
Gerichten gewährt werden.<br />
CORE ist somit vorwiegend auf nationaler<br />
Ebene aktiv und bemüht sich um neue<br />
oder weitergehende Gesetzgebung. Zur<br />
Berichtspflicht wurde mit Unterstützung<br />
von Parlamentariern ein Gesetzentwurf<br />
eingebracht. Auch wenn dieser nicht in<br />
ein Gesetz gegossen werden konnte, hat<br />
er doch die Gesetzgebung zur Nachhaltigkeitsberichtspflicht<br />
in Großbritannien beeinflusst<br />
26 . Zum Thema Managerpflichten<br />
und Haftungsrecht hat CORE die aktuell<br />
laufende und seit 150 Jahren umfangreichste<br />
Überarbeitung des britischen Unternehmensrechts<br />
(Company Law) genutzt.<br />
Mit Unterstützung von juristischen Experten<br />
hat CORE den Gesetzentwurf kommentiert<br />
und Empfehlungen gegeben 27 .<br />
Zudem organisiert das <strong>Netz</strong>werk anlässlich<br />
von nationalen Events zum Thema<br />
Unternehmensverantwortung Aktivitäten<br />
und Stellungnahmen seitens der Zivilgesellschaft.<br />
So veröffentlichte CORE Anfang<br />
Dezember den Report „Big Deal“ anlässlich<br />
einer CSR-Konferenz der britischen Regierung.<br />
Während ihrer EU-Präsidentschaft<br />
veranstaltete Großbritannien diese Tagung<br />
mit dem Schwerpunktthema Finanzmärkte<br />
und Klimaschutz. Das NGO-Papier<br />
beleuchtet mit Fallbeispielen die kritische<br />
Rolle der Finanzmärkte für Nachhaltigkeit<br />
und thematisiert damit Aspekte, die in der<br />
Konferenz nicht vorkamen oder nur am<br />
Rande behandelt wurden 28 .<br />
Wie: Die CORE Coalition hat einen<br />
Lenkungskreis, der aus sieben Organisationen<br />
besteht. Ein hauptamtlicher Koordinator<br />
ist für die Vernetzung der Kampagne<br />
verantwortlich, für die Ausweitung<br />
ebenso wie für die weitere Finanzierung.<br />
Während das <strong>Netz</strong>werk anfangs kaum<br />
formale Strukturen besaß, sind in den<br />
vergangenen Monaten umfangreiche<br />
Procedere erarbeitet worden.<br />
Anregungen für die<br />
Weiterarbeit in Deutschland:<br />
Für die weiteren Überlegungen in<br />
Deutschland sollten folgende Aspekte<br />
berücksichtigt werden:<br />
Gesetze auf nationaler Ebene: Wo<br />
können neue Regelungen zu Unternehmensverantwortung<br />
eingebracht<br />
werden, sei es in schon existierende<br />
gesetzgeberische Prozesse (z.B. in<br />
Deutschland Diskussion um ein Verbraucherinformationsgesetz)<br />
oder in<br />
die Umsetzung von EU-Richtlinien<br />
(z.B. zur Berichtspflicht)?<br />
Review-Mechanismus: Welche<br />
laufenden oder geplanten Änderungen<br />
von existierenden Gesetzen<br />
können beeinflusst werden, z.B.<br />
in Deutschland jüngst die Aktualisierung<br />
des Handelsgesetzbuchs<br />
zum Thema Berichtspflicht? Wie<br />
kann das erforderliche juristische<br />
und betriebswirtschaftliche Wissen<br />
organisiert werden?<br />
Struktur: Wieviel Formalismus ist<br />
notwendig? Sollten Strukturen mit<br />
der Zeit und Größe des <strong>Netz</strong>werkes<br />
wachsen?<br />
Weitere Informationen:<br />
www.corporate-responsibility.org<br />
26 In Großbritannien gilt seit dem 1. Januar 2005, dass im „Operating and Financial Review“ (OFR) Angaben zu<br />
ökologischen und sozialen Aspekten zu machen sind. Allerdings hat der britische Finanzminister im November<br />
2005 angekündigt, diese Regelung wieder zurückzunehmen. Neben einzelnen Unternehmen haben auch britische<br />
NGOs, allen voran Friends of the Earth, dagegen protestiert und auf dem Rechtswege Einspruch erhoben. Als erste<br />
Reaktion hat sich der angeklagte Finanzminister bereit erklärt, zu dem Thema Konsultationen durchzuführen (vgl.<br />
http://news.ft.com/cms/s/d41703d0-936c-11da-a978-0000779e2340.html).<br />
27 http://www.corporate-responsibility.org/module_images/CORE_response_CLR_final.pdf<br />
28 http://www.corporate-responsibility.org/C2B/document_tree/ViewADocument.asp?ID=58&CatID=16<br />
Boom von <strong>Netz</strong>werken<br />
Auch in anderen europäischen<br />
Ländern haben sich ähnliche <strong>Netz</strong>werke<br />
formiert: in Frankreich das Forum Citoyen<br />
pour la RSE 29 , u.a. mit Greenpeace, Friends<br />
of the Earth, Amnesty International,<br />
den Gewerkschaften CGT und CFDT und<br />
Entwicklungsorganisationen wie CCFD.<br />
In Spanien hat sich das Observatorio<br />
de RSC 30 gegründet, an dem mehrere<br />
NGOs wie Oxfam und Caritas, Gewerkschaften<br />
und Verbraucherorganisationen<br />
beteiligt sind. In der Schweiz gibt es<br />
seit kurzem das <strong>Netz</strong>werk MultiWatch,<br />
das Menschenrechtsverletzungen von<br />
Schweizer Konzernen anprangert und<br />
dabei zunächst Nestlé im Visier hat.<br />
Bei MultiWatch 31 sind u.a. Brot für alle,<br />
die Erklärung von Bern, SwissAid, der<br />
Solifond, terre des hommes sowie die<br />
Grüne Partei und die Jusos vertreten. In<br />
Österreich bildet sich im Moment das<br />
„<strong>Netz</strong>werk soziale Verantwortung“, in<br />
dem sich u.a. die Dachverbände der<br />
entwicklungspolitischen NGOs und der<br />
Umwelt-NGOs zusammenschließen<br />
sowie Amnesty International, Gewerkschaften<br />
und weitere Organisationen.<br />
Auch in Italien gibt es bereits ein solches<br />
<strong>Netz</strong>werk. In anderen Ländern wie in<br />
Skandinavien gibt es mit SwedWatch 32<br />
oder FinnWatch 33 Zusammenschlüsse, die<br />
zu den <strong>Nord</strong>-<strong>Süd</strong>-Auswirkungen von Unternehmen<br />
aus ihren jeweiligen Ländern<br />
recherchieren. Die Ergebnisse werden<br />
dann von den Mitgliedsorganisationen,<br />
u.a. Kirchliche Entwicklungsorganisationen,<br />
Friends of the Earth, Gewerkschaften<br />
und Verbraucherorganisationen, in<br />
ihren Kampagnen aufgegriffen.<br />
29 http://www.forumcitoyenpourlarse.org/<br />
30 http://www.obrsc.org/<br />
31 http://www.multiwatch.ch/<br />
32 http://www.swedwatch.org<br />
33 http://www.finnwatch.org<br />
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