Der Europäische Gesundheitsbericht - World Health Organization ...
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Teil 3: Stärkung der Gesundheitssysteme<br />
routinemäßig dokumentierten. Dies wäre jedoch eine Voraussetzung für informationelle<br />
Kontinuität. Seit 2005 jedoch werden alle Patientenbesuche routinemäßig ärztlich<br />
dokumentiert, und seit Mai 2009 werden sämtliche Aufzeichnungen elektronisch an das<br />
Gesundheitsministerium übermittelt. Dies wäre jedoch eine Voraussetzung für informationelle<br />
Kontinuität. Die meisten Hausärzte hatten auch Schwierigkeiten, ihre Patienten nach<br />
Diagnoseergebnissen oder Gesundheitsrisiken zu klassifizieren. Ohne eine solche Einordnung<br />
ist es allerdings nicht möglich, die Patientenstruktur der Praxen zu analysieren und<br />
sinnvolle Behandlungspläne für Einzelpersonen oder Bevölkerungsgruppen zu erstellen.<br />
Für eine koordinierte und integrierte Versorgung müssen entsprechende Daten verfügbar<br />
sein. Auch wenn es nicht ungewöhnlich ist, dass die Koordination sowie die Schnittstellen<br />
zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Gesundheitsversorgung in der Übergangsphase<br />
Schwachpunkte aufweisen (die Türkei ist hier nur eines von vielen Beispielen), scheinen die<br />
Patienten die Anstrengungen der Regierungen für eine bürgernahe Gesundheitsversorgung<br />
anzuerkennen. In der Studie erklärten ca. 95% der befragten Patienten aus den beiden<br />
türkischen Provinzen, sie seien mit der Behandlung durch ihren Hausarzt zufrieden. (51)<br />
Erfolgreiche Strategien für eine bürgernahe Versorgung: Beispiele aus der<br />
<strong>Europäische</strong>n Region<br />
Die Schaffung eines Gesundheitssystems, das den Mensch in den Mittelpunkt stellt,<br />
ist eine große Herausforderung, deren Bewältigung für die Länder der <strong>Europäische</strong>n<br />
Region keine leichte Aufgabe ist. Letztendlich ist ein Paradigmenwechsel nötig: Statt den<br />
gesamten Arbeitstag mit herkömmlichen 10 bis 15minütigen Patiententerminen zu füllen,<br />
sollten primärversorgende Ärzte und Teams die gesundheitlichen Bedürfnisse der ihnen<br />
zugeordneten Personen analysieren und entsprechend betreuen, entweder durch fallbezogene<br />
Strategien oder in nach Gesundheitsrisiken erstellten Gruppen (46). Die Strategien und<br />
Optionen, die die Länder im Hinblick auf die genannten Ziele erarbeitet haben, lassen sich in<br />
zwei Hauptkategorien unterteilen:<br />
• Erprobung neuer Qualifikationsprofile der Leistungserbringer und neuer Praxismodelle<br />
oder<br />
• Einführung integrierter Versorgungspläne in Kombination mit<br />
Krankheitsmanagementprogrammen.<br />
Neuorganisation der ärztlichen Praxis und Neudefinition der<br />
Dienstleisterqualifikationen<br />
Wie bereits dargelegt, sind personelle Ressourcen knapp und die Lösungsmöglichkeiten<br />
für eine bürgernahe Primärversorgung daher begrenzt. Eine Option besteht darin,<br />
Rahmenbedingungen und Organisation der ärztlichen Praxis zu verändern und neue<br />
Anforderungen an die Qualifikationen der Leistungserbringer festzulegen, bei denen<br />
Teamarbeit und Vernetzung im Vordergrund stehen. Einige Länder haben die Funktion<br />
der Pflegefachkräfte neu definiert. Das veränderte Qualifikationsprofil beinhaltet nun auch<br />
Aufgaben, die bislang von primärversorgenden Ärzten ausgeführt wurden. Beispielsweise<br />
wurde in den Niederlanden und im Vereinigten Königreich das Berufsbild Nurse Practitioner<br />
(Pflegespezialist) eingeführt. Diese Berufsgruppe wird an den Universitäten ausgebildet und<br />
übernimmt neben den üblichen Aufgaben der Pflegekräfte auch Aufgaben, die traditionell<br />
von einem Arzt durchgeführt werden; so dürfen sie Medikamente verschreiben und<br />
unkomplizierte Behandlungen durchführen. In Deutschland wurde kürzlich das Berufsbild<br />
Gemeindepfleger/schwester eingeführt; die betreffenden Personen nehmen ähnliche<br />
Funktionen wie die Pflegespezialisten wahr, sind jedoch vor allem auf Heimpflege für<br />
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