Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de
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Aus Ihrer Sicht sprechen vor allem folgen<strong>de</strong> Argumente für die Aufnahme weiterer Län<strong>de</strong>r aus Ost- und<br />
Südosteuropa in die <strong>EU</strong>:<br />
• Der Vertrag über die Europäische Union (<strong>EU</strong>) stellt je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>mokratischen Staat <strong>de</strong>n Beitritt in Aussicht<br />
(siehe auch Anlage A.1).<br />
• Mehr als ein halbes Jahrhun<strong>de</strong>rt nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s zweiten Weltkriegs und <strong>de</strong>r Teilung Europas rückt<br />
die tatsächliche Vereinigung aller europäischen Staaten <strong>de</strong>r Verwirklichung näher.<br />
• Die Wirtschaftskraft und die Sicherheit in Europa vor allem auch in Südosteuropa nehmen zu.<br />
• Die <strong>EU</strong> könnte ihren sicherheitspolitischen Einfluss im Nahen- und Mittleren Osten durch die Aufnahme<br />
<strong>de</strong>r Türkei wesentlich verstärken. Damit verbun<strong>de</strong>n wäre auch eine Zunahme <strong>de</strong>s weltpolitischen<br />
Gewichtes <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>.<br />
• Vor allem in Bezug auf die Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ehemaligen Bun<strong>de</strong>srepublik Jugoslawien sehen Ihre Regierungen<br />
für <strong>de</strong>n Fall massive Probleme auf sich zukommen, dass man diesen Län<strong>de</strong>rn die Aufnahme in die <strong>EU</strong><br />
verweigern sollte, beispielsweise eine Ausweitung <strong>de</strong>r Aktivität krimineller osteuropäischer Ban<strong>de</strong>n auf<br />
Deutschland und eine Zunahme <strong>de</strong>r illegalen Einwan<strong>de</strong>rung aus Armutsgrün<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> die organisierte<br />
Kriminalität, die in diesen Län<strong>de</strong>rn massiv um sich gegriffen hat, lässt sich aber im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>EU</strong><br />
wesentlich effektiver bekämpfen. Und wenn sich die wirtschaftliche Situation in <strong>de</strong>n südosteuropäischen<br />
Län<strong>de</strong>rn nach einem Beitritt zur <strong>EU</strong> verbessert hat, wer<strong>de</strong>n ihre Bürger weniger versucht sein, nach<br />
Westeuropa auszuwan<strong>de</strong>rn.<br />
• Der Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>n Aufnahmekandidaten wird nach <strong>de</strong>ren Beitritt zur <strong>EU</strong> weiter zunehmen.<br />
• Für die Wirtschaft sehen Sie große Wachstumschancen, weil damit zu rechnen ist, dass gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>utsche<br />
und nie<strong>de</strong>rländische Unternehmen auf <strong>de</strong>m Balkan und beson<strong>de</strong>rs auch in <strong>de</strong>r Türkei neue Absatzmärkte<br />
dazu gewinnen wer<strong>de</strong>n und damit in diesen <strong>EU</strong>-Län<strong>de</strong>rn neue Arbeitsplätze geschaffen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Gleichzeitig erwarten Sie, dass Unternehmen aus Ihren Län<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>n Balkanstaaten sowie <strong>de</strong>r<br />
Türkei erhebliche Investitionen vornehmen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn die niedrigen Löhne dort senken die<br />
Produktionskosten für die Unternehmen insgesamt, ein Faktor, <strong>de</strong>r im weltweiten Wettbewerb immer<br />
be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r wird. Mit <strong>de</strong>r Schaffung von vergleichsweise "billigen" Arbeitsplätzen in <strong>de</strong>r Türkei und<br />
an<strong>de</strong>rswo können die hochspezialisierten, "teuren" Arbeitsplätze zu hause gesichert wer<strong>de</strong>n, weil auf<br />
diese Weise die Produkte im immer härteren internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben.<br />
Allerdings gibt es in <strong>de</strong>r Bevölkerung und in <strong>de</strong>n Parteien Ihrer Län<strong>de</strong>r auch handfeste Sorgen und<br />
Befürchtungen, was die Aufnahme weiterer Län<strong>de</strong>r in die <strong>EU</strong> angeht:<br />
• Landwirte und Bauernverbän<strong>de</strong> haben die Besorgnis, vor allem was die Türkei und die Ukraine angeht,<br />
dass die heimischen Märkte von billigen Agrarimporten aus diesen Län<strong>de</strong>rn "überschwemmt" wer<strong>de</strong>n und<br />
<strong>de</strong>utsche wie nie<strong>de</strong>rländische Bauern <strong>de</strong>swegen Einkommensverluste hinnehmen müssen.<br />
• Viele Bürger hegen die Befürchtung einer massiven Zuwan<strong>de</strong>rung von Arbeit suchen<strong>de</strong>n Immigranten vor<br />
allem aus <strong>de</strong>r bevölkerungsreichen Türkei und <strong>de</strong>r Ukraine in ihre wohlhaben<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r; dies könnte<br />
zusätzliche soziale Spannungen auslösen und wür<strong>de</strong> die Akzeptanz <strong>de</strong>r Europäischen Union in <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung insgesamt min<strong>de</strong>rn.<br />
• Beson<strong>de</strong>rs im katholischen Sü<strong>de</strong>n Deutschlands bestreiten viele die Zugehörigkeit <strong>de</strong>r Türkei mit ihrer<br />
überwiegen<strong>de</strong>n muslimischen Bevölkerung zur Europa-Familie, als <strong>de</strong>ren Wurzel man das christliche<br />
europäische Abendland ansieht. Die Geschichte <strong>de</strong>r Türkei als Nachfolgestaat <strong>de</strong>s Osmanischen<br />
Reiches, ihre Kultur und die als sehr unterschiedlich empfun<strong>de</strong>nen Wertvorstellungen <strong>de</strong>s Islam stehen<br />
nach Überzeugung vieler Menschen <strong>de</strong>r Aufnahme in die <strong>EU</strong> entgegen.<br />
• Sie befürchten in Zukunft erheblich mehr Geld in die <strong>EU</strong>-Kasse einzahlen zu müssen, da die <strong>EU</strong> noch auf<br />
viele Jahre Zuschüsse zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung <strong>de</strong>r neuen Beitrittslän<strong>de</strong>r leisten<br />
muss.<br />
In <strong>de</strong>r Verhandlungsrun<strong>de</strong> über die Aufnahme weiterer Län<strong>de</strong>r in die <strong>EU</strong> und über die Gestaltung <strong>de</strong>r künftigen<br />
europäischen Außen- und Sicherheitspolitik stellen Sie folgen<strong>de</strong> For<strong>de</strong>rungen auf:<br />
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