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Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

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Polen, Estland, Lettland und Litauen<br />

Sie sind Vertreter Polens sowie <strong>de</strong>r baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen.<br />

Polen ist seit <strong>de</strong>m 1. Mai 2004 Mitglied <strong>de</strong>r Europäischen Union. Die meisten Polen stimmten bei <strong>de</strong>r<br />

Volksbefragung vom 7./8.6.2003 für <strong>de</strong>n <strong>EU</strong>-Beitritt (77,5% <strong>de</strong>r Bevölkerung) und damit für die endgültige<br />

Rückkehr in die <strong>de</strong>mokratische Europa-Familie. Zunächst hatte <strong>de</strong>r Überfall <strong>de</strong>utscher Truppen (1.9.1939),<br />

später die Herrschaft <strong>de</strong>r kommunistischen Partei Polen aus <strong>de</strong>m freien Europa herausgerissen. Doch die<br />

Polen hatten sich während all dieser Jahre immer als Teil <strong>de</strong>s ‚alten Kontinents’ verstan<strong>de</strong>n und auch in <strong>de</strong>r<br />

Zeit <strong>de</strong>r größten Unterdrückung niemals <strong>de</strong>n Glauben an die Wie<strong>de</strong>rerlangung <strong>de</strong>r Unabhängigkeit und<br />

Auferstehung <strong>de</strong>r polnischen Nation verloren. In Polen begann die Demokratisierung bereits 1980 mit <strong>de</strong>r<br />

Gründung <strong>de</strong>r ersten freien Gewerkschaft in einem sozialistischen Staat. Die Gewerkschaft „Solidarität“ hat<br />

einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Beitrag zur Überwindung <strong>de</strong>s Eisernen Vorhangs geleistet und das sowjetische<br />

Imperium mit zum Einsturz gebracht.<br />

Bereits 1988, noch vor <strong>de</strong>r politischen Wen<strong>de</strong>, hatte Polen Wirtschaftsbeziehungen zur Europäischen<br />

Gemeinschaft (EG), <strong>de</strong>r Vorgängerin <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>, aufgenommen. Nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> unterstützte die <strong>EU</strong> die<br />

ehrgeizigen Wirtschaftsreformen <strong>de</strong>r ersten frei gewählten Regierung. 1994 schlossen die <strong>EU</strong> und Polen ein<br />

Partnerschaftsabkommen. Ebenfalls 1994 stellte Polen <strong>de</strong>n Antrag auf <strong>EU</strong>-Mitgliedschaft. Im April 1998<br />

wur<strong>de</strong>n die Verhandlungen aufgenommen. Nach fünf Jahren und <strong>de</strong>r Lösung einiger schwieriger Streitfragen<br />

(Landwirtschaft, Umweltschutz) konnten die Verhandlungen am 16. April 2003 mit <strong>de</strong>r Unterzeichnung <strong>de</strong>s<br />

<strong>EU</strong>-Beitrittsvertrags in Athen abgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Dazu beigetragen hatten vor allem die Erfolge und<br />

Vorleistungen, die Polen selbst erreicht hatte, beson<strong>de</strong>rs die bereits zu Beginn <strong>de</strong>r 90er Jahre mutig<br />

angepackten Wirtschaftsreformen und Privatisierungen. Aufgrund <strong>de</strong>s für die Unternehmen freundlichen<br />

Klimas hatte Polen von 1991-2001 das höchste Wirtschaftswachstum aller Staaten <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Ostblocks: durchschnittlich 4,5% jährlich! Als <strong>EU</strong>-Mitglied will Polen diese wirtschaftlichen Erfolge noch<br />

weiter ausbauen und seine politische Stabilität als Nachbar zu Russland (ehemaliges Ostpreußen und<br />

Kaliningrad, früher Königsberg) sowie Weißrussland und <strong>de</strong>r Ukraine langfristig sichern. Die meisten Bürger<br />

erwarten sich von <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>-Mitgliedschaft vor allem bessere materielle Lebensbedingungen; <strong>de</strong>nn noch hat<br />

das Land nach wie vor große wirtschaftliche und soziale Probleme zu bewältigen, z.B. sind fast 10 % <strong>de</strong>r<br />

Polen arbeitslos und es gibt ein starkes Einkommensgefälle zwischen Stadt und Land. Viele Bürger sehen<br />

die <strong>EU</strong>-Mitgliedschaft aber nach wie vor kritisch, <strong>de</strong>nn sie fürchten, dass zu viele wichtige Entscheidungen<br />

von <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>-Kommission in Brüssel über die Köpfe <strong>de</strong>r Polen hinweg getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Bereits im Oktober 1991, nur ein halbes Jahr nach Auflösung <strong>de</strong>s Warschauer Paktes (Verteidigungsbündnis<br />

<strong>de</strong>r ehemals sozialistischen Län<strong>de</strong>r Europas) hatte Polen Interesse an einer Mitgliedschaft in <strong>de</strong>r NATO<br />

angemel<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r es dann am 12. März 1999 beitrat.<br />

Im Irak-Krieg beteiligte sich Polen, an <strong>de</strong>r „Koalition <strong>de</strong>r Willigen“ und entsandte Soldaten an <strong>de</strong>n Golf.<br />

Wegen <strong>de</strong>r Unterstützung für die USA kam es zu Spannungen im Verhältnis zu Frankreich und Deutschland.<br />

Neben Großbritannien gilt Polen als <strong>de</strong>r engste europäische Verbün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r USA.<br />

Obwohl das Land in <strong>de</strong>r Europapolitik bisher häufig die Richtung Frankreichs und Deutschlands verfolgte,<br />

glauben viele Polen, dass ihr Land als größtes und bevölkerungsreichstes Land unter <strong>de</strong>n neuen <strong>EU</strong>-Staaten<br />

stark genug sei, um auch im Verbund <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> eine eigenständige Außenpolitik zu führen. In <strong>de</strong>r Diskussion<br />

über eine zukünftige gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>-Staaten sind <strong>de</strong>shalb<br />

auch kritische Stimmen zu hören:<br />

- Polen habe nicht jahrelang um Freiheit und Selbstbestimmung gekämpft, nur um jetzt wie<strong>de</strong>r unter das<br />

Joch einer größeren Macht, diesmal die Europäische Union, zu geraten.<br />

- Viele Polen sehen vor allem die NATO und die USA als die wahren Garanten <strong>de</strong>s freien und<br />

<strong>de</strong>mokratischen Polen an; gera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten fühlen sich die meisten Polen seit <strong>de</strong>r<br />

offenen Parteinahme <strong>de</strong>s damaligen US-Präsi<strong>de</strong>nten Ronald Reagan für die Sache <strong>de</strong>r Gewerkschaft<br />

„Solidarität“ und seiner Unterstützung für das Streben <strong>de</strong>r Polen nach Freiheit und Demokratie sehr<br />

verbun<strong>de</strong>n. Die USA genießen fast nirgends in Europa ein <strong>de</strong>rart gutes Ansehen als in Polen und die<br />

polnische Regierung achtet insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>-Außen- und Sicherheitspolitik sehr darauf, dass sich<br />

Europa nicht von <strong>de</strong>n USA abnabelt.<br />

Dennoch ist Polen im Grundsatz dafür, ein Amt <strong>de</strong>s europäischen Außenministers zu schaffen und auch<br />

<strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>r Europäischen Schnellen Eingreiftruppe will man sich nicht verschließen.<br />

Estland, das nördlichste <strong>de</strong>r drei baltischen Staaten ist das kleinste dieser Län<strong>de</strong>r, die ihre Unabhängigkeit<br />

am 20. bzw. 21. August 1991 erklärt hatten und bald darauf wie<strong>de</strong>r ihre volle staatliche Selbständigkeit von<br />

<strong>de</strong>r früheren Sowjetunion zurück erhielten. Das Land genießt zu Recht <strong>de</strong>n Ruf eines "baltischen Tigers"<br />

nach<strong>de</strong>m es in <strong>de</strong>n Jahren nach <strong>de</strong>r Erlangung <strong>de</strong>r Unabhängigkeit mit mutigen Wirtschaftsreformen <strong>de</strong>n<br />

Umbau <strong>de</strong>r Wirtschaft von <strong>de</strong>r staatlichen Planwirtschaft zur freien Marktwirtschaft mit Bravour gemeistert<br />

hatte: Auf <strong>de</strong>m "Economic Freedom In<strong>de</strong>x" (= Freiheitsgrad <strong>de</strong>r Marktwirtschaft), <strong>de</strong>r regelmäßig vom Wall<br />

Street Journal errechnet wird, belegt Estland seit Jahren einen Spitzenplatz (2007 <strong>de</strong>n 12.Rang von<br />

157 Staaten). Ähnlich wie in Polen verlangten Privatisierung und Einführung marktwirtschaftlicher<br />

Spielregeln <strong>de</strong>r Bevölkerung einen hohen Preis ab - viele Bürger verloren ihre früher staatlich garantierten<br />

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