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Der Europäische Gesundheitsbericht - World Health Organization ...

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Teil 2: Gesundheitssituation in der <strong>Europäische</strong>n Region<br />

Im Abschnitt „Soziale Determinanten von Gesundheit“ wurde bereits darauf hingewiesen, dass<br />

soziale Ungleichheit im Gesundheitsbereich in der <strong>Europäische</strong>n Region weit verbreitet ist.<br />

Die vorliegenden Erkenntnisse machen jedoch immer deutlicher, welches die Ursachen von<br />

Ungleichheit sind und mit welchen Mechanismen diese durch das Gesundheitssystem oder<br />

die Sozialpolitik im weiteren Sinne eventuell verringert werden kann (238). <strong>Der</strong> Abbau von<br />

Ungleichheit durch die Verbesserung der Gesundheit relativ benachteiligter Personen würde<br />

nicht nur zu einer Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung insgesamt, sondern wegen<br />

der größeren Chancengerechtigkeit möglicherweise auch zur Steigerung des gesellschaftlichen<br />

Wohlergehens beitragen. Die Politik in der <strong>Europäische</strong>n Region erkennt an, dass sowohl<br />

die Gesundheit als auch die gesundheitliche Chancengleichheit wichtige Komponenten des<br />

gesellschaftlichen Wohls und ein Ausdruck sozialen Fortschritts sind (133).<br />

Gesundheitssysteme haben eine wichtige Aufgabe bei der Verringerung gesundheitlicher<br />

Chancenungleichheit durch Gesundheitsversorgung und öffentliche Gesundheitsmaßnahmen,<br />

welche die Gesundheit verbessern, aber auch durch ihre Organisationskomponenten,<br />

welche die Muster der Inanspruchnahme von Leistungen durch die verschiedenen sozialen<br />

Gruppen beeinflussen. Wenngleich Personen mit höherem sozioökonomischem Status<br />

gewöhnlich gesünder sind, nehmen sie in den meisten Ländern mehr fachärztliche und<br />

präventive Gesundheitsleistungen in Anspruch als Personen mit einem niedrigeren<br />

sozioökonomischen Status. Neben kulturellen und geografischen Faktoren werden die Muster<br />

der Inanspruchnahme von Leistungen auch durch die Art der Gesundheitsfinanzierung<br />

beeinflusst. So führen erwiesenermaßen Zahlungen aus eigener Tasche zu einer geringeren<br />

Inanspruchnahme notwendiger Gesundheitsleistungen, insbesondere durch Personen mit<br />

niedrigerem Einkommen. Unter den Personen mit höherem sozioökonomischem Status ist<br />

ein größerer Anteil privat krankenversichert; dies kann einen rascheren Zugang zu benötigten<br />

Gesundheitsleistungen oder geringere Zuzahlungen aus eigener Tasche für öffentliche<br />

Leistungen bedeuten (239). Zur Verringerung der Ungleichheit im Gesundheitsbereich muss<br />

die Politik folglich mehrere Faktoren, die Einfluss auf Ungleichheithaben, berücksichtigen<br />

und gezielte Gesundheitsleistungen für Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status<br />

anbieten und über Sektorgrenzen hinweg tätig werden (238).<br />

Gesundheit trägt zu Wohlstand und Wohlbefinden bei<br />

Gesundheit trägt sowohl direkt als auch indirekt zum Wohlbefinden bei. <strong>Der</strong> direkte Beitrag<br />

ist wohlbekannt: Gesundheit ist eine maßgebliche Dimension des Wohlbefindens und<br />

wird deshalb in internationalen Übereinkommen sowie nationalen Rechtsvorschriften<br />

als Menschenrecht anerkannt. Zum anderen beeinflusst Gesundheit über ihren Beitrag<br />

zu höherer wirtschaftlicher Produktivität und mehr Wohlstand auf der individuellen und<br />

gesellschaftlichen Ebene das Wohlbefinden auch indirekt. Den Wert abzuschätzen und<br />

monetär auszudrücken, den eine Gesellschaft der Gesundheit beimisst, ist ein komplexes<br />

Unterfangen; Untersuchungen lassen jedoch darauf schließen, dass er sehr hoch ist. Eine<br />

Analyse verschiedener westeuropäischer Länder kommt etwa zu dem Ergebnis, dass die<br />

Anstiege der Lebenserwartung in den letzten drei Jahrzehnten mit Wohlfahrtsgewinnen in<br />

Höhe von insgesamt etwa einem Drittel des BIP verbunden waren (240).<br />

Wenn Gesundheit sich positiv auf eine Komponente der Volkswirtschaft auswirkt, wird sie zu<br />

Wirtschaftswachstum führen. Das BIP ist das gängigste Maß für die Größe der Volkswirtschaft.<br />

Zu ihren Komponenten gehören Sachkapital und Arbeit, wobei Gesundheit Auswirkungen auf<br />

beides haben kann. Beispielsweise ist bei Gesünderen die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie<br />

produktiver zur Arbeitswelt beitragen und höhere Arbeitseinkommen haben. Ferner haben<br />

sie mehr Anreize für Investitionen in Bildung und Berufsausbildung, die wiederum in höherer<br />

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