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104 MORgeN<br />

bLAnK City<br />

Auch die New Yorker Filmszene erlebte in <strong>de</strong>n 70er-Jahren durch Punk neue Inspiration.<br />

Die Filmemacherin Céline Danhier erinnert an diese Zeit, in <strong>de</strong>r plötzlich je<strong>de</strong>r ein Regisseur war.<br />

die New Yorker Junkie-variante <strong>de</strong>r<br />

New Wave ist unter <strong>de</strong>m Begriff No<br />

Wave populär gewor<strong>de</strong>n. Brian Enos<br />

Compilation »No New York« mit Mars,<br />

DNA, James White und Lydia Lunchs<br />

erster Band Teenage Jesus sorgte 1978 für Aufmerksamkeit.<br />

Den Titel von Céline Danhiers<br />

Filmdoku »Blank City« dürften viele ebenfalls<br />

mit Musik assoziieren, schließlich stammt die<br />

Bezeichnung für die New Yorker Punkszene aus<br />

<strong>de</strong>m Jahr 1974 von Richard Hell beziehungsweise<br />

Television. Musik spielt <strong>de</strong>nnoch nicht die<br />

Hauptrolle in Danhiers »Blank City«. Zwar liefern<br />

Punk, New Wave und No Wave <strong>de</strong>n Soundtrack,<br />

und es kommen auch zahlreiche Protagonisten<br />

<strong>de</strong>r Musikszene zu Wort, Danhiers<br />

Hauptinteresse gilt jedoch <strong>de</strong>r bislang nur wenig<br />

dokumentierten Geschichte <strong>de</strong>s No-Wave-<br />

Films. Seit Mitte <strong>de</strong>r 70er-Jahre begleiteten<br />

Regisseure wie vivienne Dick o<strong>de</strong>r Amos Poe die<br />

New und No Wave – mit Aufnahmen aus <strong>de</strong>m<br />

CBGBs von Patti Smith, Television, Ramones<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Talking Heads. Darüber hinaus entstan<strong>de</strong>n<br />

zahlreiche experimentelle Kurzfilme.<br />

Es folgten erste Low-Budget-Spielfilme wie Poes<br />

»The Foreigner«, beeinflusst von Andy Warhol,<br />

John Waters o<strong>de</strong>r Kenneth Anger. Danhiers<br />

Film rekapituliert die Entstehung <strong>de</strong>r Szene<br />

in <strong>de</strong>r Lower East Si<strong>de</strong> und <strong>de</strong>n Übergang zum<br />

Cinema of Transgression, in <strong>de</strong>m Nick Zedd und<br />

Richard Kern Sex & Crime ins Absur<strong>de</strong> verzerrten.<br />

Durch vi<strong>de</strong>os für Sonic Youth wur<strong>de</strong> Kern<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er-Jahre auch außerhalb <strong>de</strong>r Szene<br />

bekannt. Mit <strong>de</strong>m HipHop-Statement »Graffiti«<br />

von Charlie Ahearn o<strong>de</strong>r Susan Sei<strong>de</strong>lmans<br />

Madonna-Film »Susan ... verzweifelt gesucht«<br />

entsprangen in <strong>de</strong>n 80er-Jahren schließlich<br />

auch einige Kinoerfolge diesem Nährbo<strong>de</strong>n.<br />

Doch zu Beginn ging es darum, mit Super-8-<br />

o<strong>de</strong>r 16-mm-Film möglichst viele Regeln <strong>de</strong>s<br />

herkömmlichen Filmemachens zu brechen.<br />

So zog man durch die Endzeitstimmung <strong>de</strong>r<br />

Lower East Si<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bronx. Es war üblich,<br />

dass Musiker Filme machten und Filmemacher<br />

Bands grün<strong>de</strong>ten – zum Beispiel Jim Jarmusch<br />

o<strong>de</strong>r vincent Gallo. Das alles skizziert Danhier<br />

in ihrem rastlosen Film mit Archivmaterial<br />

und Interviews. Debbie Harry, John Waters,<br />

Steve Buscemi, James Chance und Lydia Lunch<br />

kommen zu Wort, um nur die Bekanntesten<br />

zu nennen.<br />

Mitunter wünscht man sich, die Regisseurin<br />

hätte <strong>de</strong>utlicher Akzente gesetzt, wenn man<br />

in <strong>de</strong>r Masse <strong>de</strong>s Materials verloren zu gehen<br />

droht. Dennoch ist »Blank City« ein spannen<strong>de</strong>r<br />

Einblick in ein radikales Kino. und die Musik<br />

ist immer noch aufregend.<br />

Text: Christian Meyer / Illustration: Shen Plum<br />

— »BLANK CITY« (F 2009; R: CéLINE DANHIER;<br />

KINOSTART: 24.01.13)

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