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Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

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Dänemark) verfolgt man das Ziel, <strong>de</strong>r NATO in ihrem wichtigsten Aufgabenbereich keine Konkurrenz zu schaffen<br />

und auch langfristig nicht <strong>de</strong>n Einfluss Amerikas in Europa zurückzudrängen.<br />

Das Königreich Dänemark ist stolz auf seine über 100 Jahre alte Demokratie. Das Land hat sich beim Einsatz<br />

für die Wahrung <strong>de</strong>r Menschenrechte und <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheiten weltweit einen guten Ruf erworben; nicht<br />

zuletzt <strong>de</strong>shalb ist Kopenhagen Sitz <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>r OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit<br />

in Europa) gewor<strong>de</strong>n, die sich in <strong>de</strong>n europäischen Krisenher<strong>de</strong>n (z.B. auf <strong>de</strong>m Balkan) für die friedliche<br />

Konfliktlösung zwischen <strong>de</strong>n Staaten, aber auch innerhalb <strong>de</strong>r Staaten, für die Einhaltung <strong>de</strong>r Menschenrechte<br />

sowie <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheiten einsetzt. Die Errungenschaften <strong>de</strong>s dänischen Wohlfahrtsstaats sind in<br />

Europa fast unerreicht, allerdings auch mit <strong>de</strong>n höchsten Lohn- bzw. Einkommenssteuersätzen in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> erkauft.<br />

Das wirtschaftliche Interesse war 1973 das Hauptmotiv für <strong>de</strong>n Beitritt zur damaligen Europäischen Gemeinschaft<br />

gewesen. Seit<strong>de</strong>m hat sich in <strong>de</strong>r Bevölkerung eine zwiespältige Einstellung zum vereinigten Europa entwickelt.<br />

Zwar wird die Mitgliedschaft in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> von <strong>de</strong>r großen Mehrheit <strong>de</strong>r Bevölkerung grundsätzlich unterstützt, doch<br />

ganz allgemein sind die Dänen misstrauisch bezüglich <strong>de</strong>r Übertragung von Souveränitätsrechten (nationale<br />

Machtbefugnisse) an die <strong>EU</strong>, z.B. empfin<strong>de</strong>n viele Dänen die offenen Grenzen gegenüber ihren europäischen<br />

Nachbarn als schwer erträgliche Aufgabe nationaler Selbstbestimmung. Dieses Misstrauen gegenüber einem<br />

wirtschaftlich und politisch noch stärker vereinten Europa spiegelte sich in <strong>de</strong>n bisherigen sechs Volksentschei<strong>de</strong>n<br />

über verschie<strong>de</strong>ne Europäische Verträge wi<strong>de</strong>r, die zweimal Mehrheiten gegen <strong>EU</strong>-Projekte ergaben: 1992 wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Maastrichter Vertrag über <strong>de</strong>n EG-Binnenmarkt abgelehnt, womit seine Inkraftsetzung auch in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>EU</strong>-Staaten ein Jahr lang blockiert wur<strong>de</strong>. Ebenso stimmte die Mehrheit <strong>de</strong>r Bürger 2000 gegen die Einführung<br />

<strong>de</strong>s Euro. Wie die Regierung in Großbritannien, wo momentan ebenfalls noch eine Mehrheit <strong>de</strong>n Euro ablehnt,<br />

erhofft sich auch die dänische Regierung einen Stimmungsumschwung zugunsten <strong>de</strong>s Euro in <strong>de</strong>n nächsten<br />

Jahren, wozu auch die gegenwärtige Stärke <strong>de</strong>r europäischen Währung im Vergleich zum Dollar beitragen<br />

könnte. Ausdruck <strong>de</strong>s Balanceaktes, <strong>de</strong>n die verschie<strong>de</strong>nen dänischen Regierungen seit <strong>de</strong>n 80er Jahren<br />

zwischen <strong>de</strong>n Interessen einer mehrheitlich europaskeptischen Bevölkerung und <strong>de</strong>n Erwartungen <strong>de</strong>r Partner in<br />

<strong>de</strong>r <strong>EU</strong>, die gemeinschaftlichen Projekte voranzutreiben, vollführen mussten, sind die Son<strong>de</strong>rregelungen, die das<br />

Land in verschie<strong>de</strong>nen Schlüsselbereichen <strong>de</strong>r Europapolitik beansprucht, z.B. was die Währungsunion und die<br />

gemeinsame Verteidigungspolitik betrifft. Während sich das Land im Rahmen <strong>de</strong>r UNO sehr stark bei <strong>de</strong>r<br />

Frie<strong>de</strong>nssicherung und im Krisenmanagement engagiert – z.B. ist es zusammen mit Deutschland aktiv in<br />

Afghanistan bei <strong>de</strong>r militärischen Peace Keeping Mission – zeigt es sich reserviert gegenüber einer Beteiligung an<br />

<strong>de</strong>r geplanten „Europäischen Schnellen Eingreiftruppe“ für <strong>de</strong>n Einsatz in Krisengebieten und zur<br />

Frie<strong>de</strong>nssicherung. Man befürchtet, dass das Land sozusagen durch die Hintertür einen wichtigen Teil seiner<br />

nationalen Selbstbestimmung verlieren könnte und am En<strong>de</strong> weitere Verpflichtungen im Rahmen einer <strong>EU</strong>-weiten<br />

Verteidigung auferlegt bekäme, wogegen sich die dänischen Bürger bei einer Volksabstimmung klar<br />

ausgesprochen haben. Deswegen wäre die Entsendung von dänischen Truppen, Schiffen und Flugzeugen für die<br />

Eingreiftruppe nur dann akzeptabel, wenn die Führung <strong>de</strong>r Operationen dieser <strong>EU</strong>-Truppe <strong>de</strong>r NATO obliegt. (Das<br />

liefe im Kern auf einen Zwitter einer <strong>EU</strong>-NATO-Truppe hinaus.)<br />

Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite spielte das Land zu Beginn dieses Jahrhun<strong>de</strong>rts in <strong>de</strong>r Europa-Politik eine führen<strong>de</strong> Rolle,<br />

die es z.B. in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>-Ratspräsi<strong>de</strong>ntschaft in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte 2002 unter Beweis stellte: <strong>de</strong>r damalige<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Rasmussen (seit Frühjahr 2009 NATO-Generalsekretär) managte sehr geschickt die<br />

Verhandlungen mit <strong>de</strong>n Beitrittskandidaten und konnte auf <strong>de</strong>m Gipfeltreffen <strong>de</strong>r Staats- und Regierungschefs <strong>de</strong>r<br />

15 <strong>EU</strong>-Län<strong>de</strong>r Mitte Dezember die Erweiterung <strong>de</strong>r Union um 10 Staaten vor allem aus Mittel- und Osteuropa<br />

glanzvoll besiegeln. Im Wissen um die eher beschei<strong>de</strong>ne Rolle <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>r weltpolitischen Bühne ist die<br />

dänische Regierung für die Einführung <strong>de</strong>s Amtes eines <strong>EU</strong>-Außenministers, <strong>de</strong>r die <strong>EU</strong> nach außen vertreten<br />

und Verhandlungen mit Nationalstaaten wie internationalen Organisationen führen soll. Doch aus Rücksicht auf<br />

die zögerliche Einstellung einer Mehrheit <strong>de</strong>r Dänen in dieser Frage, scheut man sich das Kind beim Namen zu<br />

nennen und unterstützt <strong>de</strong>n zurückhalten<strong>de</strong>ren britischen Vorschlag <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s Amtes eines<br />

außenpolitischen Beauftragten. (Man hofft in Kopenhagen, dass die Zuständigkeiten dieses Beauftragten bald<br />

<strong>de</strong>nen eines „echten“ Außenministers entsprechen wer<strong>de</strong>n). Seit langem ist es eine For<strong>de</strong>rung Dänemarks, dass<br />

wichtige Entscheidungen in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> nach <strong>de</strong>m Mehrheitsprinzip getroffen wer<strong>de</strong>n – dies wünscht man sich auch<br />

für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r europäischen Außenpolitik. Dänemark kann bei <strong>de</strong>r Gestaltung dieser Politik z.B. gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Dritten Welt für sich eine wichtige Rolle beanspruchen, liegt es doch weltweit in <strong>de</strong>r Spitzengruppe <strong>de</strong>r<br />

Geberlän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Entwicklungshilfe. Die Vorgaben <strong>de</strong>r Vereinten Nationen für Industriestaaten, jährlich min<strong>de</strong>stens<br />

0,7% <strong>de</strong>s Bruttoinlandsprodukts dafür auszugeben, übertrifft Dänemark noch mit einem Wert von 0,8 % <strong>de</strong>s BIP.<br />

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