Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de
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Portugal, mit die älteste Nation Europas, ist seit 1986 Mitglied in <strong>de</strong>r Europäischen Union. Das Land konnte dank<br />
kräftiger Investitionen ausländischer Unternehmen, verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>utlichen Verbesserungen bei <strong>de</strong>n<br />
Verkehrswegen, <strong>de</strong>n Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, seit 1989 ein kräftiges Wirtschaftswachstum<br />
erzielen (es schwächte sich allerdings nach 2000 <strong>de</strong>utlich ab). So gelang es Portugal 1993 die "rote Laterne" im<br />
Vergleich <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit an Griechenland abzugeben. Ausschlaggebend für die verstärkte<br />
Ansiedlung arbeitsintensiver Branchen, wie z.B. <strong>de</strong>r Textil- und <strong>de</strong>r Schuhindustrie, waren die niedrigen<br />
Lohnkosten. Sahen sich die Portugiesen bis in die 90er Jahre hinein in erster Linie in Konkurrenz mit <strong>de</strong>m Fernen<br />
Osten (noch 1991 lag das Lohnniveau auf einer Höhe mit Hongkong, Singapur o<strong>de</strong>r Südkorea), müssen sie sich<br />
nun nach <strong>de</strong>r Osterweiterung mit neuen Wettbewerbern auseinan<strong>de</strong>r setzen, die <strong>de</strong>n Faktor Arbeit ebenfalls<br />
günstig anbieten können. Infolge <strong>de</strong>r Finanz- und Wirtschaftskrise ist die Regierung bestrebt, sowohl die<br />
Konsolidierung <strong>de</strong>r Staatsfinanzen zu erreichen als auch die heimische Wirtschaft und sozial bedürftige<br />
Bevölkerungsschichten zu unterstützen.<br />
In <strong>de</strong>r Europapolitik verfährt Portugal nach <strong>de</strong>r Devise „was gut ist für Europa, ist gut für das Land.“ Damit<br />
meinte <strong>de</strong>r Erfin<strong>de</strong>r dieser I<strong>de</strong>e, <strong>de</strong>r ehemalige Regierungschef António Guterres, dass es die beste Art sei,<br />
portugiesische Interessen in Europa zu vertreten, sie in die gemeinsamen europäischen Interessen zu integrieren.<br />
Am Beispiel <strong>de</strong>r Osterweiterung lässt sich dieses Konzept ganz gut ver<strong>de</strong>utlichen: Obwohl das westlichste Land<br />
auf <strong>de</strong>m europäischen Kontinent – und damit von allen <strong>EU</strong>-Län<strong>de</strong>rn am weitesten vom Geschehen <strong>de</strong>r<br />
Osterweiterung entfernt – war Portugal ein starker Befürworter <strong>de</strong>r Erweiterung. Dies hat viel damit zu tun, dass<br />
sich die Interessen <strong>de</strong>s kleinen und wirtschaftlich noch nicht ausreichend entwickelten Lan<strong>de</strong>s häufig nicht mit<br />
<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r großen und reicheren Län<strong>de</strong>r wie z.B. Deutschland, Frankreich und Großbritannien <strong>de</strong>ckt. Die<br />
Erwartung Lissabons ist nun, dass die neuen eher kleineren und wirtschaftlich schwächeren Län<strong>de</strong>r mit ihrem<br />
Beitritt das nötige Gegengewicht zur bisherigen Mehrheit <strong>de</strong>r großen Län<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> schaffen wer<strong>de</strong>n und<br />
Portugal seine Interessen in Zukunft im Verein mit diesen Län<strong>de</strong>rn besser vertreten kann.<br />
Das Land versteht sich auch als Europas Brücke nach Brasilien und Afrika und setzt sich für eine rasche<br />
Umsetzung <strong>de</strong>s Reform-Vertrages von Lissabon ein.<br />
Seit 2000 engagiert sich Portugal verstärkt für eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>, die<br />
diesen Namen verdient. Sie ist für die größten Parteien <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s natürlicher Bestandteil <strong>de</strong>s neuen<br />
Europaverständnisses, das António Guterres entschei<strong>de</strong>nd prägte. Für die geplante Europäische Schnelle<br />
Eingreiftruppe will man anfangs ein Kontingent von 950 Mann zur Verfügung stellen, die mit mo<strong>de</strong>rnster<br />
Ausrüstung ausgestattet sein sollen. Allerdings besteht die Regierung darauf, dass die Operationen <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>-<br />
Eingreiftruppe in <strong>de</strong>r Anfangsphase vom Brüsseler NATO-Hauptquartier aus geführt wer<strong>de</strong>n, damit <strong>de</strong>r große<br />
atlantische Verbün<strong>de</strong>te – die USA - sich allmählich an das Vorhan<strong>de</strong>nsein <strong>de</strong>r als Konkurrenz zur NATO<br />
empfun<strong>de</strong>nen europäischen Truppe gewöhnen kann. Zwar nehmen Teile <strong>de</strong>r Bevölkerung Portugals, das<br />
militärisch vom 2.Weltkrieg nicht betroffen war, noch eine reservierte Einstellung zur Teilnahme an Einsätzen bei<br />
europäischen Konflikten ein, doch genießt diese I<strong>de</strong>e zunehmend mehr Sympathie unter <strong>de</strong>n Portugiesen, die in<br />
ihrer großen Mehrheit das Ziel eines vereinten Europas befürwortet.<br />
Aus <strong>de</strong>r Sicht Großbritanniens, Dänemarks und Portugals sprechen vor allem folgen<strong>de</strong> Argumente für die<br />
Aufnahme weiterer Län<strong>de</strong>r aus Ost- bzw. Südosteuropa in die <strong>EU</strong>:<br />
• Der Vertrag über die Europäische Union (<strong>EU</strong>) stellt je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>mokratischen Staat <strong>de</strong>n Beitritt in Aussicht<br />
(siehe auch Anlage A.1).<br />
• Mehr als 60 Jahre nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s zweiten Weltkriegs und <strong>de</strong>r Teilung Europas rückt die<br />
tatsächliche Vereinigung aller europäischen Staaten <strong>de</strong>r Verwirklichung näher.<br />
• Die ost- bzw. südosteuropäischen Län<strong>de</strong>r müssen mit <strong>de</strong>n übrigen europäischen Län<strong>de</strong>rn gleichgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n und am EG-Binnenmarkt mit <strong>de</strong>n gleichen Rechten teilnehmen können.<br />
Ihre Län<strong>de</strong>r sind zwar nicht generell gegen eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>, aber es wird<br />
nach <strong>de</strong>r Überzeugung Ihrer Regierungen immer Themen geben, bei <strong>de</strong>nen die jeweiligen nationalen Interessen<br />
von <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>-Partner nicht geteilt wer<strong>de</strong>n, was sich z.B. in <strong>de</strong>r Haltung zum Irak-Krieg zeigte.<br />
Außer<strong>de</strong>m hegen Sie die Befürchtung, dass einige Län<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Kontinent, angeführt von Frankreich und<br />
Deutschland, langfristig die Abkopplung Europas von <strong>de</strong>n USA anstreben. Ihre Län<strong>de</strong>r legen aber Wert auf<br />
beson<strong>de</strong>rs enge Beziehungen zu <strong>de</strong>n USA und messen <strong>de</strong>r NATO auch in <strong>de</strong>r Zukunft die zentrale Rolle in <strong>de</strong>r<br />
Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu. Deswegen stellen Sie in <strong>de</strong>r Verhandlungsrun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministerrats über<br />
die Aufnahme weiterer Staaten in die <strong>EU</strong> und über die zukünftige Gestaltung <strong>de</strong>r europäischen Außen- und<br />
Sicherheitspolitik folgen<strong>de</strong> For<strong>de</strong>rungen auf:<br />
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