Corporate Accountability - Nord-Süd-Netz
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Dabei lassen sich folgende Muster identifizieren:<br />
Passivität und Inaktivität hinsichtlich<br />
der eingegangenen Verpflichtungen<br />
zur Förderung der Leitsätze.<br />
Dazu gehören die fehlende oder<br />
nur formale Einrichtung einer<br />
nationalen Kontaktstelle (wie man<br />
im Hinblick auf Korea, Mexiko, die<br />
Türkei und auch die USA behaupten<br />
kann) und ihre unzureichende<br />
Ausstattung mit Ressourcen.<br />
Hinzu kommt, dass nationale<br />
Kontaktstellen nicht immer über<br />
die notwendige Unabhängigkeit<br />
gegenüber den Regierungen und<br />
deren polisch-wirtschaftlichen<br />
Interessen verfügen.<br />
Mangelnde Transparenz, die fehlende<br />
Vorgabe eines Zeitrahmens<br />
sowie die bürokratische Handhabung<br />
des sogenannten Verfahrens<br />
zur Lösung von Konfliktfällen im<br />
Zusammenhang mit der Nichteinhaltung<br />
der OECD-Leitsätze.<br />
Die restriktive Interpretation der<br />
Leitsätze und die Beschränkung auf<br />
Probleme im Zusammenhang mit<br />
Unternehmensaktivitäten, die an<br />
(Direkt-) Investitionen geknüpft sind.<br />
Einzelne nationale Kontaktstellen,<br />
darunter auch die deutsche, haben<br />
wiederholt die Behandlung von<br />
Beschwerden im Zusammenhang<br />
mit Handelsaktivitäten von Unternehmen<br />
(z.B. Import von Rohstoffen)<br />
abgelehnt. Dies steht in einem klaren<br />
Gegensatz zu den beschlossenen<br />
Leitsätzen, denn diese erwähnen im<br />
Zusammenhang mit den Tätigkeiten<br />
multinationaler Unternehmen ausdrücklich<br />
auch den Handel.<br />
Die Weigerung, eine Missachtung<br />
und Verletzung der OECD-Leitsätze<br />
durch Unternehmen als solche zu<br />
bezeichnen und Unternehmen<br />
zur Veränderung ihres Verhaltens<br />
aufzufordern.<br />
Teil II / Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen – Erfahrungen mit ihrer Anwendung<br />
4. Maßnahmen zur Stärkung der OECD-Leitsätze<br />
als Instrument zur Förderung der gesellschaftlichen<br />
Verantwortung von Unternehmen<br />
Ein aktives und tatkräftiges Engagement<br />
der nationalen Kontaktstellen bei<br />
der Förderung der OECD-Leitsätze und<br />
der Bearbeitung von Beschwerden stellt<br />
immer noch eine Ausnahme dar. Dieses<br />
Verhalten zu stärken und zu erweitern ist<br />
ein zentrales Anliegen der Gewerkschaften.<br />
U. a. zu diesem Zweck führt TUAC in<br />
Zusammenarbeit mit internationalen wie<br />
nationalen Gewerkschaftsorganisationen<br />
ein Projekt zur Unterstützung der OECD-<br />
Leitsätze durch.<br />
Zentrale Elemente dieses Projektes sind<br />
die Erarbeitung eines Leitfadens für<br />
die Benutzung der OECD-Leitsätze<br />
durch die Interessenvertretungen<br />
der Arbeitnehmer und gewerkschaftliche<br />
Organisationen. Inzwischen<br />
liegt dieser Leitfaden in mehr<br />
als 20 Sprachen vor;<br />
die Durchführung von Seminaren<br />
mit Gewerkschaftsvertretern aus<br />
Entwicklungsländern sowie mit<br />
Mitgliedern von Europäischen<br />
Betriebsräten über Inhalte und<br />
Anwendung der OECD-Leitsätze;<br />
die Unterstützung bei der Einleitung<br />
und Durchführung von<br />
Beschwerdeverfahren bei der<br />
Verletzung der OECD-Leitsätze.<br />
Im Zusammenhang mit der Anwendung<br />
der OECD-Leitsätze ist zweifellos eine<br />
stärkere Fokussierung gewerkschaftlichen<br />
Handelns erforderlich. Die Vielfalt von<br />
Handlungsoptionen im Zusammenhang mit<br />
Regulierungs- und Governance-Konzepten<br />
gilt es ebenso zu überwinden wie die Zersplitterung<br />
von Ressourcen. Ausbaufähig<br />
sind in diesem Zusammenhang auch das<br />
gewerkschaftliche „committment“ und<br />
die „ownership“ hinsichtlich der OECD-<br />
Leitsätze. Und nicht zuletzt sind auch auf<br />
Seiten der Regierungen und der OECD<br />
weitere Schritte notwendig, um die Wirksamkeit<br />
der OECD-Leitsätze als Instrument<br />
der gesellschaftlichen Verantwortung von<br />
Unternehmen zu stärken.<br />
Dazu gehören u. a.:<br />
Organisatorische, personelle und<br />
finanzielle Maßnahmen zur Stärkung<br />
der Handlungsfähigkeit und<br />
Handlungsbereitschaft der nationalen<br />
Kontaktstellen;<br />
die Stärkung der Transparenz und<br />
die Einbeziehung von Vertretern<br />
der Gewerkschaften und NGOs in<br />
die Tätigkeit der Kontaktstellen;<br />
die engagierte und zügige Überprüfung<br />
von vorgebrachten Beschwerden<br />
in einem zeitlich angemessenen<br />
Rahmen;<br />
die Erweiterung der Definition des<br />
Begriffes der „Investitionen“ in<br />
den OECD-Leitsätzen und deren<br />
Anwendung auf globale Produktions-<br />
und Zulieferketten sowie auf<br />
Handelsbeziehungen zwischen<br />
Unternehmen;<br />
die Verknüpfung der Gewährung<br />
von Exportkrediten mit der verbindlichen<br />
Einhaltung der OECD-<br />
Leitsätze durch die betreffenden<br />
Unternehmen.<br />
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