Der Europäische Gesundheitsbericht - World Health Organization ...
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Teil 2: Gesundheitssituation in der <strong>Europäische</strong>n Region<br />
Lebenslange Krankheitsprävention<br />
Die <strong>Europäische</strong> Strategie zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer<br />
Krankheiten (67) fördert einen umfassenden Ansatz auf drei Ebenen: bevölkerungsweite<br />
Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention; Ermittlung stark gefährdeter Personen<br />
und gezielte Maßnahmen für diese Gruppe; wirksame Versorgung von Patienten mit<br />
nichtübertragbaren Krankheiten.<br />
<strong>Der</strong> Ausbruch nichtübertragbarer Krankheiten muss durch Verhaltensänderungen im<br />
Hinblick auf die Lebensweise, die Entwicklung gesundheitsförderlicher Umfelder und<br />
Maßnahmen bezüglich der sozioökonomischen Determinanten von Gesundheit verhindert<br />
werden. Nach Diagnose einer Erkrankung sind solche Maßnahmen – ergänzt durch wirksame<br />
und rechtzeitige Behandlung und Rehabilitation – auch im weiteren Verlauf wichtig, um zu<br />
verhindern, dass die Erkrankung chronisch wird und zu Behinderung führt. Beispielsweise<br />
kann sich körperliche Bewegung positiv auf multiple chronische Erkrankungen auswirken;<br />
sie kann etwa die Risiken von HerzKreislaufErkrankungen senken, die muskuloskelettale<br />
Gesundheit verbessern und die Symptome von Depressionen lindern (73). <strong>Der</strong> Verzicht auf<br />
Rauchen kann substanzielle positive Auswirkungen haben. Bei Rauchverzicht vor Erreichen<br />
eines mittleren Alters kann das durch Tabakkonsum bedingte Lungenkrebsrisiko um mehr als<br />
90% gesenkt werden (78). Eine Kombination aus mehreren verhaltensbezogenen Maßnahmen<br />
wie Aufgabe des Rauchens, mehr Bewegung und Veränderung der Ernährungsgewohnheiten<br />
mit dem Ziel eines Gewichtsverlusts kann bei Personen mit manifester Herzkrankheit<br />
das Risiko von HerzKreislaufErkrankungen um mehr als 60% verringern und bei<br />
Diabetespatienten zur erfolgreichen Einstellung des Blutzuckerspiegels beitragen (168).<br />
Bei Personen mit manifesten HerzKreislaufErkrankungen können pharmazeutische<br />
Interventionen das Risiko wiederholter Herzinfarkte weiter beträchtlich mindern (169).<br />
Seelisches Wohlbefinden wird zunehmend als grundlegender Aspekt der Lebensqualität<br />
anerkannt (161). Schädliche Belastung durch Stress kann zu einer Zunahme von<br />
Angstzuständen und Depressionen, Erkrankungen aufgrund Konsums von Alkohol und<br />
anderem Substanzmissbrauch sowie Gewalt und Suizidverhalten führen. Die Vorteile der<br />
Förderung der psychischen Gesundheit beschränken sich nicht auf die Verbesserung des<br />
Wohlbefindens und die Verhinderung psychischer Gesundheitsprobleme, sondern führen<br />
auch zu einer Verbesserung der körperlichen Gesundheit sowie einer Beschleunigung der<br />
Genesung nach Krankheiten. Die psychische Gesundheit ist ein grundlegender Bestandteil<br />
der Widerstandsfähigkeit und der gesundheitlichen Substanz, die Menschen in die Lage<br />
versetzen, widrige Situationen zu bewältigen. Im Vereinigten Königreich stammen die 20%<br />
bis 25% der Bevölkerung, die an Adipositas leiden oder rauchen, überwiegend aus den 26%<br />
der Bevölkerung, die unterhalb der Armutsgrenze leben und bei denen auch die höchste<br />
Prävalenz von Angstzuständen und Depressionen registriert wird (39).<br />
Neuausrichtung der Versorgungssysteme<br />
Die Gesundheitsangebote sind häufig auf Versorgung statt Prävention und auf akute statt<br />
auf chronische Versorgungsmodelle ausgerichtet (Tabelle 2.17). Personen mit psychischen<br />
Gesundheitsproblemen und einer chronischen Erkrankung benötigen manchmal lebenslange<br />
Unterstützung und langfristig strukturierte Krankheitsmanagementprogramme, bei denen<br />
oft Selbstbehandlung und gemeindenahe Versorgung im Vordergrund stehen; viele Dienste<br />
konzentrieren sich jedoch immer noch auf stationäre spezialisierte Versorgung (170).<br />
Trotz nachweislicher Wirksamkeit der primären Versorgung kann die in diesem Umfeld<br />
geleistete Behandlung beschränkt sein. Eine Erhebung der WHO ergab, dass in 31 Ländern<br />
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