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Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

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• Auch viele große staatliche Produktionsbetriebe, z.B. die Traktoren- und Flugzeugwerke in Charkiv,<br />

<strong>de</strong>m ukrainischen Industriezentrum, o<strong>de</strong>r die Fluggesellschaft "Air Ukraine" wur<strong>de</strong>n nunmehr privatisiert.<br />

• 1996 löste sich die Ukraine aus <strong>de</strong>r Rubelzone und die neue Währung Hryvnja wur<strong>de</strong> eingeführt; mit ihr<br />

gelang es bis 1998 die Inflation auf nur 20% abzusenken und somit auch <strong>de</strong>m Tauschhan<strong>de</strong>l die Basis<br />

zu entziehen.<br />

• 1997 waren die KMU (kleinere und mittlere Unternehmen) vollständig privatisiert, darunter z.B. Lä<strong>de</strong>n und<br />

Tankstellen, so dass endlich die Versorgungsengpässe und das lästige Schlangestehen passé waren.<br />

Im Juni 1996 wur<strong>de</strong> die neue Verfassung vom Parlament angenommen, die die Prinzipien <strong>de</strong>r individuellen<br />

Menschen- und Bürgerrechte (u.a. auch das Eigentumsrecht) gewährleistet und die Demokratie in <strong>de</strong>r<br />

Ukraine auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r Gewaltenteilung und Volkssouveränität festschreibt.<br />

Bis April 2000 wur<strong>de</strong> die Landreform umgesetzt, mit <strong>de</strong>r die Kolchosen aufgelöst und die freien<br />

Agrarflächen an übernahmewillige Bauern verteilt wur<strong>de</strong>n; noch im selben Jahr und auch 2001 nahm die<br />

Agrarproduktion um jeweils 10% zu! Spitzenzuwächse waren beim Getrei<strong>de</strong>anbau zu verzeichnen, <strong>de</strong>r z.B.<br />

2001 um 62% höhere Erträge als im Vorjahr abwarf. Die seit<strong>de</strong>m erzielten beachtlichen Überschüsse<br />

exportiert die Ukraine vornehmlich in die Mittelmeeranrainerstaaten. Das Land ist weltweit <strong>de</strong>r fünftgrößte<br />

Weizenexporteur, seine Agrarprodukte sind mit rund 15% am Außenhan<strong>de</strong>l beteiligt.<br />

Mit einer strengen Haushaltsdisziplin gelang es <strong>de</strong>r Regierung unter Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Victor Juščenko<br />

(Dezember 1999 bis April 2001) die staatliche Neuverschuldung zu begrenzen, die Rentenschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Staates zu begleichen und auch die internationalen Gläubiger zufrie<strong>de</strong>n zu stellen, so dass die<br />

Investitionen ausländischer Kapitalanleger wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich zunahmen.<br />

Das Bildungswesen wird seit einigen Jahren an europäische Standards angeglichen; z.B. wur<strong>de</strong> die<br />

(maximale) Gesamtschulzeit auf 12 Jahre verlängert, wobei die dreijährige Höhere Schule <strong>de</strong>n Abschluss<br />

bil<strong>de</strong>t. Es wur<strong>de</strong>n vielerorts wie<strong>de</strong>r Gymnasien eingerichtet, die neben Ukrainisch bis zu vier<br />

Fremdsprachen anbieten: Russisch, Englisch, Deutsch o<strong>de</strong>r Französisch und sogar Latein! Zusätzlich<br />

entstan<strong>de</strong>n neue musische Gymnasien und beson<strong>de</strong>re höhere Schulen für außergewöhnlich begabte<br />

Jugendliche. Für ukrainische Schüler ist <strong>de</strong>r Nachmittagsunterricht die Regel und entsprechend hoch ist die<br />

Belastung für Schüler wie Lehrer (lei<strong>de</strong>r hat die Ausweitung <strong>de</strong>s Bildungsangebots nicht zu einer<br />

Aufstockung <strong>de</strong>r erbärmlich niedrigen Lehrergehälter geführt). Die Reformen betrafen auch die Hochschulen<br />

und Universitäten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s: Viele Lehrinhalte wur<strong>de</strong>n vom i<strong>de</strong>ologischen Ballast <strong>de</strong>r Sowjetära befreit<br />

und neue Inhalte nach <strong>de</strong>m Vorbild westlicher Gesellschaften integriert (Ökologie z.B. ist heute Bestandteil<br />

mehrerer Studiengänge).<br />

Die Umweltsituation in <strong>de</strong>r Ukraine ist in vielen Teilen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s aufgrund <strong>de</strong>r relativ geringen<br />

Bevölkerungsdichte und durch die Stilllegung von großen umweltbelasten<strong>de</strong>n Industriebetrieben im Zuge <strong>de</strong>r<br />

Privatisierung eher unkritisch. Allerdings haben in einigen Regionen, wie z.B. im Donezk-Dnjepr-<br />

Industriegebiet, Luftverschmutzung und Gewässerverunreinigung ein kritisches Niveau erreicht.<br />

Hauptverursacher sind überalterte Anlagen <strong>de</strong>r Chemieindustrie und <strong>de</strong>r Metallverarbeitung, die ihre<br />

Abwässer ungeklärt in Flüsse leiten, bzw. Strom- und Heizkraftwerke, <strong>de</strong>ren Abgase meist unzureichend<br />

o<strong>de</strong>r gar nicht gefiltert wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus bereitet die Abfallbeseitigung zunehmend große Probleme.<br />

Dass das Umweltbewusstsein <strong>de</strong>r Bevölkerung noch nicht <strong>de</strong>n Grad wie in <strong>de</strong>n westeuropäischen Län<strong>de</strong>rn<br />

erreicht hat, zeigt sich auch am verschwen<strong>de</strong>rischen Umgang mit Heizenergie und Wasser. Das Kyoto-<br />

Protokoll zur Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Treibhausgase hat das ukrainische Parlament am 2.2.2004 ratifiziert.<br />

Die Folgen <strong>de</strong>r Tschernobyl-Katastrophe von 1986 sind heute noch zu spüren. Rund 3 Mio. Menschen und<br />

ca. 9% <strong>de</strong>s ukrainischen Territoriums sind betroffen. 3.800 Arbeiter und Ingenieure sind auch heute noch in<br />

<strong>de</strong>r Sperrzone um das Atomkraftwerk tätig. Ihre Hauptaufgabe ist die Entsorgung <strong>de</strong>s radioaktiven Mülls. Zur<br />

Zeit wird <strong>de</strong>r Bau eines zweiten mehr als hun<strong>de</strong>rt Meter hohen Sarkophags geplant, <strong>de</strong>r das nach wie vor<br />

extrem strahlenverseuchte Reaktorgehäuse sowie <strong>de</strong>n ersten Sarkophag für min<strong>de</strong>stens 100 Jahre fest<br />

einschließen soll. Die Sanierung <strong>de</strong>s Unglücksreaktors und die medizinische und soziale Versorgung <strong>de</strong>r<br />

Strahlenopfer stellen das Land trotz <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>s Westens vor große finanzielle Probleme.<br />

Wirtschaftlich gesehen war die Situation in <strong>de</strong>r Ukraine 2003 und 2004 durch eine fortgesetzte<br />

Stabilisierung bei weiter wachsen<strong>de</strong>m Bruttosozialprodukt (BIP) gekennzeichnet (2004 nahm das BIP um<br />

mehr als 12% zu!). Dass die Erholung <strong>de</strong>r ukrainischen Wirtschaft wirklich nachhaltig ist, wird an <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung dreier wirtschaftlicher Kenngrößen <strong>de</strong>utlich:<br />

Die Exporte haben sich wertmäßig von 1999 bis 2004 mit 33 Mrd. $ fast verdreifacht!<br />

Die Firmenneugründungen nahmen in <strong>de</strong>n letzten Jahren stark zu.<br />

2003 nahmen erstmals auch die Investitionen ausländischer Firmen bzw. Kapitalanleger zu, ein<br />

sicheres Zeichen dafür, dass das Ausland die Talsohle <strong>de</strong>r schweren Wirtschaftskrise überwun<strong>de</strong>n<br />

sieht.<br />

Das hohe Wachstum hat erstmals seit <strong>de</strong>r Unabhängigkeit zu einer Steigerung <strong>de</strong>r Löhne und Gehälter<br />

geführt (2002 und 2003 ∅ ca. 15%, 2005 sogar knapp 23% reale Einkommensverbesserung, d.h. nach<br />

Herausrechnung <strong>de</strong>r Inflation). Dies führt zu einer allmählichen Verbesserung <strong>de</strong>s Lebensstandards und<br />

damit auch <strong>de</strong>r sozialen Situation <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />

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