Der Europäische Gesundheitsbericht - World Health Organization ...
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1 0 8 <strong>Der</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Gesundheitsbericht</strong> 2009<br />
gesundheitliche Chancenungleichheit zu verringern. Wie diese Maßnahmen belegen, haben<br />
die Länder zunehmend erkannt, dass zur Verringerung von Chancenungleichheit politische<br />
Handlungskonzepte entwickelt und umgesetzt werden müssen, was auch in der Charta<br />
von Tallinn (36) zum Ausdruck kommt. Gleichzeitig besteht eine erhöhte Nachfrage nach<br />
spezifischeren Gesundheitserkenntnissen zu der Frage, wie sich solche Aktivitäten auf die<br />
Chancenungleichheit auswirken; diese Erkenntnisse sollen durch Messung der relativen bzw.<br />
absoluten Chancenungleichheit bzw. ihres Ausmaßes, durch Bereitstellung der maßgeblichen<br />
Daten und durch Ermittlung der wirksamsten Maßnahmen und Konzepte gewonnen werden.<br />
Länder wie Litauen, Norwegen, die Slowakei, Slowenien und das Vereinigte Königreich haben<br />
in beträchtlichem Umfang in die Verbesserung der Bewertung politischer Handlungskonzepte<br />
zur Verringerung sozial bedingter gesundheitlicher Chancenungleichheit investiert.<br />
Diese Probleme machen deutlich, dass Informationen über Maßnahmen von Gesundheitssystemen<br />
zur Bekämpfung gesundheitlicher Chancenungleichheit systematischer<br />
gesammelt werden müssen, um politische Entscheidungsprozesse und die Entwicklung<br />
politischer Handlungskonzepte in diesem Bereich besser unterstützen zu können,<br />
insbesondere was die Übertragbarkeit von Maßnahmen auf andere Ländern in der Region<br />
betrifft. Dies stimmt mit den Empfehlungen anderer wichtiger Initiativen in diesem Bereich<br />
wie dem EurothineProjekt über sozial bedingte gesundheitliche Chancenungleichheit<br />
überein, dass die Einrichtung einer Datenbank und einer Anlaufstelle für Initiativen zum<br />
Thema Chancengleichheit in der <strong>Europäische</strong>n Region empfahl (92).<br />
Schlussendlich erfordern die genannten Maßnahmen allesamt einen veränderten Ansatz<br />
für Planung, Durchführung und Evaluation von Gesundheitsleistungen. Dies wiederum<br />
hat Konsequenzen für das Gesundheitspersonal und erfordert veränderte Bildungs und<br />
Berufsausbildungsmethoden für alle Beschäftigten im Gesundheitssystem, um sie nicht<br />
nur für die Auswirkungen sozialer Determinanten auf gesundheitliche Ergebnisse zu<br />
sensibilisieren, sondern ihnen auch zu vermitteln, wie sie angemessen auf gesundheitliche<br />
Chancenungleichheit reagieren können, ohne diese zu verschärfen.<br />
Zu Gesundheit und gesellschaftlichem Wohlergehen beitragen<br />
Die Gesundheitskosten steigen weiterhin rascher als das Volkseinkommen. Dieser<br />
Trend hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass sich die Politik vornehmlich<br />
auf Kosteneindämmungsinitiativen konzentriert hat. Dennoch liefern das gewachsene<br />
Verständnis der Interdependenz von Gesundheit und Wohlstand, des Wertes, den Bürger und<br />
Gesellschaften der Gesundheit beimessen, sowie der Rolle von Gesundheitssystemen bei der<br />
Verbesserung von Gesundheit überzeugende Argumente für die erneute Überprüfung dieses<br />
seit langem verfolgten Schwerpunktes (133). Statt sich ausschließlich auf die Eindämmung<br />
der Gesundheitskosten zu konzentrieren, könnte die Politik höhere Ausgaben für eine<br />
wirksame Gesundheitsversorgung als einen Beitrag zu einer produktiveren Volkswirtschaft<br />
sowie einen Weg zu besserer Gesundheit und vermehrtem Wohl betrachten. Die Stärkung<br />
der Gesundheitssysteme auf der Grundlage solider Erkenntnisse zu Kosteneffizienz und<br />
Leistungsbewertung kann somit potenziell zu besserer Gesundheit, größerem Wohlstand und<br />
mehr gesellschaftlichem Wohlergehen führen.<br />
Die komplexe Verknüpfung zwischen Gesundheitssystemen, Gesundheit und Wohlergehen<br />
kann konzeptionell in einem Dreieck dargestellt werden, das die kausalen, direkten und<br />
indirekten Beziehungen zwischen diesen drei Dimensionen veranschaulicht (Abb. 2.37). Die<br />
im Juni 2008 in der estnischen Hauptstadt Tallin organisierte <strong>Europäische</strong> Ministerkonferenz