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Der Europäische Gesundheitsbericht - World Health Organization ...

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1 0 4 <strong>Der</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Gesundheitsbericht</strong> 2009<br />

Fallbeispiel 2.5: Begrenzung der schädlichen Auswirkungen benachteiligter Lebensbedingungen<br />

Reform der Gesundheitsversorgung im Strafvollzug in England und Wales<br />

In allen Gesellschaften kommen Gefängnisinsassen häufig aus armen, sozial benachteiligten und marginalisierten Bevölkerungsgruppen, die<br />

besonders anfällig für übertragbare Krankheiten wie HIV, andere sexuell übertragene Infektionen und Tuberkulose sind. Das für die Gesundheit<br />

der Häftlinge verantwortliche Gesundheitsministerium bemüht sich in gleichberechtigter Partnerschaft mit dem H.M. Prison Service, der<br />

obersten Strafvollzugsbehörde in England und Wales, um die Bereitstellung verbesserter Gesundheitsleistungen für Häftlinge. Im Rahmen der<br />

Initiative Target: Wellbeing („Ziel: Wohlbefinden“) des Gesundheitsdienstes für Nordwestengland wurden zusätzliche Mittel bereitgestellt, um<br />

gesundes Essverhalten, Bewegung und das seelische Wohlbefinden von Häftlingen in 17 Anstalten zu fördern. Längerfristig dient die Initiative<br />

dem Ziel, durch spezielle Angebote der Gesundheitsförderung die Beschäftigungschancen von Häftlingen zu verbessern und die Gesundheitskompetenz<br />

ihrer Familien zu erhöhen. An dieser Initiative waren viele Partner und Akteure von anderen Organisationen einschließlich nichtstaatlicher<br />

Organisationen beteiligt (222,223).<br />

Rumänien: ein Tuberkulosekonzept auf Gemeindeebene<br />

Tuberkulose ist eine wiederkehrende und wachsende Bedrohung der Gesundheit der Bevölkerung in Rumänien. Besonders stark betroffen ist<br />

die Roma-Bevölkerung. Die Armut und die Marginalisierung der Roma hatten eine höhere Sterblichkeitsrate aufgrund von Tuberkulose sowie<br />

eine erhöhte Häufigkeit von Therapieabbruch bzw. -misserfolg zur Folge. Unter Verwendung von Daten, die u. a. aus einer Erhebung über<br />

Wissen, Einstellungen und Praktiken stammten, entwickelten das Gesundheitsministerium und die Organisation <strong>Health</strong>Right International<br />

eine Informations-, Aufklärungs- und Kommunikationskampagne auf Gemeindeebene, um in ausgewählten Bezirken bei Roma und anderen<br />

gefährdeten Gruppen das Wissen über Tuberkulose zu erweitern, die Stigmatisierung von Tuberkulose und andere negative Einstellungen<br />

gegenüber der Krankheit bei diesen Gruppen zu verringern und die Fallerkennung und die Adhärenz bei der Tuberkulosetherapie zu verbessern<br />

(224). Die Evaluation ergab, dass diejenigen Befragten, die mit der Krankheit in Kontakt gekommen waren, besser über die Übertragung<br />

und Behandlung von Tuberkulose informiert waren als die übrigen Befragten. Bei Projektende stellte das Gesundheitsministerium aus den<br />

Reihen der Roma stammende Gesundheitspädagogen als Gesundheitsmediatoren für betroffene Bevölkerung ein. Auf der Ebene von Politikgestaltung<br />

und Steuerung lieferte das Projekt wichtige Hinweise und Anregungen für die Anpassung des nationalen Programms zur Tuberkulosebekämpfung.<br />

Fallbeispiel 2.6: Norwegen: sektorübergreifende Zusammenarbeit zur Verringerung<br />

des sozialen Gefälles<br />

Norwegens nationale Strategie zur Verringerung sozialer Ungleichheiten im Gesundheitsbereich (225) bildet zusammen mit Berichten an das<br />

nationale Parlament über Beschäftigung, soziale Sicherung und Integration sowie über Frühförderung für lebenslanges Lernen einen Bestandteil<br />

des umfassenden politischen Handlungskonzepts der Regierung zum Abbau sozialer Chancenungleichheit, zur Förderung von Integration<br />

und zur Armutsbekämpfung. Dies ist eines der ersten politischen Handlungskonzepte auf nationaler Ebene, das sich explizit mit dem sozialen<br />

Gefälle im Gesundheitsbereich auseinandersetzt.<br />

Die nationale Strategie enthält Leitlinien für das Handeln der Regierung und der Ministerien zur Verringerung sozialer Ungleichheit im Gesundheitsbereich<br />

in den nächsten zehn Jahren. Ihr vorrangiges Ziel ist der Abbau sozialer Ungleichheit im Gesundheitsbereich durch Angleichung<br />

nach oben. Die Strategie war eine Antwort auf gesicherte gesundheitspolitische Erkenntnisse, die auf die negativen Auswirkungen sozialer<br />

Ungleichheit im Gesundheitsbereich auf alle Bevölkerungsgruppen in Norwegen hindeuteten (226). Die vier vorrangigen Bereiche sind:<br />

• Abbau sozialer Ungleichheit, die zu Ungleichheiten im Gesundheitsbereich beitragen, durch Maßnahmen wie die Schaffung der<br />

Voraussetzungen für eine sichere Kindheit sowie eines geregelten Arbeitslebens und gesunder Arbeitsumgebungen;<br />

• Abbau der Ungleichheit im Gesundheitsbereich in Bezug auf das Gesundheitsverhalten und die Inanspruchnahme von<br />

Gesundheitsleistungen durch Maßnahmen wie die Herabsetzung der zweiten Gebührenobergrenze sowie eine sektorübergreifende<br />

Zusammenarbeit mit dem Ziel, systematische Programme für Bewegungsförderung, Ernährungsberatung und Raucherentwöhnung zu<br />

entwickeln;<br />

• gezielte Förderung sozialer Teilhabe durch Maßnahmen wie die Schaffung besserer Lebensbedingungen für die am stärksten benachteiligten<br />

Gruppen; und<br />

• Gewinnung von Wissen und Entwicklung sektorübergreifender Instrumente, um zu einem besseren Wissensstand über die Ursachen sowie<br />

wirksame Maßnahmen beizutragen.

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