30.05.2013 Aufrufe

Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fremdsprachen - Schwedisch und eine weitere Sprache nach Wahl – und 95% von ihnen legen das Abitur<br />

ab. Von <strong>de</strong>n Abiturienten entschei<strong>de</strong>t sich anschließend die Hälfte für ein Hochschulstudium.<br />

Der Zusammenbruch <strong>de</strong>r Sowjetunion, <strong>de</strong>s mächtigen Nachbarn im Osten, eröffnete <strong>de</strong>m Land die Chance,<br />

seine strikte Neutralitätspolitik allmählich durch eine aktive Westpolitik zu ersetzen, <strong>de</strong>ren Fokus von Anfang<br />

an auf Europa gerichtet war. Die Einflüsse <strong>de</strong>r Globalisierung, die seit <strong>de</strong>n 1990er Jahren zunehmend auch<br />

Finnland erreichten, machten das Land offener und för<strong>de</strong>rten die Bereitschaft zur Integration in die Europa-<br />

Familie. Alle finnischen Regierungen haben seit <strong>de</strong>m <strong>EU</strong>-Beitritt 1995 stets eine aktive Europa-Politik<br />

betrieben, <strong>de</strong>ren Ziele die Ausweitung und Vertiefung <strong>de</strong>r politischen Zusammenarbeit in <strong>de</strong>r Union und die<br />

Aufnahme weiterer Län<strong>de</strong>r aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa in die <strong>EU</strong> sind. In Finnland besteht quer durch<br />

alle politischen Lager überwiegend Einverständnis mit einer wirklich gemeinsamen europäischen Außen-<br />

und Sicherheitspolitik (GASP); um sie zu ermöglichen soll die <strong>EU</strong> das Amt eines europäischen<br />

Außenministers mit weitreichen<strong>de</strong>n Vollmachten schaffen. Dieser soll die <strong>EU</strong> bei internationalen<br />

Organisationen (z.B. UNO) und gegenüber Nationalstaaten vertreten und auch befugt sein, Verhandlungen<br />

zu führen. Der Grundsatz <strong>de</strong>r Einstimmigkeit bei <strong>de</strong>n Entscheidungen im Rat <strong>de</strong>r Außenminister <strong>de</strong>r <strong>EU</strong><br />

sollte aber beibehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Zurückhalten<strong>de</strong>r ist man in <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Zusammenarbeit in <strong>de</strong>r Verteidigungspolitik. Zwar lehnt man <strong>de</strong>n<br />

Aufbau einer „Europäischen Schnellen Eingreiftruppe“ für <strong>de</strong>n Einsatz in Krisengebieten in Europa und<br />

für Frie<strong>de</strong>nsmissionen weltweit im Auftrag <strong>de</strong>r UNO („Blauhelmeinsätze“) nicht grundsätzlich ab, zumal Finnland<br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit bereits Soldaten für solche Operationen zur Verfügung gestellt hat und z.B. im<br />

Kosovo an <strong>de</strong>r KFOR-Truppe beteiligt ist. Doch im Bewusstsein <strong>de</strong>r meisten Finnen ist die jahrzehntelange<br />

Neutralität noch sehr stark verankert, die bis zur Auflösung <strong>de</strong>r Blockgrenzen zwischen Ost und West als <strong>de</strong>r<br />

eigentliche Garant <strong>de</strong>r Unabhängigkeit <strong>de</strong>s bevölkerungsarmen, am Ran<strong>de</strong> Europas gelegenen Lan<strong>de</strong>s<br />

angesehen wur<strong>de</strong>. Deswegen lehnen viele Finnen es ab, sich von <strong>de</strong>r Neutralität zu verabschie<strong>de</strong>n und sich<br />

bei einer gemeinsamen europäischen Verteidigung zu beteiligen o<strong>de</strong>r gar, wie von einigen Staaten gefor<strong>de</strong>rt,<br />

Bündnisverpflichtungen für <strong>de</strong>n Fall eines bewaffneten Angriffs von außen auf ein <strong>EU</strong>-Mitgliedsland<br />

einzugehen. Viele Finnen vertrauen lieber <strong>de</strong>r glaubwürdigen Abschreckung durch die eigenen mit<br />

mo<strong>de</strong>rnsten Waffen ausgerüsteten Streitkräfte.<br />

Auch die Wirtschaft Schwe<strong>de</strong>ns ist in hohem Maße vom Han<strong>de</strong>l abhängig. Fast 50 % <strong>de</strong>r schwedischen<br />

Industrieproduktion gehen ins Ausland; die Produktpalette reicht dabei von Handys über Autos und LKWs bis<br />

zu Umweltschutztechnologien, Möbel und Kampfflugzeugen. In seiner Europa-Politik verfolgt die<br />

schwedische Regierung ähnliche Ziele wie Finnland, sah sich allerdings einer zunehmen<strong>de</strong>n Opposition von<br />

Europagegnern ausgesetzt; 2003 entschied sich eine Mehrheit gegen die Einführung <strong>de</strong>s Euro.<br />

Für die Schwe<strong>de</strong>n ist es ein schwerer Schritt, die nationalstaatliche Souveränität aufzubrechen und die Kompetenzen<br />

<strong>de</strong>r <strong>EU</strong> auszuweiten. Die Regierung bemüht sich aber weiterhin um eine positive Wahrnehmung<br />

<strong>de</strong>r <strong>EU</strong>. Eine Folge war 2009 eine höhere Beteiligung bei <strong>de</strong>r Wahl zum Europaparlament und ein gutes<br />

Abschnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r europafreundlichen Parteien sowie Verluste <strong>de</strong>r Europaskeptiker. Diese Einstellung kommt<br />

auch in <strong>de</strong>r schwedischen Haltung zur Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) zum<br />

Vorschein. Man ist zwar für die Einrichtung <strong>de</strong>s Amtes eines <strong>EU</strong>-Außenministers, <strong>de</strong>r eine gemeinsame<br />

europäische Position in <strong>de</strong>r Politik <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> nach außen formulieren und auch <strong>de</strong>n Vorsitz bei <strong>de</strong>n Sitzungen<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r nationalen Außenminister innehaben soll. Doch ist Schwe<strong>de</strong>n gegen die Einführung von<br />

Mehrheitsbeschlüssen in <strong>de</strong>r GASP. Es liefe dabei Gefahr, in einer Abstimmung zu unterliegen.<br />

Schlimmstenfalls könnte dies dann zur Folge haben, dass an<strong>de</strong>re Staaten in ihrer Mehrheit Beschlüsse<br />

fassen, die die Neutralitätspolitik Schwe<strong>de</strong>ns aufheben. Das möchte man aber auf je<strong>de</strong>n Fall vermei<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nn immerhin bescherte <strong>de</strong>r außenpolitische Grundsatz <strong>de</strong>r Neutralität <strong>de</strong>m Land eine knapp 200-jährige<br />

Perio<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns.<br />

Auch wenn sich Schwe<strong>de</strong>n auf diese Weise vorbehält, in Einzelfragen selbständig über seine Neutralität zu<br />

entschei<strong>de</strong>n, hat es sich trotz<strong>de</strong>m für die Beteiligung an <strong>de</strong>r geplanten „Europäischen Schnellen<br />

Eingreiftruppe“ für <strong>de</strong>n Einsatz in Krisengebieten in Europa bzw. für UN-Frie<strong>de</strong>nsmissionen weltweit entschie<strong>de</strong>n.<br />

Dabei lehnt Schwe<strong>de</strong>n aber jegliche Zusammenarbeit dieser <strong>EU</strong>-Truppe mit <strong>de</strong>r NATO ab.<br />

Neben <strong>de</strong>m finnischen gilt das schwedische Bildungssystem als eines <strong>de</strong>r besten weltweit. Was <strong>de</strong>n Anteil<br />

<strong>de</strong>r Ausgaben für Bildung und Forschung angeht, steht das Land (ca. 6,5 % <strong>de</strong>s BIP) zusammen mit Finnland<br />

an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r Industrielän<strong>de</strong>r. Bereits im Vorschulalter gibt es eine umfassen<strong>de</strong> pädagogische Betreuung,<br />

was insbeson<strong>de</strong>re Kin<strong>de</strong>rn aus sozial schwachen o<strong>de</strong>r Migrantenfamilien zugute kommt. Das Schulsystem<br />

ist zweistufig, wobei über 90 % aller Schüler direkt ins Gymnasium überwechseln, das in Schwe<strong>de</strong>n<br />

auch berufsausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Funktion hat. Im ersten PISA-Vergleich schnitt das Land sehr gut ab, weil auch<br />

leistungsschwächere Schüler gut mithalten konnten und die Lese- sowie Englischkenntnisse unter <strong>de</strong>n<br />

jungen Schwe<strong>de</strong>n gut waren. Auch die Universitäten und Hochschulen genießen einen guten Ruf, sind<br />

mo<strong>de</strong>rn ausgestattet und für alle Stu<strong>de</strong>nten kostenfrei.<br />

Weit fortgeschritten ist in Schwe<strong>de</strong>n die Gleichstellung von Mann und Frau. Berufliche Gleichstellung wird<br />

als elementares Grundrecht angesehen und ist ein Kernpunkt in allen Regierungsprogrammen seit <strong>de</strong>n<br />

1960er Jahren. Mit einem Anteil von 69 % berufstätiger Frauen (Männer: 72 %) hält das Land einen Spitzenplatz<br />

unter <strong>de</strong>n Industrielän<strong>de</strong>rn. Und im schwedischen Reichstag sind 43 % <strong>de</strong>r Abgeordneten weiblich.<br />

- 54 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!