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Corporate Accountability - Nord-Süd-Netz

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<strong>Corporate</strong> <strong>Accountability</strong><br />

als Verbraucherthema<br />

Angesichts einer Ausweitung von<br />

Dumpinglöhnen, ausbeuterischer Kinderarbeit,<br />

radikalem Arbeitsplatzabbau und<br />

drohenden Langzeitfolgen für die Umwelt<br />

haben Verbraucher mehr denn je ein Recht<br />

zu erfahren, ob und wie Unternehmen<br />

soziale und ökologische Verantwortung<br />

übernehmen.<br />

Die VERBRAUCHER INITIATIVE<br />

versucht seit langem, diesem Recht<br />

Nachdruck zu verleihen. So hat sie sich<br />

Anfang der 1990er Jahre am bundesweiten<br />

Projekt „Unternehmenstest“ beteiligt.<br />

Damals wurden Unternehmen auf der<br />

Grundlage eigener Angaben danach<br />

bewertet, inwieweit sie soziale und ökologische<br />

Verantwortung übernehmen.<br />

Ende 2003 befragte der Verband<br />

mehr als 200 deutsche Fleischhersteller<br />

nach der Produktqualität, der Arbeitssituation<br />

sowie dem Tier- und Umweltschutz in<br />

ihrer Produktion. Trotz aller Bemühungen<br />

und Nachfassaktionen waren nur 18 Unternehmen<br />

zur Beantwortung des kurzen<br />

Fragebogens bereit. Eine Überprüfung<br />

der Angaben durch eine zusätzliche<br />

Befragung der Betriebsräte ergab nur in<br />

zwei von sieben Fällen eine Bestätigung<br />

Memorandum zur<br />

Unternehmenstransparenz<br />

Mit dem Ziel eine öffentliche Diskussion<br />

über die ökologische und soziale<br />

Verantwortung von Unternehmen zu fördern,<br />

hat die VERBRAUCHER INITIATIVE<br />

im Sommer 2005 in Zusammenarbeit mit<br />

dem Verein Forschung und Kommunikation<br />

für Konsum, Umwelt und Soziales<br />

ein Memorandum entworfen, das aktuelle<br />

Fragestellungen, Problemlagen,<br />

aber auch politischen Forderungen zum<br />

Thema „Unternehmensverantwortung“<br />

aufgreift. Das Papier ist auf den folgenden<br />

Seiten dokumentiert.<br />

37<br />

Teil III / Verantwortlich produzieren und konsumieren – Transparenz der Unternehmensverantwortung durch Verbraucherinformation<br />

der Unternehmensantworten. Bei fünf<br />

Fragebögen tauchten dagegen mehr oder<br />

weniger relevante Unterschiede auf. So<br />

verschwieg ein Unternehmen beispielsweise<br />

den Einsatz von Leiharbeitern, ein<br />

anderes reduzierte die Zahl der eingesetzten<br />

Leiharbeiter um die Hälfte.<br />

Sowohl Unternehmenstests als<br />

auch das besonders negative Beispiel der<br />

Fleischbranche verdeutlichen die Grenzen<br />

freiwilliger Regelungen zur Information<br />

der Öffentlichkeit. Denn durch Freiwilligkeit<br />

erreicht man lediglich eine kleine<br />

Gruppe eher „williger“ Unternehmen,<br />

während über die schweigende Masse<br />

der Auskunftsverweigerer keine Informationen<br />

bekannt werden. Als Leitlinie für<br />

die Kaufentscheidung können freiwillige<br />

Informationen der Unternehmen für<br />

Verbraucher kaum dienen, da sie die Verweigerer<br />

tendenziell begünstigen.<br />

Am Beispiel der Fleischbranche zeigt<br />

sich darüber hinaus sehr deutlich die<br />

Bedeutung einer unabhängigen Verifizierung.<br />

Nur wenn eine externe Überprüfung<br />

gewährleistet wird, ist die Unternehmensinformation<br />

für Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher nutzbringend.<br />

Das Memorandum bringt vor allem<br />

die Forderung nach mehr Transparenz<br />

und Verbraucherinformation auf den<br />

Punkt. Wenn Bürger, Verbraucher und die<br />

Zivilgesellschaft in ihrer Gesamtheit dem<br />

Ziel einer nachhaltigen Entwicklung entsprechend<br />

handeln wollen bzw. sollen,<br />

dann benötigen sie die Informationen,<br />

die ihrem Handeln die richtige Richtung<br />

geben können.<br />

Für Verbraucher heißt das vor<br />

allem, sie benötigen vergleichbare<br />

Daten über die ökologischen und so-<br />

zialen Folgen, die mit der Produktion<br />

unterschiedlicher Güter und Dienstleistungen<br />

am Markt verbunden sind,<br />

um die Alternativen zu wählen, die<br />

unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit<br />

die besseren sind. Von einer<br />

derartigen Markttransparenz sind wir<br />

allerdings noch weit entfernt. Um so<br />

wichtiger ist es, die Forderung nach<br />

mehr Transparenz mit Nachdruck zu<br />

vertreten und Bündnisse dafür herzustellen.<br />

Dies gilt sowohl für die nationale<br />

wie die europäische Ebene.

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