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Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

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Argumente für einen <strong>EU</strong>-Beitritt Kroatiens<br />

1. Kroatien versteht sich als zutiefst europäisches Land und hat nach <strong>de</strong>n Bestimmungen <strong>de</strong>s <strong>EU</strong>-Vertrages Anspruch auf<br />

Mitgliedschaft in <strong>de</strong>r Europäischen Union (siehe auch Anlage A.1).<br />

2. Ihr Land erfüllt bereits viele wesentliche Vorgaben <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> für <strong>de</strong>n Beitritt (A.2):<br />

• Demokratischer Rechtsstaat:<br />

Mit <strong>de</strong>r Verfassungsreform von 2001 ist Kroatien auf <strong>de</strong>m Weg zur völligen Demokratisierung ein gutes Stück vorangekommen.<br />

Noch vor <strong>de</strong>r Erklärung <strong>de</strong>r Unabhängigkeit war in <strong>de</strong>r damals sozialistischen Teilrepublik eine Verfassung ausge -<br />

arbeitet wor<strong>de</strong>n, die bereits die Grundlage für einen <strong>de</strong>mokratischen Rechtsstaat geschaffen hatte. Mit <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen von<br />

2001 wur<strong>de</strong> vor allem die Machtfülle <strong>de</strong>s Staatspräsi<strong>de</strong>nten beschränkt und Befugnisse dieses Amtes an die Regierung<br />

bzw. das Parlament übertragen.<br />

Im Dezember 2002 wur<strong>de</strong> ein Verfassungsgesetz über die Rechte <strong>de</strong>r nationalen Min<strong>de</strong>rheiten verabschie<strong>de</strong>t. Es<br />

garantiert u.a. das Anrecht auf muttersprachlichen Unterricht in <strong>de</strong>n Gebieten, wo 1/3 <strong>de</strong>r Bevölkerung Min<strong>de</strong>rheiten sind,<br />

und die Besetzung <strong>de</strong>r Stellen bei Polizei und Justiz durch die Volksgruppen proportional zum jeweiligen<br />

Bevölkerungsanteil.<br />

Das neue Polizeigesetz von Januar 2001 hat bereits Verbesserungen erbracht: Der Polizeiapparat wur<strong>de</strong> umgebaut und<br />

<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> gelten<strong>de</strong>n Standards angepasst.<br />

Zur Bekämpfung von Korruption und organisierter Kriminalität wur<strong>de</strong> ein eigenes Amt eingerichtet (USKOK), das<br />

mittlerweile in enger Kooperation mit <strong>de</strong>r Polizei, <strong>de</strong>m Finanzministerium und <strong>de</strong>r Steuerbehör<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung von<br />

Korruptions- und Betrugsfällen im öffentlichen Bereich arbeitet. Das USKOK, <strong>de</strong>ssen Mitarbeiterzahl seit 2005 verdoppelt<br />

wur<strong>de</strong>, versucht nicht nur das Problembewusstsein <strong>de</strong>r Bevölkerung mit gezielten Aufklärungskampagnen zu schärfen,<br />

son<strong>de</strong>rn hat inzwischen auch einige spektakuläre Korruptionsfälle aufge<strong>de</strong>ckt, wenngleich die Ermittlungen bisher noch zu<br />

keinen Verurteilungen führten.<br />

Um <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> Genüge zu leisten und <strong>de</strong>n Schmuggel effektiver zu unterbin<strong>de</strong>n, hat das Land seine Grenzsicherung<br />

mo<strong>de</strong>rnisiert und ausgebaut. Das UN-Abkommen zur Bekämpfung grenzüberschreiten<strong>de</strong>r organisierter<br />

Kriminalität war vom kroatischen Parlament bereits im Jahr 2000 gebilligt wor<strong>de</strong>n. Dass Kroatien mit seinen Nachbarlän<strong>de</strong>rn<br />

im Kampf gegen <strong>de</strong>n organisierten Schmuggel (Drogen, Waffen, Menschen) gut zusammenarbeitet, beweist auch die<br />

erfolgreiche Aktion „Trigger“ von USKOK gegen Waffenschmugglerringe im Jahr 2006, bei <strong>de</strong>r zahlreiche Feuerwaffen<br />

beschlagnahmt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

• Wettbewerbsfähige Marktwirtschaft:<br />

Die kroatische Wirtschaft hat gute Chancen nach einem vollzogenen Beitritt mit <strong>de</strong>r Konkurrenz aus <strong>de</strong>n übrigen <strong>EU</strong>-<br />

Staaten mitzuhalten. Zwar ist die Privatisierung noch nicht abgeschlossen, doch mischt sich <strong>de</strong>r Staat nicht in die<br />

wirtschaftlichen Abläufe ein und Unternehmen sowie Firmenneugrün<strong>de</strong>r können in einem sicheren rechtlichen Rahmen tätig<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Tourismus als wichtigster Wirtschaftszweig (er trägt 18 % zum gesamten BIP bei) boomt wie<strong>de</strong>r und<br />

Investitionen in die Mo<strong>de</strong>rnisierung von Produktionsanlagen in <strong>de</strong>r Industrie zeitigen erste Erfolge: Nach Jahren <strong>de</strong>s<br />

Rückgangs nahm auch die industrielle Produktion im Jahr 2002 wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich zu (+ 5,2% gegenüber 2001); insgesamt<br />

brauchen die Wachstumszahlen <strong>de</strong>s kroatischen Bruttoinlandsprodukts speziell <strong>de</strong>r letzten Jahre keinen Vergleich zu<br />

scheuen: Die jährliche Zunahme lag von 2004 - 2008 bei Ø ca. 4,3 %!<br />

• Heranführung an die <strong>EU</strong> und Anpassung <strong>de</strong>s nationalen Rechts an das <strong>EU</strong>-Recht:<br />

Das Land hat bereits <strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>-Gesetze und Richtlinien übernommen.<br />

3. Die zunehmen<strong>de</strong> Bindung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s an die <strong>EU</strong> spiegelt sich zu<strong>de</strong>m im Han<strong>de</strong>l wi<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r bereits zu mehr als<br />

zwei Drittel mit <strong>EU</strong>-Staaten (v.a. Italien, Deutschland, Slowenien und Österreich) abgewickelt wird.<br />

4. Das kroatische Bildungssystem gilt als vielfältig und leistungsfähig und das Bildungsniveau <strong>de</strong>r Bevölkerung ist im europäischen<br />

Vergleich recht gut: 18% <strong>de</strong>r Beschäftigten besitzen einen Universitäts- o<strong>de</strong>r Fachhochschulabschluss, die Zahl <strong>de</strong>r<br />

Schüler an <strong>de</strong>n Höheren Schulen steigt (allein von 2001 bis 2003 um 11%) und die Absolventen <strong>de</strong>r Mittelschulen bringen<br />

gute fachliche Kenntnisse mit. Die auf 12 Jahre verlängerte Schulpflicht ist seit 2007 in <strong>de</strong>r Verfassung verankert. Durch<br />

Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n letzten Jahren, z.B. reformierte Lehrpläne, hatte das Bildungswesen schon eine <strong>de</strong>utliche Annäherung<br />

an europäische Systeme erfahren<br />

5. Kroatien ist bestrebt, mit Investitionen in <strong>de</strong>n Umweltschutz seine Landschaften und die über 1200 Inseln besser als bisher<br />

vor Verschmutzung zu schützen und damit auch Vorgaben <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> zu erfüllen. Ein nach internationalen Standards arbeiten<strong>de</strong>s<br />

Naturschutzamt wur<strong>de</strong> eingerichtet, das für Erhalt und Pflege <strong>de</strong>r Naturschutzgebiete – immerhin 10% <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sfläche! –<br />

zuständig ist. Mit verschärften Umweltauflagen und einer Abkehr vom Massentourismus an <strong>de</strong>r dalmatinischen Küste versucht<br />

die Regierung diese reizvolle und in weiten Teilen ursprünglich erhaltene Landschaft vor Zersie<strong>de</strong>lung und Übernutzung zu<br />

bewahren. Durch zinsgünstige Kredite für diejenigen Investoren, die Restaurants und Hotels in traditioneller Bauweise<br />

errichten, sollen Bettenburgen aus Beton die Ausnahme bleiben und so die typisch mediterrane Atmosphäre <strong>de</strong>r Küstenorte<br />

und <strong>de</strong>r Inseln erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

6. Der Krieg mit Serbien von 1991 bis 1995 war Kroatien von <strong>de</strong>m damaligen serbischen Präsi<strong>de</strong>nten Slobodan Milosevic aufgezwungen<br />

wor<strong>de</strong>n und hatte das Land in seiner Entwicklung um Jahre zurückgeworfen. Nun beflügelt die europäische Perspek -<br />

tive die Bereitschaft zur Aussöhnung mit <strong>de</strong>m ehemaligen Kriegsgegner. Beleg dafür ist die Wie<strong>de</strong>ransiedlung <strong>de</strong>r<br />

serbischen Flüchtlinge in ihren angestammten Siedlungsgebieten. Die Aussöhnung mit <strong>de</strong>n Nachbarn ist eine<br />

Hauptbedingung <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen.<br />

7. Gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Balkan, nach <strong>de</strong>n Kriegen und Verbrechen beim Zerfall Jugoslawiens, hat die <strong>EU</strong> immer noch jene Frie<strong>de</strong>nsaufgabe,<br />

die letztlich bei ihrer eigenen Gründung Pate stand. Kroatien die europäische Perspektive zu verweigern, wäre auch<br />

ein Signal <strong>de</strong>r Zurückweisung an die Völker <strong>de</strong>r westlichen Balkanstaaten.<br />

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