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Der Europäische Gesundheitsbericht - World Health Organization ...

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Teil 3: Stärkung der Gesundheitssysteme<br />

Hausärzte, mit dem sowohl eigene Leistungen erbracht als auch fremde Gesundheitsleistungen<br />

eingekauft werden) eine weitere Verlagerung der Budgetverantwortung von den<br />

Krankenhäusern auf die Hausärzte (wie dies bereits in den 1990er Jahren im Rahmen des<br />

GP Fundholding der Fall war); gleichzeitig soll die Abstimmung verbessert werden, allerdings<br />

gibt es bisher nur wenige Anzeichen für Erfolg (6). Länder, in denen es keine Tradition einer<br />

ärztlichen „Lotsenfunktion“ (d. h. die primärversorgenden Ärzte fungieren als „Lotsen“ durch<br />

Überweisungen an spezialisierte Leistungserbringer der nächsthöheren Ebene) gibt (z. B.<br />

Frankreich, Deutschland, Niederlande, Schweden), haben versucht, ein solches System mit<br />

Hilfe finanzieller Anreize einzurichten.<br />

Eine gängige Reformstrategie in der gesamten <strong>Europäische</strong>n Region ist die Umstrukturierung<br />

der Organisation der primären Gesundheitsversorgung. So haben einige Länder,<br />

u. a. Dänemark, Finnland, die Niederlande, Schweden und teilweise das Vereinigte<br />

Königreich, die Anbieter dazu ermutigt, sich zu größeren Primärversorgungseinrichtungen<br />

zusammenzuschließen. Deutschland hat größere Zentren bzw. Polikliniken eingeführt, in<br />

denen Leistungen der primären Gesundheitsversorgung zusammen mit Diagnoseleistungen<br />

und fachärztlichen Leistungen angeboten werden. Anders sieht die Situation in vielen<br />

Ländern Mittel­ und Osteuropas (z. B. Estland und Ungarn) aus, wo seit Mitte der 1990er<br />

Jahre versucht wird, Fachärzte aus Polikliniken dazu zu bewegen, sich als selbständige<br />

Hausärzte niederzulassen.<br />

Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass tendenziell eine Verlagerung von der stationären<br />

zur ambulanten Versorgung stattfindet; dies ist vielleicht teilweise auf eine Reformierung<br />

der Organisation und Erbringung von Gesundheitsleistungen, aber auch auf technologische<br />

und klinische Innovationen zurückzuführen. Insbesondere die stationäre Versorgung wird<br />

in andere Umgebungen verlagert: So werden kostenintensive stationäre Leistungen durch<br />

kostengünstigere ambulante Eingriffe ersetzt (7,8). Zwischen 1996 und 2005 nahm die Zahl<br />

der Krankenhausbetten pro Kopf in der gesamten Region deutlich ab. Dem liegen mindestens<br />

zwei politische Ziele zugrunde: Verlagerung von der stationären zur ambulanten Versorgung<br />

und Verlagerung der psychischen Gesundheitsversorgung von der institutionellen auf<br />

die gemeindenahe Ebene. Dieser rückläufige Trend war besonders in den GUS­Staaten<br />

bemerkbar (22%), wo es ein Überangebot an Krankenhäusern gab. Dort fiel die Zahl der<br />

Krankenhausbetten pro 100 000 Einwohner im Zeitraum 1996–2007 von 1077 auf 845.<br />

Dennoch verfügen die GUS­Staaten nach wie vor über mehr Krankenhausbetten als die EU­<br />

Staaten, wo in demselben Zeitraum die Zahl der Betten um 17% abnahm: von 689 auf 570 pro<br />

100 000 Einwohner (9).<br />

Eine weit verbreitete Reformmaßnahme hinsichtlich der Organisation der Leistungserbringung<br />

war aufgrund der wachsenden Prävalenz chronischer Erkrankungen die Entwicklung<br />

und Einführung so genannter Krankheitsmanagementprogramme, die inzwischen in den<br />

meisten Ländern in irgendeiner Form existieren (10). Das Krankheitsmanagement ist<br />

somit zu einem zentralen Instrument bei der Bewältigung der wachsenden Belastung durch<br />

chronische Krankheiten und bei der Schaffung neuer Versorgungsmodelle geworden. Die<br />

primäre Zielsetzung dieser Reformen besteht darin, eine ununterbrochene Behandlung<br />

chronisch Kranker in der medizinisch bestgeeigneten und kosteneffektivsten Umgebung zu<br />

gewährleisten. Vieles spricht dafür, dass eine Koordination der Versorgungsumgebungen und<br />

­anbieter wirksamer ist als herkömmliche, unabgestimmte Maßnahmen (11). Die meisten<br />

Länder haben allerdings ein Modell eingeführt, das individualistisch geprägt und auf die<br />

Ebene der Leistungserbringung ausgerichtet ist, und keine Maßnahmen ergriffen, die das<br />

gesamte System erfassen und nicht nur eine veränderte Leistungserbringung, sondern auch<br />

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