Als PDF herunterladen (38.05 MB) - Intro.de
Als PDF herunterladen (38.05 MB) - Intro.de
Als PDF herunterladen (38.05 MB) - Intro.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
096 MORgeN<br />
Jürgen Hendlmeier als Produzent am Start.<br />
Klanglich bietet man nach wie vor penibel<br />
produzierten Cinemascope-Sound an, driftet<br />
aber ein bisschen weg von <strong>de</strong>n alten Einflüssen<br />
(The Soundtrack Of Our Lives, Motorpsycho)<br />
hin zu einer recht mo<strong>de</strong>rn rocken<strong>de</strong>n Spielform<br />
<strong>de</strong>r Shoegaze-Derivate. Diese mo<strong>de</strong>rne,<br />
schwelgerische Rocknummer mit viel Chor<br />
und or<strong>de</strong>ntlich Halleffekt beherrscht die Band<br />
nämlich ausnehmend gut.<br />
Klaas Tigchelaar<br />
unKnown mortAL orcheStrA<br />
»ii«<br />
JAGJAGuWAR / CARGO / vÖ 08.02.13<br />
vErGAnGEn / AhnEnPArTY / PuzzLE<br />
»Wir leben in einem Zeitalter<br />
<strong>de</strong>s Pop, das völlig<br />
verrückt ist nach permanenter<br />
Erinnerung.« So<br />
beginnt Simon Reynolds<br />
sein Buch »Retromania«,<br />
seinen klugen Kommentar<br />
zum grassieren<strong>de</strong>n Nostalgie-Fieber. Kaum<br />
eine neue Band, die ohne verweise auf eine alte<br />
auskommt. Das unknown Mortal Orchestra,<br />
so lassen es die Promotion-Abteilungen verlautbaren,<br />
sei beeinflusst von <strong>de</strong>n Beatles, Soft<br />
Machine und Pink Floyd. Bei aller gebotenen<br />
vorsicht gegenüber PR-Leuten, die fleißig die<br />
Referenzmaschine anwerfen: Das ist gar nicht<br />
so falsch! Gitarren-Riffs à la »Taxman«, Robert-<br />
Wyatt-hafter Gesang, Space-Trips à la Früh-<br />
Floyd. Es wäre also ein Leichtes, das unknown<br />
Mortal Orchestra in die Retro-Kiste zu stecken.<br />
(Schon <strong>de</strong>n Album-Zweitling einfach so Led-<br />
Zeppelin-mäßig »II« zu nennen!) Doch da ist<br />
einiges, was die Band aus Neuseeland/uSA über<br />
<strong>de</strong>n Revival-Klon-Durchschnitt hervorhebt,<br />
etwa ihr Hang zum experimentierfreudigen<br />
Zusammenpuzzeln nach <strong>de</strong>m Motto: »Okay,<br />
wir wissen, dass wir in einer langen Ahnenreihe<br />
stehen, aber, wow, hört euch das hier mal an!«<br />
vorwärts in die vergangenheit.<br />
Frank Schuster<br />
unter Ferner LieFen<br />
»inFusion«<br />
BRAINZONE / ROuGH TRADE / vÖ 08.02.13<br />
Ex-LIquIdO / SEnTIMEnT / POPGOTh<br />
<strong>Als</strong>o 2003 war das Eighties-<br />
Revival schon auf seinem<br />
absoluten Zenith. 2013 ist<br />
es dagegen um <strong>de</strong>n unvermeidlichen90er-Flashback<br />
schlechter bestellt.<br />
Wo einst »Sweet Dreams«<br />
zum x-ten Mal gecovert wur<strong>de</strong>, lassen außer<br />
Trash-Fans alle die Finger von zum Beispiel<br />
»Narcotic«. Dieser Mega-Hit <strong>de</strong>r Band Liquido<br />
aus <strong>de</strong>m Höhepunkt <strong>de</strong>r vIvA-Ära. Nun, da sie<br />
also offensichtlich nicht fristgerecht ausgebud<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n, müssen es sich zwei ältere Boys<br />
aus <strong>de</strong>m Liquido-Nachlass halt selbst machen.<br />
Zusammen mit zwei weiteren Akteuren gibt es<br />
sprö<strong>de</strong>n Radio-Pop in seiner typisch <strong>de</strong>utschen<br />
Interpretation von Sentiment, Romantik und<br />
Technik. Die musikalischen Mittel variieren,<br />
die Qualität <strong>de</strong>r Stücke auch. »Wir waren nur<br />
Komparsen ohne Scheinwerferlicht« ... hier<br />
wird Befindlichkeit nicht vermie<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />
gesucht. Bei aller nicht zu überblen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n uncoolness<br />
besitzt diese Platte auch etwas sehr<br />
Ehrbares. Ich bin abwechselnd abgestoßen und<br />
gerührt.<br />
Linus Volkmann<br />
veronicA FALLS<br />
»WaitinG For sometHinG to<br />
HaPPen«<br />
BELLA uNION / COOP / uNIvERSAL / vÖ 01.02.13<br />
JAMMErn / MIT / nIvEAu<br />
So jung und schon so kaputt:<br />
»I got a bad feeling /<br />
It’s not going away«, besingt<br />
Roxanne Clifford auf<br />
»Bad Feeling« ein chemisches<br />
ungleichgewicht in<br />
ihrem Kopf. Weltschmerz<br />
... Das klingt arg pubertär. Doch so einfach ist<br />
es nicht, <strong>de</strong>nn Clifford stilisiert viel mehr, als<br />
dass sie wirklich lei<strong>de</strong>t. Da wird schlechte Laune<br />
zum Teil <strong>de</strong>r Inszenierung als Band. Damit<br />
folgen sie einem Großteil <strong>de</strong>r sie inspirieren<strong>de</strong>n<br />
Twee-Pop- und C86-Bands, die auch gerne mal<br />
zu düsterromantischen bis melancholischen<br />
Textpassagen griffen, um damit ihren poppigen<br />
Charme durch Bipolarität aufzuwerten. Diese<br />
good and bad vibrations sind das Leitmotiv<br />
<strong>de</strong>r stilbewussten Briten. Auf »Waiting For<br />
Something To Happen« – ihrem zweiten Album<br />
– entwerfen sie ein emotional wechselseitiges<br />
Stimmungsbild, das sich textlich an <strong>de</strong>n Irrungen<br />
und Wirrungen von Heranwachsen<strong>de</strong>n<br />
labt. verpackt wer<strong>de</strong>n diese Coming-of-age-Geschichten<br />
in blecherne Powerpop-Singalongs,<br />
die von oben bis unten mit ohrwurmartigen<br />
Melodien eingeschmiert sind. Extrapunkte<br />
gibt’s für die Gitarrenarbeit – The Pains Of<br />
Being Pure At Heart lassen grüßen.<br />
Holger Wendt<br />
viLLAgerS<br />
»{aWayLand}«<br />
DOMINO / GOODTOGO<br />
TALEnT / SPrudELn / IndIE-FOLK-POP<br />
Selbstzweifel sollen Conor<br />
O’Brien nach <strong>de</strong>m Debüt<br />
»Becoming A Jackal« geplagt<br />
haben. Plötzlich soll<br />
sich das musikalische Gehirn<br />
<strong>de</strong>r Band für <strong>de</strong>n miesesten<br />
Musiker <strong>de</strong>r Welt<br />
gehalten haben. Selbstzweifel haben immer<br />
die Talentierten; als wollten sie uns untalen-<br />
tierte doppelt quälen. Man lei<strong>de</strong>t mit ihnen<br />
und mit sich selbst. O’Brien kann von mir aus<br />
bis zum Erbrechen jammern: »{Awayland}«<br />
ist ein sehr schönes Album gewor<strong>de</strong>n. Da wären<br />
etwa die schlichten Folk-Pop-Hymnen, die<br />
Mumford & Sons nicht besser schreiben können<br />
– und die ebenso in <strong>de</strong>r Indie-Disco wie in <strong>de</strong>n<br />
Soundtracks <strong>de</strong>utscher Sat.1-Tv-Produktionen<br />
laufen wer<strong>de</strong>n. Da wären aber auch die etwas<br />
spannen<strong>de</strong>ren Songs, in <strong>de</strong>nen sich O’Brien in<br />
neue Bereiche vorwagt – etwa mit elektronischen<br />
Ausflügen und noisigen Ausuferungen.<br />
Zu kämpfen hat <strong>de</strong>r irische Musiker eigentlich<br />
nur mit einem Problem, <strong>de</strong>m Klassiker-Problem<br />
<strong>de</strong>r Talentierten: Zu viele überspru<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> I<strong>de</strong>en<br />
lassen das Album manchmal etwas zerfasern.<br />
Nimm das, du mieser Musiker!<br />
Manuel Czau<strong>de</strong>rna<br />
yo LA tengo<br />
»Fa<strong>de</strong>«<br />
MATADOR / INDIGO<br />
IKOnEn / IndIEPOP / hErzLICh<br />
Was darf man erwarten,<br />
wenn eine <strong>de</strong>r konstantesten<br />
Indie-Bands <strong>de</strong>r<br />
Staaten mit ihrem vierzehnten<br />
Studio-Album in<br />
das neunundzwanzigste<br />
Jahr ihres Bestehens geht?<br />
Was müssen uns die drei längst ikonisierten<br />
Protagonisten Ira Kaplan, Georgia Hubley und<br />
James McNew aus Hoboken, New Jersey noch<br />
beweisen? Große Indie-Hits haben sie außer<br />
»upsi<strong>de</strong> Down« und »Tom Courtenay« nie<br />
hervorgebracht, aber auch nicht ein schlechtes<br />
Album, was ja eine höchst bemerkenswerte<br />
Leistung ist. völlig losgelöst von zeitgeistigen<br />
Trends und Sounds kre<strong>de</strong>nzen sie ihr »Ding«<br />
irgendwo zwischen Indie-Pop, Progrock und<br />
Folkpop. So wur<strong>de</strong>n sie über die Jahre eine<br />
soli<strong>de</strong>, lieb gewonnene Konstante, die es sich<br />
zwischen Sonic Youth, The Go-Betweens, Superchunk<br />
und The Feelies gemütlich gemacht<br />
hat.<br />
Nun waren sie mit Chicagos Indie-Progpop-<br />
Legen<strong>de</strong> John McEntire (Tortoise, The Sea And<br />
Cake) im Studio und haben ein Album geschaffen,<br />
das durch warmen Sound, rhythmische verspieltheiten,<br />
orchestrierte Noisepop-Passagen<br />
und harmonische Geschlossenheit besticht. Der<br />
Opener »Ohm« mit seinem mantramäßigen<br />
psyche<strong>de</strong>lischen Sound nimmt auf einen wohligen<br />
Trip mit. »Fa<strong>de</strong>« macht bei all <strong>de</strong>m keine<br />
Experimente, son<strong>de</strong>rn schließt an <strong>de</strong>n Punkten<br />
an, wo die Band immer am besten war. Songs<br />
wie »Well You Better« und »Paddle Forward«<br />
seien als Belege dafür genannt. »Fa<strong>de</strong>« ist eine<br />
homogene, persönliche, facettenreiche und<br />
warmherzige umarmung. Für eine musikalische<br />
umorientierung o<strong>de</strong>r progressive Weiterentwicklung<br />
sind sie mittlerweile zu alt, aber<br />
keineswegs für stilsichere Alben.<br />
Benny Ruess