Die Rhetorik der Website - Die Strukturierung und ... - ergonomic

IV Schlußbetrachtungen Kapitel 9 Resümee
Im Informationsdesign geht es zwar nicht vorrangig um das Erfinden des Stoffes,
dieser ist durch das vorhandene Wissen bereits vorgegeben, aber im Zuge des “Pla-
nen und Definieren zur Visualisierung” 2 bedarf es einer inventio zur gedanklichen
Erfassung dieses Wissens, also zum Finden oder Erschließen der Informationen
und einer dispositio zur anschließenden Strukturierung dieser gewonnenen Infor-
mationen.
Im Anschluss daran tangiert die Berücksichtigung “des Umfeldes in dem [die In-
formationen] dargeboten werden” 3 , die Kriterien zur Gestaltung von Informationen
auf einer Website und entspricht dabei dem sprachlichen Ausdruck (elecutio, S. 213)
einer Rede. Und zum Ausdruck, beziehungsweise zur korrekten Gestaltung, bedarf
es der angemessenen (aptum, S. 216ff), richtigen (latinitas, S. 221f) und deutlichen
(perspicuitas, S. 224f) Sprache, also in diesem Fall der entsprechenden Auswahl
von non-verbalen, visuellen Zeichen beziehungsweise rhetorischen Figuren. Nach
Abschluss der Strukturierung einer Website kann zur Gestaltung der erstellten
Teilbereiche ebenfalls auf das antike Rhetoriksystem und seine Ausführungen zu
den Redeteile(n) (partes orationis, S. 258) zurückgegriffen werden.
Zum Beispiel um auf der einleitenden Seite einer Website, die Aufmerksamkeit
(attentum parare, S. 259) oder das Wohlwollen (captatio benevolentiae, S. 260) des
Rezipienten zu erlangen. Auch die verschiedenen Wirkungsfunktionen einer Rede
(officia oratoris, S. 277) sind vergleichbar mit “der Absicht, bestimmte Reaktionen
im Hinblick auf die Bedürfnisse der Adressaten hervorzurufen” 4 und sind für die
Wirkungsabsicht einer Website von Bedeutung. Sie kann mit ihren Informationen
neue Einsichten und Erkenntnisse beweisen (probare, S. 279) und dabei belehrend
(docere, S. 279), oder unterhaltsam (delectare, S. 280) informieren.
Zur Erregung der Leidenschaft und zur gezielten Motivation (movere, S. 280) der
Rezipientenschaft in der Werbung bedarf es sämtlicher Kunstgriffe, die die Rhetorik
zu liefern in der Lage ist. Hierbei gilt es aber nicht die Rhetorik mit der Verkaufsphi-
losophie mancher Werbeagenturen und ihrer gezielten Provokation gleichzusetzen
(Vgl. Kapitel 3.4 [link:II.3.4]). Nach dieser strengen Übersetzung der Antike, soll noch
auf die Potentiale dieser vorhandener und bewährter Systematik für die Produktion
von speziellen Softwareprogrammen, so genannten Autorensystemen hingewiesen
werden.
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