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088 MORgeN<br />
klingen, hatte Conny Plank längst verstan<strong>de</strong>n,<br />
was in <strong>de</strong>r Musik wirklich spannend war: Sound.<br />
Manipulierter Sound. Er verstand Synthesizer<br />
als eigene Instrumente, nicht als Hilfsmittel.<br />
Er schred<strong>de</strong>rte sündhaft teure Orchestersätze<br />
und hing sich seine gol<strong>de</strong>nen Schallplatten aufs<br />
Klo. Phil Spector hat man für seine Rolle und<br />
seinen Sound verehrt, Konrad Plank aus Hütschenhausen<br />
in Rheinland-Pfalz verstarb vor 25<br />
Jahren vergleichbar still. Deutschland hat seine<br />
experimentierfreudigsten Musikgenies von <strong>de</strong>r<br />
Nachkriegszeit bis dato immer mit Argwohn<br />
betrachtet, und die Rolle <strong>de</strong>s Star-Produzenten<br />
wur<strong>de</strong> für die Öffentlichkeit gera<strong>de</strong> erst<br />
erschlossen. Hätte er das von seinem Freund<br />
und Bewun<strong>de</strong>rer Brian Eno damals vermittelte<br />
Angebot, u2s »Joshua Tree« zu produzieren,<br />
nicht mit <strong>de</strong>n Worten »Ich kann mit diesem<br />
Sänger nicht arbeiten« abgelehnt, vielleicht<br />
bräuchten wir dann diese 4-CD-Werkschau<br />
heute gar nicht, son<strong>de</strong>rn wüssten aus <strong>de</strong>m Stand,<br />
wer Kraftwerk, Neu!, Can, DAF, Devo, ultravox,<br />
<strong>de</strong>n Eurythmics und sogar <strong>de</strong>n Scorpions damals<br />
aufs Pferd geholfen hat.<br />
Carsten Schumacher<br />
eeLS<br />
»Won<strong>de</strong>rFuL, GLorious«<br />
EWORK / COOP / uNIvERSAL / vÖ 01.02.13<br />
ruPPIG / WuMMS / IndIErOCK<br />
Eels-Alben sind wie Kneipentouren<br />
mit <strong>de</strong>m besten<br />
Freund aus Kindheitstagen.<br />
Zwischendurch<br />
verlieren sie ihren Reiz,<br />
aber wenn man erst mal<br />
wie<strong>de</strong>r zusammen eine<br />
Nacht durchzecht, ist man rasch in raubeiniger<br />
Herzlichkeit vereint. Ob Mark Oliver Everett<br />
das genauso sieht und seinen Song »You’re My<br />
Friend« <strong>de</strong>shalb als O<strong>de</strong> an die Freundschaft<br />
ohne Pathos, aber mit Wumms interpretiert?<br />
Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass <strong>de</strong>r<br />
uS-Amerikaner zuletzt mit seiner Album-<br />
Trilogie arg altersweise wirkte. Nun rockt er<br />
wie<strong>de</strong>r knarzend und knurrend durch seine<br />
Songs. Nicht ausnahmslos. »A True Original«<br />
und »Acci<strong>de</strong>nt Prone« tragen noch das balla<strong>de</strong>ske<br />
Storytelling in sich. E ganz weich und<br />
anschmiegsam. Der Rest schwitzt Coolness aus<br />
und setzt sonnenbebrillt auf ruppigen Bluesrock<br />
und Country. Letzterer mit »On The Ropes« gar<br />
als Reminiszenz an Seriencowboy Colt Seavers.<br />
Everett gelingt es tatsächlich, auf seinem zehnten<br />
Studioalbum zu überraschen, auch wenn<br />
seine Kunststücke es nicht mehr auf die ganz<br />
große Showbühne schaffen. Aber ein bisschen<br />
Bu<strong>de</strong>nzauber am Kneipentresen ist ohnehin<br />
viel sympathischer.<br />
Verena Reygers<br />
eSben And the witch<br />
»WasH tHe sins not onLy tHe Face«<br />
MATADOR / BEGGARS / INDIGO<br />
SündE / GruSEL / unTErGAnG<br />
Das Debüt <strong>de</strong>r drei verwehten<br />
Horror-Indie-Crooner<br />
Esben And The Witch hing<br />
bei <strong>Intro</strong> extrem hoch.<br />
Titelstory – das wird das<br />
nächste große Ding. Der<br />
eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re, <strong>de</strong>r die<br />
letzten zwei Jahre in Freiheit und halbwegs wach<br />
verbracht hat, wird allerdings wissen: Wie von<br />
uns postuliert, geschah es nicht. Esben bekamen<br />
sicher ihre Props, die Weltherrschaft in Pop<br />
wur<strong>de</strong> in<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren zu Füßen gelegt. Scha<strong>de</strong>.<br />
Da sei »Wash The Sins Not Only The Face« noch<br />
mal genutzt, um darauf aufmerksam zu machen,<br />
dass alle, die sich letztes Jahr so wenig über das<br />
redundante zweite The-xx-Album einkriegen<br />
konnten, doch bitte hier mal vorbeischauen<br />
möchten. Hymnisch und skelettiert gleichsam.<br />
Schwelgerisch und verstörend. Wenn ich mir<br />
Thesaurus Premium leisten könnte, fän<strong>de</strong>n sich<br />
sicher noch Dutzen<strong>de</strong> so scheinbar unvereinbare<br />
Zuschreibungspaare. Das ist aufwühlen<strong>de</strong> Musik<br />
zwischen Trost und Depression. Ha, nimm<br />
das, Premium-Membership.<br />
Linus Volkmann<br />
SpeKtAKeL<br />
FoALS »HoLy Fire«<br />
WARNER / vÖ 08.02.13<br />
MAThEMATIK / WärME / KOMPLEx<br />
Das größte Hemmnis im Leben ist die Angst.<br />
Sie macht unfrei, verdichtet <strong>de</strong>n eigenen Bewegungs-<br />
und Möglichkeitsraum im Negativen<br />
und blockiert so das große Potenzial, das in<br />
vielen und vielem schlummert. Tausen<strong>de</strong> Bands<br />
können im wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes ein Lied<br />
davon singen, bleiben sie doch viel zu schnell in<br />
ihrer Geschichte am ersten gefun<strong>de</strong>nen Sound<br />
hängen. So gut dieser im einzelnen Fall auch<br />
sein mag, nicht selten kommt irgendwann die