Die Rhetorik der Website - Die Strukturierung und ... - ergonomic
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II Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen Kapitel 5 Spezifika einer <strong>Website</strong><br />
Doch ein schriftliches Dokument unterstützt mit seiner ”linearen Form we<strong>der</strong> die<br />
Rekonstruktion des [vermittelten] Wissens” beim Leser, noch vereinfacht es die<br />
”Reproduktion” von Wissen beim Autor. 10<br />
In <strong>der</strong> ”künstlichen Serialisierung” von Wissen zu seiner ”Transformation in ein line-<br />
ares Dokument” liegt <strong>der</strong> Vorgang, bei dem Strukturinformationen in die eigentlichen<br />
Inhalte integriert werden müssen. 11 Durch die Graphenstruktur [link:II.4.2] von Hy-<br />
pertext- <strong>und</strong> Hypermediasystemen ”verspricht [man sich] ein vereinfachtes Schreiben<br />
<strong>und</strong> Lesen” 12 , da diese Struktur dem assoziativen Charakter <strong>der</strong> Speicherung von<br />
Wissen im menschlichen Gehirn am nächsten kommt. Hypertextsysteme, Hyperme-<br />
diasysteme <strong>und</strong> eine mündliche Informationsübertragung in Form einer Rede, bieten<br />
zumindest die Möglichkeit, die künstliche Serialisierung von Wissen <strong>und</strong> die hiermit<br />
verb<strong>und</strong>ene <strong>Strukturierung</strong> flexibel zu handhaben. Das heißt notwendige, sequentielle<br />
Strukturen [link:II.5.1.2.2] können, im Gegensatz zu einer schriftlichen Publikation,<br />
relativ schnell in neue Zusammenhänge gesetzt werden (Ent- bzw. Delinearisierung)<br />
<strong>und</strong> entsprechen somit einer ”Assoziation von Gedanken <strong>und</strong> Ideen” 13 .<br />
Lexika <strong>und</strong> Wörterbücher sind Beispiele für entlinearisierte Textsorten <strong>und</strong> gehören<br />
deswegen sicherlich zu den ersten Publikationen, die sich auf digitalen Speicherme-<br />
dien wie einer CD-ROM, o<strong>der</strong> im WWW fanden. <strong>Die</strong> Benutzung umfangreicher Lexika,<br />
vor allem mit Hilfe einer Suchfunktion, wurde dadurch wesentlich effizienter Den<br />
Vorteil delinearisierter Texte für wissenschaftliche Veröffentlichungen ”wünschte”<br />
sich laut Stefan Freisler im Prinzip schon Wittgenstein. 15 Im Vorwort zu den »Philo-<br />
sophischen Untersuchungen« beschrieb Wittgenstein die Probleme seine Gedanken<br />
in eine lineare Textform zu bringen:<br />
”Ich habe diese Gedanken alle als Bemerkungen, kurze Absätze, nie<strong>der</strong>geschrieben.<br />
[...] in raschem Wechsel von einem Gebiet zum an<strong>der</strong>en<br />
überspringend. - Meine Absicht war es von Anfang, alles dies einmal in<br />
einem Buche zusammenzufassen, von dessen Form ich mir zu verschiedenen<br />
Zeiten verschiedene Vorstellungen machte. [sic!] Nach manchen<br />
mißglückten Versuchen, meine Ergebnisse zu einem solchen Ganzen<br />
zusammenzuschweißen, sah ich ein, dass mir dies nie gelingen würde.<br />
[...] <strong>Die</strong> gleichen Punkte [...] wurden stets von neuem von verschiedenen<br />
Richtungen her berührt <strong>und</strong> immer neue Bil<strong>der</strong> entworfen. [...] So ist<br />
dieses Buch eigentlich nur ein Album.“ 16<br />
Freisler stellt die Vermutung an, dass Wittgenstein in <strong>der</strong> heutigen Zeit eine hyper-<br />
textbasierte, polylineare Veröffentlichung präferiert hätte. 17<br />
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