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Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de

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Die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> gehören zu <strong>de</strong>n Gründungsmitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r UNO, <strong>de</strong>r NATO und <strong>de</strong>r EWG. Sie haben schon<br />

aufgrund ihrer international ausgerichteten Wirtschaft ein vornehmliches Interesse an Stabilität und Sicherheit in<br />

Europa und weltweit. Dies ist schon seit vielen Jahrhun<strong>de</strong>rten so; z.B. war es ein Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r, nämlich Hugo <strong>de</strong><br />

Groot (Hugo Grotius), <strong>de</strong>r im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt u.a. mit seiner Schrift „De jure bellis ac pacis“ (Vom Recht <strong>de</strong>s<br />

Krieges und <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns) die Geburtsstun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Völkerrechts einläutete. Die Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r sehen<br />

die Durchsetzung <strong>de</strong>r Menschenrechte und die Frie<strong>de</strong>nserhaltung weltweit als vorrangige Aufgabe an, wobei die<br />

Vereinten Nationen hierfür <strong>de</strong>r richtige Rahmen seien. Ihr sehr erfolgreiches Engagement in <strong>de</strong>r<br />

Weltgemeinschaft brachte <strong>de</strong>m Land <strong>de</strong>n Sitz verschie<strong>de</strong>ner internationaler Gerichte ein: Den Haag ist u.a. Sitz<br />

<strong>de</strong>s Internationalen Gerichtshofs, <strong>de</strong>s Jugoslawien Tribunals sowie <strong>de</strong>s 2001 gegrün<strong>de</strong>ten Internationalen<br />

Strafgerichtshofs. In einer globalisierten Welt ist die internationale Zusammenarbeit nach Meinung <strong>de</strong>r meisten<br />

Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r sie vertreten<strong>de</strong>n Parteien wie <strong>de</strong>r Regierung unerlässlich. Deswegen gehören die<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> auch zuvor<strong>de</strong>rst zu <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn, die global auftreten<strong>de</strong> Probleme (z.B. die Klimaerwärmung) in<br />

einem globalen Ansatz angehen wollen.<br />

In Europa sieht das Land Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme vor allem im Verbund <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>. Mit<br />

an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong>, allen voran Frankreich, Deutschland und Belgien, sehen die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> die Zeit<br />

gekommen, in <strong>de</strong>r sich die <strong>EU</strong> von einer Wirtschaftsmacht zu einer außen- und sicherheitspolitischen Größe<br />

weiterentwickeln muss, ohne gleich eine Vormachtstellung in Europa anzustreben. Man erhofft sich durch ein<br />

neu zu schaffen<strong>de</strong>s Amt <strong>de</strong>s <strong>EU</strong>-Außenministers in Zukunft ein geschlosseneres Auftreten <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> vor allem<br />

bei <strong>de</strong>njenigen internationalen Problemen und regionalen Konflikten, bei <strong>de</strong>nen sich die europäischen Interessen<br />

mit <strong>de</strong>nen Amerikas berühren (Z.B. bei <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>s Internationalen Strafgerichtshofs, im Nahost-Konflikt o<strong>de</strong>r<br />

in Afrika). Der <strong>EU</strong>-Außenminister hätte nach <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen Regierung die Aufgabe,<br />

Interessensgegensätze unter <strong>de</strong>n <strong>EU</strong>-Staaten auszugleichen, die <strong>EU</strong> nach außen zu vertreten und die Politik <strong>de</strong>r<br />

<strong>EU</strong> zu Nationalstaaten zu gestalten.<br />

Die Nato sieht man nach wie vor als <strong>de</strong>n Eckpfeiler <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen Verteidigungspolitik an, doch will man<br />

gleichwohl <strong>de</strong>n sicherheitspolitischen Arm <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> so weit stärken, dass die <strong>EU</strong> in Zukunft in <strong>de</strong>r Lage ist, bei<br />

europäischen und an<strong>de</strong>ren regionalen Konflikten (also z.B. auf <strong>de</strong>m Balkan o<strong>de</strong>r im Nahen Osten),<br />

gegebenenfalls auch militärische Kriseneinsätze zur Befriedung akuter gewaltsamer Konflikte selbständig, d.h.<br />

ohne Unterstützung durch die Amerikaner, durchzuführen. Bisher schon waren die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> bei<br />

internationalen Frie<strong>de</strong>nsmissionen sehr engagiert und umso mehr ist die Regierung nun an <strong>de</strong>r Einrichtung einer<br />

europäischen Eingreiftruppe interessiert, die innerhalb kurzer Zeit mobilisiert und an je<strong>de</strong>m Ort <strong>de</strong>r Welt<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n kann. Man erwartet sich von dieser Truppe nicht nur die Möglichkeit zu militärischem Han<strong>de</strong>ln<br />

son<strong>de</strong>rn damit verbun<strong>de</strong>n auch eine Stärkung <strong>de</strong>s Gewichtes europäischer Außenpolitik in <strong>de</strong>r Welt.<br />

Was die Aufnahme weiterer Län<strong>de</strong>r in die <strong>EU</strong> angeht, so haben die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> vor allem an <strong>de</strong>r Integration <strong>de</strong>r<br />

Balkanlän<strong>de</strong>r ein großes Interesse. Von Beginn an haben die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Befriedung in Ex-Jugoslawien<br />

großes Engagement gezeigt, z.B. waren nie<strong>de</strong>rländische Blauhelmsoldaten an <strong>de</strong>r UN-Schutztruppe in Bosnien<br />

beteiligt. Man ist nun sehr daran interessiert, diejenigen Balkanstaaten, die bereits sehr weit bei <strong>de</strong>n inneren<br />

Reformen fortgeschrittenen sind, in die <strong>EU</strong> zu integrieren und somit die ganze Region weiter zu stabilisieren.<br />

Im Falle <strong>de</strong>r Türkei war man bemüht, das Versprechen <strong>de</strong>s Europäischen Rates vom Dezember 2002<br />

einzulösen, mit <strong>de</strong>r Türkei in konkrete Beitrittsverhandlungen zu treten, sobald die Demokratisierung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

auch in <strong>de</strong>r Praxis weitere Fortschritte gemacht hat. Die Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r sind seit Jahrhun<strong>de</strong>rten religiösen wie<br />

ethnischen Min<strong>de</strong>rheiten gegenüber offen und tolerant eingestellt, weltweit sind sie ein geachteter Beobachter<br />

<strong>de</strong>r Einhaltung <strong>de</strong>r Menschenrechte. Für die nie<strong>de</strong>rländische Regierung stellt die Respektierung <strong>de</strong>r<br />

Menschen- und Min<strong>de</strong>rheitenrechte in <strong>de</strong>n Kandidatenlän<strong>de</strong>rn die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Messlatte bei <strong>de</strong>r<br />

Beurteilung <strong>de</strong>r Beitrittsfähigkeit <strong>de</strong>r Kandidaten dar. Die Frage <strong>de</strong>r Zugehörigkeit <strong>de</strong>r meisten Türken zum<br />

Islam darf nach Überzeugung <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Beantwortung dieser Frage keine Rolle spielen. Dem<br />

politischen Anspruch <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, die europäische Integration voranzutreiben und zu vertiefen, entspricht<br />

auch die wirtschaftliche Rolle <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s als „Gateway to Europe“, v.a. über <strong>de</strong>n Tiefseehafen Rotterdam und<br />

<strong>de</strong>n Flughafen Schiphol. Als klassische Han<strong>de</strong>lsnation sieht man in <strong>de</strong>n neuen <strong>EU</strong>-Mitglie<strong>de</strong>r bzw. <strong>EU</strong>-<br />

Kandidaten die Chance, bereits bestehen<strong>de</strong> Wirtschaftsbeziehungen zu diesen Län<strong>de</strong>rn auszuweiten und <strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>lsaustausch voranzutreiben, nicht zuletzt im eigenen Interesse. Ähnlich wie Deutschland hat man sich<br />

von <strong>de</strong>r Osterweiterung dringend notwendige Wachstumsimpulse für die heimische Wirtschaft erwartet und setzt<br />

auch bei zukünftigen Aufnahmerun<strong>de</strong>n darauf, dass diese Rechnung aufgehen wird.<br />

Die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> unterhalten zu allen Nachbarn sehr gute Beziehungen. Deutschland ist politisch wie<br />

wirtschaftlich ein sehr wichtiger Partner, auf <strong>de</strong>ssen Rat man vertraut und <strong>de</strong>m man bei <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen und Problemen, vor <strong>de</strong>nen die <strong>EU</strong> steht, also z.B. die Gestaltung <strong>de</strong>s Verhältnisses <strong>de</strong>r <strong>EU</strong><br />

zum Osten Europas o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gestaltung einer wirklich gemeinsamen europäischen Außenpolitik, eine Leitrolle<br />

zumisst. Deutschland ist nach wie vor <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendste Han<strong>de</strong>lspartner <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, knapp 25% <strong>de</strong>r<br />

Exporte gehen nach und knapp 20% aller Importe stammen aus Deutschland.<br />

Die auf Ausgleich bedachte nie<strong>de</strong>rländische Diplomatie, verbun<strong>de</strong>n mit einem generell sehr sachlichen Ton in<br />

<strong>de</strong>r politischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung, kommt bei <strong>de</strong>n Partnerlän<strong>de</strong>rn wie auch in <strong>de</strong>r Brüsseler Zentrale <strong>de</strong>r <strong>EU</strong><br />

sehr gut an, wo man die Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r als Vermittler von ausgewogenen Kompromissen schätzt. Auch bei <strong>de</strong>n<br />

bevorstehen<strong>de</strong>n Verhandlungen mit <strong>de</strong>n Kandidaten aus Ost- bzw. Südosteuropa und über die Gestaltung <strong>de</strong>r<br />

Außen- und Sicherheitspolitik <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> wird diese Stimme <strong>de</strong>s Ausgleichs gebraucht.<br />

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