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Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

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Schwe<strong>de</strong>n gibt mit seiner Umweltpolitik seit Jahrzehnten ein gutes Beispiel. Seit <strong>de</strong>n 1970er Jahren hatte<br />

man stark zunehmen<strong>de</strong> Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn und Seen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s beobachtet. Z.B. waren von <strong>de</strong>n ca.<br />

100.000 Seen Schwe<strong>de</strong>ns fast 20% stark übersäuert. Hauptverursacher dafür waren vor allem schwefelhaltige<br />

Emissionen von Kohlekraftwerken - zu 85 % aus <strong>de</strong>m Ausland nach Schwe<strong>de</strong>n importiert. Die<br />

Regierung in Stockholm machte als eine <strong>de</strong>r ersten in Europa <strong>de</strong>n Kraftwerksbetreibern <strong>de</strong>n Einbau von<br />

mo<strong>de</strong>rner Filtertechnik zur Auflage. Darüber hinaus unterstützte Schwe<strong>de</strong>n auch finanziell <strong>de</strong>n Bau mo<strong>de</strong>rner<br />

Kraftwerke bei seinen Nachbarn in <strong>de</strong>r Ostsee-Region - Polen und <strong>de</strong>n baltischen Län<strong>de</strong>rn.<br />

Der für 2010 geplante Ausstieg aus <strong>de</strong>r Kernenergie wur<strong>de</strong> inzwischen aufgehoben. Der nun gefun<strong>de</strong>ne<br />

Kompromiss sieht vor, dass erneuerbare Energien geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, aber altersbedingt vor <strong>de</strong>r Abschaltung<br />

stehen<strong>de</strong> Reaktoren durch neue ersetzt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Schwe<strong>de</strong>n könnte also Mo<strong>de</strong>ll einer wirtschaftlich erfolgreichen wie umweltbewussten Politik gera<strong>de</strong> für die<br />

Nachbarlän<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Region sein, die entwe<strong>de</strong>r bereits <strong>EU</strong>-Mitglied sind o<strong>de</strong>r dies wer<strong>de</strong>n wollen.<br />

Die Politikfel<strong>de</strong>r, auf <strong>de</strong>nen Schwe<strong>de</strong>n im internationalen Vergleich mit seinen Stärken glänzt, also <strong>de</strong>r gute<br />

Zustand <strong>de</strong>s Bildungssystems, die auch im beruflichen Bereich praktizierte Gleichberechtigung und die<br />

ehrgeizige Umweltpolitik, sind auch die Themengebiete, mit <strong>de</strong>nen sich das Land auf <strong>de</strong>r europäischen<br />

Bühne beson<strong>de</strong>rs engagiert. Schwe<strong>de</strong>n hofft z.B. <strong>EU</strong>-weite Maßnahmen zur Bekämpfung bzw. Vorbeugung<br />

von grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Umweltproblemen in Gang setzen zu können.<br />

Die Republik Österreich ist das Kernland <strong>de</strong>r früheren Donaumonarchie Österreich-Ungarn, die sich bis<br />

1918 über weite Teile Mittel- und Südosteuropas erstreckte. Nach <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg verfolgte Österreich im<br />

Gegensatz zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Staaten einen Neutralitätskurs. Das Land hielt sich aus <strong>de</strong>m<br />

beginnen<strong>de</strong>n Kalten Krieg heraus und ging zu <strong>de</strong>n Militärblöcken in Ost und West gleichermaßen auf<br />

Abstand. Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r Amtszeit von Bun<strong>de</strong>skanzler Kreisky (1970-1983) hatte die Regierung in Wien<br />

ihre Neutralität für eine aktive Frie<strong>de</strong>nspolitik genutzt und damit international Einfluss und Ansehen<br />

gewonnen. Österreich stellte von 1971 bis 1981 <strong>de</strong>n Generalsekretär <strong>de</strong>r Vereinten Nationen und 1979<br />

wur<strong>de</strong> Wien einer ihrer vier Amtssitze.<br />

Bis 1989 war <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>l Österreichs ein<strong>de</strong>utig westorientiert gewesen, während die Wirtschaftsbeziehungen<br />

zu <strong>de</strong>n sozialistischen Län<strong>de</strong>rn immer mehr an Be<strong>de</strong>utung verloren. Mit <strong>de</strong>r Überwindung <strong>de</strong>s<br />

„Eisernen Vorhangs“ begann das Land wie<strong>de</strong>r die wirtschaftliche Brückenfunktion zwischen Ost- und<br />

Mitteleuropa zurückzugewinnen, die ihm aufgrund seiner Lage zukommt.<br />

Während Österreich <strong>de</strong>m Europarat bereits 1956 beigetreten war, tat sich das Land mit einer Mitgliedschaft<br />

in <strong>de</strong>r EWG bzw. später EG wesentlich schwerer. Erst im Juli 1989 stellte die österreichische Regierung <strong>de</strong>n<br />

Beitrittsantrag. Nach<strong>de</strong>m bei <strong>de</strong>r Volksabstimmung über <strong>de</strong>n <strong>EU</strong>-Beitritt genau zwei Drittel <strong>de</strong>r Bürger dafür<br />

votiert hatten, wur<strong>de</strong> Österreich am 1.Januar 1995 Vollmitglied. Das Land verfolgt seit<strong>de</strong>m eine sehr aktive<br />

Europapolitik. Beispiel dafür ist die Einführung <strong>de</strong>s Euro. Im Vor<strong>de</strong>rgrund seiner Interessen in <strong>de</strong>r<br />

Europapolitik stehen Verkehr (z.B. Brenner-Transit), Umwelt (v.a. strengere Sicherheitsstandards für<br />

Atomkraftwerke, z.B. im tschechischen Temelin – in Österreich selbst sind keine Kernkraftwerke zulässig!)<br />

sowie die Gestaltung <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>-Osterweiterung.<br />

Österreich ist sich bewusst, dass es durch das Privileg, zahlreiche UNO-Einrichtungen in <strong>de</strong>r Hauptstadt<br />

Wien beherbergen zu dürfen, in <strong>de</strong>r Weltpolitik zwar keine unwichtige Rolle spielt, wegen seiner geringen<br />

Größe und Wirtschaftskraft aber <strong>de</strong>nnoch ein eher beschei<strong>de</strong>nes außenpolitisches Gewicht besitzt. Deshalb<br />

stehen Regierung und Opposition <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e eines gemeinsamen Außenministers <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> sehr positiv<br />

gegenüber. An<strong>de</strong>rs als die übrigen neutralen Län<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> ist Österreich grundsätzlich auch bereit, sich<br />

an einer gemeinsamen europäischen Verteidigungspolitik zu beteiligen – nicht zuletzt aus Kostengrün<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nn eine ausschließlich national betriebene Verteidigung ist teurer als eine gemeinschaftlich geführte. Dafür<br />

ist man auch bereit, sich allmählich von <strong>de</strong>r „immerwähren<strong>de</strong>n Neutralität“ zu verabschie<strong>de</strong>n, eine Politik, die<br />

Österreich fast vier Jahrzehnte Unabhängigkeit und <strong>de</strong>n nötigen Spielraum zu seinen Nachbarn in Ost und<br />

West ermöglichte; heute aber gibt es für ein Land, das im Herzen Europas liegt, keine Notwendigkeit mehr<br />

für eine solche Politik. Die Beteiligung an <strong>de</strong>r geplanten Europäischen Schnellen Eingreiftruppe ist für die<br />

österreichische Regierung <strong>de</strong>shalb eine durchaus mögliche Vorstellung.<br />

In <strong>de</strong>r Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> laufen die Interessen und Ziele <strong>de</strong>r vier<br />

neutralen Län<strong>de</strong>r also auf die Schaffung <strong>de</strong>s Amtes eines europäischen Außenministers hinaus.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r geplanten militärischen Zusammenarbeit in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> zeigen sich allerdings Unterschie<strong>de</strong>.<br />

Unterschie<strong>de</strong> gibt es auch, was das Einstimmigkeitsprinzip in <strong>de</strong>r Gemeinsamen Außen- und<br />

Sicherheitspolitik angeht: Ihre Regierungen müssten sich in dieser Frage auf einen Kompromiss einigen.<br />

Aus Ihrer Sicht sprechen vor allem folgen<strong>de</strong> Argumente für die Aufnahme weiterer Län<strong>de</strong>r in die <strong>EU</strong>:<br />

• Der <strong>EU</strong>-Vertrag stellt je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>mokratischen Staat <strong>de</strong>n Beitritt in Aussicht (siehe Anlage A.1).<br />

• Mehr als 60 Jahre nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s zweiten Weltkriegs und <strong>de</strong>r Teilung Europas rückt die tatsächliche<br />

Vereinigung aller europäischen Staaten <strong>de</strong>r Verwirklichung näher.<br />

• Die Wirtschaftskraft und die Sicherheit in Europa, vor allem aber auf <strong>de</strong>m Balkan nehmen zu.<br />

• Für die Wirtschaft in Ihren Län<strong>de</strong>rn sehen Sie die große Chance, neue Absatzmärkte zu erschließen und<br />

damit neue Arbeitsplätze zu schaffen. Gleichzeitig erwarten Sie, dass die europäische Wirtschaft auch in<br />

<strong>de</strong>n Beitrittslän<strong>de</strong>rn erhebliche Investitionen vornehmen wird.<br />

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