Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de
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B. 1 - Grün<strong>de</strong> für eine Erweiterung <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>:<br />
Seit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r Europäischen Wirtschaftsgemeinschaften (EWG) 1957 durch die Römischen Verträge mit<br />
damals sechs Staaten gab es von 1973 bis 2007 mehrere Erweiterungsrun<strong>de</strong>n. Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r europäischen<br />
Integration und ihre Umsetzung in <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r EWG hat zu einer Überwindung <strong>de</strong>s Hegemonialstrebens<br />
(Hegemonie = Vorherrschaft) einzelner Staaten geführt und eine völlig neue Ordnung in Europa entstehen<br />
lassen.<br />
Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r EWG bzw. <strong>EU</strong> war und ist, die vitalen wirtschaftlichen und politischen Interessen ihrer Mitglie<strong>de</strong>r so<br />
eng zu verflechten, dass alle gleichermaßen profitieren. Diese I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r "europäischen Integration" hat sich<br />
bisher in allen bisherigen Erweiterungsrun<strong>de</strong>n als erfolgreich erwiesen.<br />
• Nach <strong>de</strong>n zwei Phasen <strong>de</strong>r Osterweiterung von 2004 und 2007 und mit <strong>de</strong>r Aufnahme weiterer Län<strong>de</strong>r aus<br />
Ost- bzw. Südosteuropa wür<strong>de</strong> zum ersten Mal in <strong>de</strong>r Geschichte die tatsächliche Vereinigung aller<br />
europäischen Staaten ihrer Verwirklichung näher kommen.<br />
• Um uns herum wird <strong>de</strong>r "vertraute Raum" ausge<strong>de</strong>hnt, in <strong>de</strong>m wir uns wie in <strong>de</strong>n jetzigen <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten<br />
frei bewegen, nie<strong>de</strong>rlassen, han<strong>de</strong>ln und wirtschaften können.<br />
• Schließlich können Frie<strong>de</strong>n und Stabilität in Osteuropa und Südosteuropa langfristig gesichert wer<strong>de</strong>n und<br />
die jungen Demokratien in <strong>de</strong>n Reformstaaten sich ungefähr<strong>de</strong>t weiterentwickeln. Als Beispiel möge die<br />
Ukraine dienen, die mit einem Beitritt zur <strong>EU</strong> weitaus bessere Chancen hätte, ihre Demokratie nachhaltig zu<br />
festigen. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite eröffnet sich über die Aufnahme <strong>de</strong>s westlichen Balkanstaats Kroatien und<br />
an<strong>de</strong>rer ehemaliger jugoslawischer Republiken für die <strong>EU</strong> die Chance, mit ihrem dann gestärkten Einfluss die<br />
Balkanregion insgesamt zu stabilisieren<br />
B. 2 – Die Europäische Schnelle Eingreiftruppe<br />
Bislang verfügt die <strong>EU</strong> über keine eigene Militärorganisation. Eine Reihe von kriegerischen<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen nach <strong>de</strong>m Zerfall <strong>de</strong>r früheren Bun<strong>de</strong>srepublik Jugoslawien hatte aber gezeigt, dass<br />
sowohl die <strong>EU</strong> als Gemeinschaft als auch die größeren europäischen Län<strong>de</strong>r für sich nicht in <strong>de</strong>r Lage waren,<br />
ihren "Hinterhof zu bestellen", wie es <strong>de</strong>r damalige US-Präsi<strong>de</strong>nt George Bush senior zu Beginn <strong>de</strong>s<br />
Balkankonflikts von <strong>de</strong>n Europäern gefor<strong>de</strong>rt hatte. Dies lag erstens daran, dass die europäischen<br />
Regierungen sehr unterschiedliche Vorstellungen davon hatten, ob und wie sie auf <strong>de</strong>m Balkan eingreifen<br />
sollten, zweitens an <strong>de</strong>n fehlen<strong>de</strong>n militärischen Möglichkeiten, <strong>de</strong>nn mobile Eingreifverbän<strong>de</strong> stan<strong>de</strong>n<br />
überhaupt nicht zur Verfügung.<br />
Seit <strong>de</strong>m Schock <strong>de</strong>r Balkankriege und angesichts <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Bedrohung durch regionale Krisen v.a. in<br />
Afrika ist nunmehr in allen <strong>EU</strong>-Staaten die Überzeugung gewachsen, dass die <strong>EU</strong> als Ganzes willens und in <strong>de</strong>r<br />
Lage sein muss, frühzeitig und notfalls mit militärischen Mitteln in Krisen eingreifen zu können - in Europa und<br />
weltweit. Die <strong>EU</strong> beschloss, auch auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Außen- und Sicherheitspolitik tätig zu wer<strong>de</strong>n und schuf<br />
das Amt <strong>de</strong>s außen- und sicherheitspolitischen Beauftragten, <strong>de</strong>r diese Politik entwickeln und koordinieren<br />
sollte. Er stellte im Juni 2003 <strong>de</strong>n Entwurf einer "gemeinsamen Sicherheitsstrategie für Europa" vor, mit <strong>de</strong>r die<br />
Grundlage für die Aufstellung eigener, mobiler Kampfeinheiten geschaffen wur<strong>de</strong>.<br />
Diese "Europäische Schnelle Eingreiftruppe" soll vor allem für Einsätze <strong>de</strong>r Vereinten Nationen in<br />
Krisengebieten zur Verfügung stehen - Voraussetzung ist also ein Mandat (Auftrag) <strong>de</strong>s UN-Sicherheitsrats -<br />
und innerhalb von fünf bis zehn Tagen in eine Konfliktregion verlegt wer<strong>de</strong>n können. Ihre Hauptaufgabe<br />
bestün<strong>de</strong> darin, als erste in das Krisengebiet zu gehen und <strong>de</strong>n Weg für eine Frie<strong>de</strong>nsmission freizukämpfen.<br />
Sobald Frie<strong>de</strong>ns- bzw. Waffenstillstandsvereinbarungen getroffen sind, folgen <strong>de</strong>n <strong>EU</strong>-Gefechtsverbän<strong>de</strong>n<br />
weitere Unterstützungstruppen sowie gemischte Gruppen aus Polizisten und zivilen Konflikthelfern nach. Die<br />
Eingreiftruppe soll von 2007 an binnen zehn Tagen in einem Radius von 6000 Kilometern eingesetzt und bis zu<br />
vier Monate in <strong>de</strong>n Einsatzgebieten stationiert wer<strong>de</strong>n können. Der Lufttransport <strong>de</strong>r Kampfeinheiten erfolgt mit<br />
Militärtransportern <strong>de</strong>s Typs Airbus A400M, <strong>de</strong>r ab 2010 zur Verfügung steht. (Bis dahin muss die <strong>EU</strong><br />
Großraumflugzeuge anmieten.) Die Landstreitkräfte sollen durch gemeinsame Luftkampfverbän<strong>de</strong> sowie<br />
Marineeinheiten unterstützt wer<strong>de</strong>n; die Eingreiftruppe soll insgesamt 60.000 Mann, 350 Flugzeuge und 80<br />
Schiffe umfassen. Neben militärischen Einsätzen soll sie auch für solche zur humanitären Hilfe bei<br />
Naturkatastrophen und zur Rettung von Europäern bei politischen Krisen in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Ungeklärt ist allerdings die Frage nach <strong>de</strong>m Verhältnis zur NATO und <strong>de</strong>n USA. Während die meisten<br />
europäischen Län<strong>de</strong>r, darunter Deutschland und Frankreich, dafür sind, die <strong>EU</strong>-Truppe unter ein<br />
Oberkommando ausschließlich aus Offizieren <strong>de</strong>r beteiligten Staaten zu stellen und auf die Zusammenarbeit mit<br />
<strong>de</strong>r NATO zu verzichten, sind an<strong>de</strong>re Staaten, darunter Großbritannien und Polen, gegen eine Abkoppelung von<br />
<strong>de</strong>r NATO; sie sprechen sich für eine Beteiligung von NATO-Offizieren im militärischen Führungsstab <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>-<br />
Truppe aus.<br />
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