Germar Rudolf: Das Rudolf Gutachten
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5. BILDUNG UND STABILITÄT VON EISENBLAU<br />
ben, wieviel Blausäure sich in Wasser lösen kann. 56 Da aber die Blausäure<br />
wesentlich besser in Wasser löslich ist als CO2, und CO2 zudem in Wasser<br />
praktisch nicht in Kohlensäure umgewandelt wird, kann dieser Einfluß vernachläßigt<br />
werden. 296<br />
Zu b.: Der Feuchtigkeitsgehalt von Mauerwerken ist sehr stark von der relativen<br />
Luftfeuchtigkeit und der Temperatur abhängig. Da mit steigender<br />
Temperatur die Tendenz des Wassers zu verdampfen (Wasserdampfdruck) zu<br />
und in der Regel die relative Luftfeuchtigkeit abnimmt und beides zu einer<br />
Erniedrigung des Wassergehaltes führt, hat man es bei Temperaturerhöhung<br />
mit einem kumulativen Effekt zu tun. Eine Erniedrigung des Wassergehalts<br />
um eine Zehnerpotenz bei Temperaturerhöhung um 10°C sind in dem betrachteten<br />
Temperaturbereich von 10-30°C belegt (siehe Abschnitt 5.7. Baustoffe).<br />
Zu c.: Für eine Veränderung der gesamten Reaktionsgeschwindigkeit kann<br />
nur eine Beschleunigung des langsamsten unter den im Abschnitt 5.5. aufgeführten<br />
fünf Schritten verantwortlich sein. Im neutralen und alkalischen Medium<br />
ist dies die Verdrängung der Sauerstoff- bzw. OH – -Ionen im Rost durch<br />
das Cyanidion (Punkt c.). Obwohl das Eisen(III)-Cyanid [Fe(CN)6] 3– selbst im<br />
mäßig alkalischen Medium stabil ist 297 – d.h., daß das Eisen(III)-Cyanid stabiler<br />
ist als der Rost –, ist die Verdrängung der OH – -Ionen im Rost durch das<br />
Cyanid gehemmt, da der Rost nicht im Wasser gelöst ist. Eine Erhöhung der<br />
Temperatur um 20°C verdoppelt in der Regel die Reaktionsgeschwindigkeit,<br />
wenn die anderen Randbedingungen gleich bleiben. Dies ist jedoch im extremen<br />
Maße nicht gegeben, da wie oben gezeigt durch die starke Erniedrigung<br />
des Wassergehaltes bei Temperaturerhöhung die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
stark negativ beeinflußt wird (s.o.): mangelnde Mobilität der Reaktionspartner,<br />
geringe Reaktivität des Eisens, schnelleres Ausgasen der ad-/absorbierten<br />
Blausäure usw. (Abschnitt 5.5.1. und 5.5.2.). Es ist also bei Temperaturerhöhung<br />
mit einer starken Erniedrigung der Pigmentbildung zu rechnen.<br />
Ein entscheidend höherer Wassergehalt des Festkörpers und die wesentlich<br />
bessere Absorptions- und Löslichkeitseigenschaft der Blausäure in Wasser<br />
sind die Gründe dafür, daß die Tendenz zur Cyanidanreicherung im Festkörper<br />
bei Temperaturabnahme zunimmt. Ebenso ist bei höherem Wassergehalt<br />
des Festkörpers mit einer Erhöhung der Reaktivität des oxidischen Eisens<br />
(Rost) gegenüber Blausäure zu rechnen sowie mit einer generell erhöhten Reaktionsfähigkeit<br />
der Partner. Ein kühler und damit feuchter Festkörper ist somit<br />
zur Bildung von Eisenblau geeigneter als ein warmer, trockener. 298<br />
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