Corporate Accountability - Nord-Süd-Netz
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VORwort<br />
Die gesellschaftliche Verantwortung<br />
der Wirtschaft und die Rechte<br />
und Pfl ichten Transnationaler Konzerne<br />
waren in den vergangenen Jahren Thema<br />
unzähliger Konferenzen, Studien,<br />
politischer Initiativen und internationaler<br />
Kampagnen. Im Jahr 2000 wurde der<br />
Global Compact ins Leben gerufen und<br />
die überarbeiteten OECD-Leitsätze für<br />
multinationale Unternehmen traten in<br />
Kraft; im Jahr 2002 beschlossen die Regierungen<br />
beim Johannesburg-Gipfel für<br />
nachhaltige Entwicklung - nicht zuletzt<br />
auf Druck einer internationalen Kampagne<br />
von NGOs und Gewerkschaften<br />
– die Verantwortlichkeiten und Pfl ichten<br />
von Unternehmen durch die Entwicklung<br />
zwischenstaatlicher Abkommen aktiv zu<br />
fördern. Ein Jahr später veröffentlichte<br />
die UN-Unterkommission für die Förderung<br />
und den Schutz der Menschenrechte<br />
die sogenannten „Normen der Vereinten<br />
Nationen für die Verantwortlichkeiten<br />
Transnationaler Unternehmen und anderer<br />
Wirtschaftsunternehmen in Hinblick<br />
auf die Menschenrechte.“<br />
Die Dynamik der letzten Jahre ist<br />
verebbt. Versuche, verbindliche Regeln<br />
für Transnationale Unternehmen (TNUs)<br />
zu etablieren, haben Rückschläge erlitten.<br />
Regierungen und internationale<br />
Organisationen konzentrieren sich<br />
stattdessen darauf, den positiven Beitrag<br />
der Wirtschaft bei der Lösung globaler<br />
Probleme zu betonen, egal ob es um die<br />
Lösung gewalttätiger Konfl ikte oder die<br />
Verwirklichung der Millenniumsentwicklungsziele<br />
geht. Der Millennium+5-Gipfel<br />
der Vereinten Nationen hat im September<br />
2005 gezeigt, dass „Unternehmens-<br />
Vorwort<br />
verantwortung“ für die Regierungen<br />
auf globaler Ebene derzeit kein Thema<br />
ist. Und auch auf Bundesebene weist<br />
der Trend nach den Wahlen eher in die<br />
entgegengesetzte Richtung.<br />
Es gibt aber auch Gegentendenzen:<br />
In einigen europäischen Ländern,<br />
beispielsweise in den Niederlanden und<br />
in Großbritannien, sowie auf EU-Ebene<br />
haben sich neue Zusammenschlüsse<br />
und Initiativen von NGOs und Gewerkschaften<br />
formiert, die sich gemeinsam<br />
für mehr Transparenz, Kontrolle und<br />
effektive Regulierung Transnationaler<br />
Unternehmen einsetzen.<br />
Angesichts dieser Entwicklungen<br />
haben das DGB Bildungswerk, das Global<br />
Policy Forum, terre des hommes und<br />
weed bei einer gemeinsamen Tagung mit<br />
rund 50 VertreterInnen von Gewerkschaften,<br />
NGOs, Wissenschaft und Medien im<br />
November 2005 eine Zwischenbilanz<br />
der corporate accountability-Debatte<br />
gezogen. Diskutiert wurden u.a. folgende<br />
Fragen:<br />
Was wurde in den vergangenen<br />
fünf Jahren in der Auseinandersetzung<br />
über die gesellschaftliche<br />
Verantwortung von Unternehmen<br />
erreicht?<br />
Machen Forderungen nach globalen<br />
Regeln für die Wirtschaft<br />
derzeit politisch Sinn, nachdem<br />
die „UN-Normen“ schon in der<br />
Menschenrechtskommission nicht<br />
durchsetzbar waren?<br />
Sind Rahmenabkommen zwischen<br />
Gewerkschaften und einzelnen<br />
Konzernen oder Firmenkooperati-<br />
4<br />
onen von NGOs die pragmatische<br />
Alternative?<br />
Welche Erfolgsaussichten haben<br />
aktuelle Kampagnen und Initiativen<br />
für mehr Transparenz und<br />
Kontrolle der Wirtschaftslobby?<br />
Welche Perspektiven zeichnen sich<br />
auf UN-Ebene ab (Zukunft des Global<br />
Compact, Sonderbeauftragter<br />
für Menschenrechte und TNUs<br />
etc.)?<br />
Welche Ansatzpunkte für zivilgesellschaftliche<br />
Initiativen bieten<br />
die veränderten politischen<br />
Rahmenbedingungen nach den<br />
Bundestagswahlen?<br />
Und welche gemeinsamen Positionen<br />
und Prioritäten können in den<br />
kommenden Jahren im Zentrum<br />
einer strategischen Allianz von<br />
Gewerkschaften und NGOs zum<br />
Thema corporate accountability<br />
stehen?<br />
Diese Dokumentation fasst die Beiträge<br />
für die Tagung zusammen. Sie gibt damit<br />
einen aktuellen Überblick zum Stand der<br />
Diskussion über Unternehmensverantwortung<br />
bei Gewerkschaften und NGOs<br />
in Deutschland. Zugleich zeigt sie Perspektiven<br />
für die weitere Auseinandersetzung<br />
mit diesem Thema auf deutscher<br />
und internationaler Ebene auf.<br />
Februar 2006<br />
Jens Martens, Global Policy Forum Europe<br />
Peter Eisenblätter, terre des hommes<br />
Peter Fuchs, weed<br />
Werner Oesterheld, DGB Bildungswerk