30.05.2013 Aufrufe

Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bis heute müssen 900 UNO-Soldaten auf Zypern <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n sichern. Der Konflikt besteht innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Grenzen Europas und zusätzlich zwischen zwei NATO-Partnern. Die bei<strong>de</strong>n Teilstaaten sind nach wie vor<br />

politisch völlig voneinan<strong>de</strong>r abgegrenzt. Der Verständigungsprozess wird zusätzlich dadurch behin<strong>de</strong>rt, dass<br />

bei<strong>de</strong> Konfliktparteien unterschiedliche Sprachen sprechen und unterschiedlichen Religionen angehören. Die<br />

politischen Gegensätze wer<strong>de</strong>n durch wirtschaftliche Interessenkonflikte verschärft.<br />

Zahlreiche Vermittlungsversuche <strong>de</strong>r UNO zur Lösung <strong>de</strong>s Konflikts schlugen bisher fehl. Zuletzt hatte sich<br />

<strong>de</strong>r frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan persönlich eingeschaltet und einen Vereinigungsplan<br />

vorgelegt. Um <strong>de</strong>m Land die Möglichkeit zu geben, wie<strong>de</strong>rvereinigt <strong>de</strong>r Europäischen Union beizutreten,<br />

wur<strong>de</strong> beschlossen, im Vorfeld in bei<strong>de</strong>n Teilen <strong>de</strong>r Insel dazu eine Volksbefragung durchzuführen. In <strong>de</strong>n<br />

dann En<strong>de</strong> April 2004 abgehaltenen Volksbefragungen wur<strong>de</strong> jedoch nur für <strong>de</strong>n türkischen Nordteil <strong>de</strong>r<br />

Insel ein positives Ergebnis erzielt. Daher trat nun am 01.05.2004 nicht ein wie<strong>de</strong>rvereinigtes Zypern <strong>de</strong>r<br />

Europäischen Union bei, son<strong>de</strong>rn nur <strong>de</strong>r griechische Teil <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s.<br />

Die Regierung <strong>de</strong>r Republik Zypern lehnt sich in ihrer Außen- und Sicherheitspolitik traditionell an<br />

Griechenland an und verfolgt auch in <strong>de</strong>r Europapolitik ähnliche Ziele.<br />

Die Republik Malta, eine Inselgruppe ca. 100 km südlich von Sizilien gelegen, ist mit 316 qkm und ca.<br />

385.000 Einwohnern nach Fläche und Bevölkerung <strong>de</strong>r kleinste <strong>EU</strong>-Staat. Ihr wichtigstes außenpolitisches<br />

Ziel hat die Regierung mit <strong>de</strong>m Beitritt zur <strong>EU</strong> erreicht. Malta ist durch seine Verfassung auf Neutralität<br />

festgelegt. Diese wird durch einen Garantievertrag mit Italien von 1980 gesichert. Beson<strong>de</strong>rs intensive<br />

Beziehungen pflegt die Insel mit <strong>de</strong>r früheren Kolonialmacht Großbritannien, <strong>de</strong>m Nachbarland Italien, aber<br />

auch mit <strong>de</strong>n USA. In <strong>de</strong>r Außen- und Europapolitik verfolgt Malta ähnliche Ziele wie Italien, will aber die<br />

geographische Nähe und seine guten Beziehungen zu <strong>de</strong>n nordafrikanischen Län<strong>de</strong>rn nutzen, um eine<br />

beson<strong>de</strong>re Brückenfunktion in <strong>de</strong>n Beziehungen zwischen <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> und <strong>de</strong>n südlichen<br />

Mittelmeeranrainerstaaten zu spielen.<br />

Aus <strong>de</strong>r Sicht Italiens, Griechenlands, Sloweniens, Zyperns und Maltas sprechen vor allem folgen<strong>de</strong><br />

Argumente für die Aufnahme weiterer ost- bzw. südosteuropäischen Län<strong>de</strong>r in die <strong>EU</strong>:<br />

• Der <strong>EU</strong>-Vertrag stellt je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>mokratischen Staat <strong>de</strong>n Beitritt in Aussicht (s. auch Anlage A.1).<br />

• Auch die Balkanlän<strong>de</strong>r und die Republiken <strong>de</strong>r früheren Sowjetunion sind seit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s 2. Weltkriegs Bestandteil <strong>de</strong>s europäischen Einigungsgedankens gewesen, <strong>de</strong>nen jetzt, mehr als<br />

15 Jahre nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ost-West-Konflikts, Teilhabe am wirtschaftlichen Wohlstand und an <strong>de</strong>r<br />

politischen Stabilität <strong>de</strong>r Europäischen Union ermöglicht wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

• Beson<strong>de</strong>rs Griechenland hat immer schon enge wirtschaftliche, politische und kulturelle Beziehungen<br />

mit <strong>de</strong>n Balkanlän<strong>de</strong>rn unterhalten, von <strong>de</strong>ren Beitritt es sich <strong>de</strong>swegen auch eine Stärkung <strong>de</strong>r<br />

eigenen Position in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> verspricht.<br />

• Griechenland erhofft sich durch ein vergrößertes europäisches Haus und eine Zunahme <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls<br />

mit <strong>de</strong>n neuen <strong>EU</strong>-Mitglie<strong>de</strong>rn nicht zuletzt eine Verbesserung <strong>de</strong>r eigenen wirtschaftlichen Situation.<br />

• Ihre Län<strong>de</strong>r befürchten für <strong>de</strong>n Fall, dass man nach <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Run<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Ost-Erweiterung <strong>de</strong>r Jahre<br />

2004 und 2007 <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren ost- bzw. südosteuropäischen Staaten die Aufnahme in die <strong>EU</strong><br />

verweigern sollte, negative Folgen, z.B. eine starke Zunahme von illegalen Einwan<strong>de</strong>rern sowie ein<br />

starkes Anwachsen <strong>de</strong>r grenzüberschreiten<strong>de</strong>n organisierten Kriminalität.<br />

Die Regierungen und viele Bürger <strong>de</strong>r Südstaaten in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> hegen jedoch auch handfeste Sorgen und<br />

Befürchtungen, was die Aufnahme weiterer Län<strong>de</strong>r aus Ost- und Südosteuropa angeht:<br />

• Viele Landwirte und ihre Lobby, die Bauernverbän<strong>de</strong>, fürchten, dass die Märkte in Ihren Län<strong>de</strong>rn von<br />

billigen Agrarprodukten beson<strong>de</strong>rs aus <strong>de</strong>r Türkei und <strong>de</strong>r Ukraine "überschwemmt" wer<strong>de</strong>n könnten<br />

und drängen <strong>de</strong>shalb auf Schutzmaßnahmen für die heimische Landwirtschaft.<br />

• Ihre Län<strong>de</strong>r müssen damit rechnen, dass die neuen, entwicklungsbedürftigen Mitglie<strong>de</strong>r nach ihrer<br />

Aufnahme die meisten Subventionen (För<strong>de</strong>rgel<strong>de</strong>r) aus <strong>de</strong>n Struktur- bzw. Regionalhilfefonds<br />

(Brüsseler För<strong>de</strong>rtöpfe für Gebiete, <strong>de</strong>ren Wirtschaftskraft unter <strong>de</strong>m <strong>EU</strong> ∅ liegt) erhalten und<br />

wirtschaftlich schwache Regionen in Ihren Län<strong>de</strong>rn, z.B. <strong>de</strong>r Mezzogiorno Italiens, aus <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung<br />

herausfallen wer<strong>de</strong>n.<br />

• Vor allem Griechenland mit seiner überwiegend noch staatlichen und damit schwerfälligen Industrie<br />

muss die neue Konkurrenz qualitativ gleichwertiger, aber billigerer Industrieprodukte aus <strong>de</strong>n<br />

Beitrittsstaaten fürchten.<br />

- 45 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!