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Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

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Irland, Finnland, Schwe<strong>de</strong>n und Österreich<br />

Sie sind Vertreter <strong>de</strong>r neutralen Län<strong>de</strong>r, die seit 1973 (Irland) bzw. 1995 (Schwe<strong>de</strong>n, Finnland und<br />

Österreich) Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> sind. Vor allem ihrer erfolgreichen, reformfreudigen Wirtschaftspolitik haben<br />

es diese Län<strong>de</strong>r zu verdanken, dass ihr Bruttoinlandsprodukt pro Kopf verglichen mit <strong>de</strong>m <strong>EU</strong>-Durchschnitt<br />

auch in <strong>de</strong>n letzten Jahren noch <strong>de</strong>utlich anstieg und dies im übrigen ohne aus <strong>de</strong>m <strong>EU</strong>-Haushalt viel an<br />

För<strong>de</strong>rgel<strong>de</strong>rn bezogen zu haben.<br />

In Irland überwiegt die Zurückhaltung, was die Aufnahme zusätzlicher Län<strong>de</strong>r aus Ost- und Südosteuropa in<br />

die <strong>EU</strong> betrifft. Als kleines Land muss Irland befürchten, in Zukunft allzu sehr an <strong>de</strong>n Rand gedrängt zu<br />

wer<strong>de</strong>n und viele Errungenschaften im Außenhan<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>n übrigen <strong>EU</strong>-Staaten und - dank niedriger Lohnkosten<br />

und Steuern - bei <strong>de</strong>r Ansiedlung ausländischer Firmen wie<strong>de</strong>r zu verlieren. Dabei könnte gera<strong>de</strong><br />

Irland als Mo<strong>de</strong>ll für einen gelungenen Beitritt gelten: Aus <strong>de</strong>m früheren Armenhaus Europas ist ein Boom-<br />

Land gewor<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m das statistische Durchschnittseinkommen mittlerweile höher liegt als in allen<br />

an<strong>de</strong>ren <strong>EU</strong>-Län<strong>de</strong>rn mit Ausnahme <strong>de</strong>s Großherzogtums Luxemburg! Die Iren haben sich seit <strong>de</strong>n 90er<br />

Jahren <strong>de</strong>n Ruf eines "keltischen Tigers" erarbeitet, mit jährlichen Wachstumsraten <strong>de</strong>s<br />

Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 9% - die höchsten Raten in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>. So schnellte <strong>de</strong>nn auch das BIP pro<br />

Kopf von 72% <strong>de</strong>s <strong>EU</strong>-Durchschnitts 1990 auf 144 % im Jahr 2008 hoch. Diese Steigerung <strong>de</strong>r<br />

wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit haben die irischen Regierungen mit einer klugen Vergabe von <strong>EU</strong>-<br />

För<strong>de</strong>rmitteln in Gang gebracht, die sie in die Verbesserung <strong>de</strong>r Verkehrsinfrastruktur sowie in die<br />

Ausbildung <strong>de</strong>r Menschen investierten. Die Arbeitskräfte gelten weltweit als beson<strong>de</strong>rs qualifiziert, ein Anreiz<br />

für ausländische Investoren wie Intel, Kodak, Hewlett-Packard o<strong>de</strong>r Microsoft, die in <strong>de</strong>n letzten 10 Jahren<br />

die grüne Insel als Standort wählten. Seit En<strong>de</strong> 2008 hat das Land allerdings stark unter <strong>de</strong>r Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise zu lei<strong>de</strong>n. Die Staatsverschuldung und die Arbeitslosigkeit stiegen und das<br />

Wirtschaftswachstum ging <strong>de</strong>utlich zurück (siehe Basisdaten).<br />

Irland gehört in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> zu <strong>de</strong>njenigen Staaten, die am Aufbau von starken europäischen Institutionen mit<br />

<strong>de</strong>mokratischen Entscheidungsprozessen ein großes Interesse haben. Denn aus irischer Sicht ermöglicht<br />

am besten eine starke Europäische Union auch <strong>de</strong>n kleineren Staaten, ihre Interessen in <strong>de</strong>r internationalen<br />

Staatengemeinschaft <strong>de</strong>utlich zu artikulieren. Deswegen ist das vorrangige Ziel <strong>de</strong>r irischen Regierung in <strong>de</strong>r<br />

Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> die Schaffung <strong>de</strong>s Amtes eines<br />

<strong>EU</strong>-Außenministers mit weitreichen<strong>de</strong>n Vollmachten. Außer<strong>de</strong>m drängt die Regierung darauf, dass bei<br />

Entscheidungen im Rat <strong>de</strong>r Außenminister <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> zukünftig Mehrheitsabstimmungen eingeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Man hält dabei eine Mehrheit von 60 % für völlig ausreichend. Die Regierung unterstützt auch <strong>de</strong>n Aufbau<br />

einer Europäischen Schnellen Eingreiftruppe und ist bereit, eigene Truppenkontingente dafür zur<br />

Verfügung zu stellen. Aufgrund <strong>de</strong>r Neutralität einiger <strong>EU</strong>-Län<strong>de</strong>r muss diese Truppe allerdings eine rein<br />

europäische Angelegenheit sein, also in je<strong>de</strong>m Fall unabhängig von <strong>de</strong>r NATO han<strong>de</strong>ln können. Die<br />

Eingreiftruppe steht auch nur für Einsätze in Krisengebieten (mit einem UN-Mandat) zur Verfügung. Ein<br />

weitergehen<strong>de</strong>s verteidigungspolitisches Engagement <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> lehnt die Regierung in Dublin strikt ab.<br />

Die Ostsee-Region mit <strong>de</strong>n skandinavischen Län<strong>de</strong>rn, Polen und <strong>de</strong>m Baltikum profitiert neben Deutschland<br />

und Österreich am meisten von <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>s Ost-West-Konflikts und vom Fall <strong>de</strong>s Eisernen<br />

Vorhangs sowie von <strong>de</strong>r Osterweiterung <strong>de</strong>r Europäischen Union. Zum einen weil sich die Sicherheit in <strong>de</strong>r<br />

Region <strong>de</strong>utlich stabilisiert hat (Finnland z.B. sieht sich aus <strong>de</strong>r Umklammerung durch die frühere<br />

Sowjetunion befreit), zum an<strong>de</strong>ren weil <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l zwischen <strong>de</strong>n <strong>EU</strong>-Staaten und <strong>de</strong>n nunmehr unabhängigen<br />

baltischen Staaten und Polen seit 1990 stark aufgeblüht ist.<br />

In Finnland bün<strong>de</strong>ln sich die Han<strong>de</strong>lsströme <strong>de</strong>r westlich gelegenen <strong>EU</strong>-Staaten mit <strong>de</strong>n baltischen Län<strong>de</strong>rn<br />

und Russland. Durch die Ausweitung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls sowie die innovationsfreudige Wirtschafts- und<br />

Sozialpolitik erhöhte sich seit 1994 in Finnland <strong>de</strong>r Wohlstand - verglichen mit <strong>de</strong>n übrigen <strong>EU</strong>-Län<strong>de</strong>rn -<br />

am zweitstärksten. Die Grundlagen für <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l Finnlands zu Beginn <strong>de</strong>r 90er Jahre von einer auf Forst-<br />

und Landwirtschaft begrün<strong>de</strong>ten Volkswirtschaft in ein High-Tech-„Nokialand“ waren im Land selbst gelegt<br />

wor<strong>de</strong>n: Zum einen investierte die finnische Wirtschaft, traditionell Exporteur von Papier, Zellstoff und Holz,<br />

die Han<strong>de</strong>lserlöse in die Entwicklung von Produkten hochwertiger Technologie. Bestes Beispiel dafür ist <strong>de</strong>r<br />

Mobilfunkhersteller Nokia, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r gleichnamigen kleinen Stadt im Sü<strong>de</strong>n Finnlands als holzverarbeiten<strong>de</strong>r<br />

Betrieb begonnen hatte und sich mit <strong>de</strong>r Elektronikabteilung eigentlich nur einen zusätzlichen<br />

Produktionszweig schaffen wollte. Doch mit dieser „Kernzelle“ <strong>de</strong>r Konsumelektronik, auf die man sich mehr<br />

und mehr konzentrierte, begann <strong>de</strong>r Siegeszug <strong>de</strong>r Mobilfunk-Technologie und <strong>de</strong>r Handy-Boom bescherte<br />

<strong>de</strong>r finnischen Wirtschaft einen ungeahnten Aufschwung. Erstmals im Jahr 2002 wur<strong>de</strong>n die traditionellen<br />

Ausfuhrgüter <strong>de</strong>r Forstwirtschaft und holzverarbeiten<strong>de</strong>n Industrie von <strong>de</strong>n Ausfuhren elektronischer<br />

Erzeugnissen übertroffen, von <strong>de</strong>nen auf Nokia-Produkte allein ein Viertel entfielen. Die finnische Wirtschaft<br />

hat überdurchschnittlich von <strong>de</strong>r Globalisierung profitiert und ist <strong>de</strong>mnach von <strong>de</strong>r weltweiten Krise 2008/09<br />

auch stärker betroffen als an<strong>de</strong>re Industrielän<strong>de</strong>r (siehe Basisdaten).<br />

Möglich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Strukturwan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r finnischen Wirtschaft erst durch das Bildungssystem, das zu <strong>de</strong>n<br />

besten in <strong>de</strong>r Welt zählt und in <strong>de</strong>r Lage war, die nötigen hochqualifizierten Fachkräfte für die aufstreben<strong>de</strong><br />

High-Tech-Industrie auszubil<strong>de</strong>n. Nicht zufällig hat das Land bei <strong>de</strong>r Pisa-Studie Spitzenwerte im Lesen<br />

sowie in Mathematik und in <strong>de</strong>n Naturwissenschaften erzielt. Die finnischen Schüler lernen zwei<br />

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