Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de
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Rumänien ist seit <strong>de</strong>m 1. Januar 2007 Mitglied <strong>de</strong>r Europäischen Union. Das Land war bis 1989 Mitglied im<br />
sogenannten Warschauer Pakt, <strong>de</strong>m Bündnis <strong>de</strong>r sozialistischen Staaten unter Führung <strong>de</strong>r ehemaligen<br />
Sowjetunion. Rumänien steuerte im Gegensatz zu <strong>de</strong>n übrigen Ostblock-Staaten, einen offeneren Kurs<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Westen. Z.B. nahm das Land 1974 offiziell Beziehungen zur Europäischen Gemeinschaft<br />
auf. Im Inneren aber errichtete <strong>de</strong>r kommunistische Parteichef Ceausescu seit seiner Machtübernahme 1965<br />
eine Diktatur, die auch unter <strong>de</strong>n übrigen sozialistischen Staaten ihres Gleichen suchte: Die Geheimpolizei<br />
unterdrückte je<strong>de</strong>s Aufbegehren in <strong>de</strong>r Bevölkerung, während Ceausescu sich und seine Familie durch<br />
Vetternwirtschaft bereicherte und mit einem ans Groteske grenzen<strong>de</strong>n Personenkult umgab. Ceausescu<br />
wur<strong>de</strong> im Dezember 1989 durch einen Volksaufstand gestürzt, später zusammen mit seiner Frau von <strong>de</strong>n<br />
Revolutionären in einem 'Volksgerichtsprozess' zum To<strong>de</strong> verurteilt und anschließend hingerichtet.<br />
Die Reformpolitik <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Regierungen seit <strong>de</strong>n ersten freien Wahlen 1990 war unklar und<br />
halbherzig, so dass das Land weit hinter diejenigen Staaten in Mittel- und Osteuropa, die sich ernsthaft um<br />
Verän<strong>de</strong>rungen in Staat und Wirtschaft bemüht haben, zurückfiel.<br />
Obwohl das Land bereits seit 1998 offizieller Kandidat für die Aufnahme in die <strong>EU</strong> war, steuerte es erst mit<br />
<strong>de</strong>r Wahl von Traian Basescu, <strong>de</strong>m damaligen Oberbürgermeister von Bukarest, zum neuen Präsi<strong>de</strong>nten<br />
(Dezember 2004) einen konsequenten Reformkurs in <strong>de</strong>n Politikbereichen, in <strong>de</strong>nen es die größten<br />
Hin<strong>de</strong>rnisse auf <strong>de</strong>m Weg zur Mitgliedschaft gab, <strong>de</strong>r Wirtschafts- und Justizpolitik. Vor allem die seit<strong>de</strong>m<br />
erzielten Fortschritte bei <strong>de</strong>r Demokratisierung <strong>de</strong>r Gesellschaft und die Verbesserungen im Justizapparat<br />
bewogen die <strong>EU</strong>-Kommission dazu, Rumänien zum 1. Januar 2007 beitreten zu lassen.<br />
Die Wirtschaft Rumäniens zeigte in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren ein dynamisches Wachstum. Eine beson<strong>de</strong>rs<br />
rege Tätigkeit entfaltete sich in <strong>de</strong>r verarbeiten<strong>de</strong>n Industrie (vor allem Textil- und Möbelunternehmen sowie<br />
Elektrogerätehersteller) und im Bausektor. Aufgrund <strong>de</strong>s hohen Wachstums – es betrug in <strong>de</strong>n Jahren seit<br />
2000 Ø 6 % jährlich - konnten viele Stellen neu geschaffen und die Arbeitslosigkeit auf einem gleichbleibend<br />
niedrigem Niveau gehalten wer<strong>de</strong>n. Erfreulich für <strong>de</strong>n Standort Rumänien ist dabei vor allem die Tatsache,<br />
dass viele Unternehmen nicht nur ihre Produktion ausweiten son<strong>de</strong>rn auch - nach entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Investitionen in die Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r Fertigungsanlagen - die Qualität ihrer Produkte <strong>de</strong>utlich steigern<br />
konnten. Die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit rumänischer Unternehmen fand <strong>de</strong>nn auch in <strong>de</strong>n<br />
gestiegenen Exportzahlen ihren Nie<strong>de</strong>rschlag. Generell fällt an <strong>de</strong>r Exportpalette <strong>de</strong>r rumänischen Wirtschaft<br />
auf, dass zunehmend mehr Produkte ausgeführt wer<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>ren Herstellung ein hoher Einsatz von Kapital<br />
und Wissen nötig ist, z.B. bei Maschinen und Elektrogeräten. Auch <strong>de</strong>r Textilbereich nahm an Be<strong>de</strong>utung zu<br />
und beschäftigt inzwischen über 20% <strong>de</strong>r Arbeitskräfte. Rumänien ist längst zum "Schnei<strong>de</strong>r Europas"<br />
gewor<strong>de</strong>n. Stark an Be<strong>de</strong>utung gewonnen hat das Land auch als Standort für Kfz-Zulieferer. Mehr als<br />
40.000 Rumänen sind inzwischen bei <strong>de</strong>utschen Autozulieferern beschäftigt. Investitionen aus <strong>de</strong>m Ausland<br />
sorgen mit dafür, dass die Rumänen langfristig im eigenen Land bleiben und das z.T. illegale Heer <strong>de</strong>r<br />
Gastarbeiter in an<strong>de</strong>ren Staaten Europas nicht noch mehr anwächst (schätzungsweise leben ca. zwei<br />
Millionen Rumänen zeitweise, z.B. als Erntehelfer, o<strong>de</strong>r dauerhaft im europäischen Ausland). Timisoara<br />
(Herrmannstadt) ist dafür ein Beispiel: In <strong>de</strong>r zweitgrößten Stadt <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, haben sich viele ausländische<br />
Unternehmen mit Filialen und Fabriken nie<strong>de</strong>rgelassen, die für Vollbeschäftigung sorgen. Aus Deutschland<br />
kamen z.B. die Firmen Continental, die hier die mo<strong>de</strong>rnste Reifenfabrik Europas baute, und Nokia. Trotz <strong>de</strong>s<br />
Booms <strong>de</strong>r rumänischen Wirtschaft bis 2008 erreichte das Pro-Kopf-Einkommen gera<strong>de</strong> einmal 43 % <strong>de</strong>s<br />
<strong>EU</strong>-Durchschnitts. Die Folgen <strong>de</strong>r globalen Wirtschaftskrise (z.B. Rückgang <strong>de</strong>s Wirtschaftswachstums) sind<br />
auch in Rumänien immer noch spürbar.<br />
Rumänien hat mehrfach seine Bereitschaft unter Beweis gestellt, Verantwortung bei <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nssicherung<br />
in <strong>de</strong>n Krisenher<strong>de</strong>n innerhalb und außerhalb Europas zu übernehmen: Z.B. sind rumänische Truppen in<br />
Bosnien und Herzegowina an <strong>de</strong>r SFOR (Stability Force) und an <strong>de</strong>r Kosovo-Frie<strong>de</strong>nsmission KFOR<br />
beteiligt. Schon vor seinem Beitritt zur <strong>EU</strong> beteiligte sich das Land bereits an <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik als Teil <strong>de</strong>r Gemeinsamen Außen- und<br />
Sicherheitspolitik (GASP) und nahm an <strong>de</strong>n diesbezüglichen Beratungen mit <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> aktiv teil. Rumänien<br />
hat auch seine Bereitschaft bekräftigt, seinen Beitrag zu <strong>de</strong>n Einsätzen <strong>de</strong>r geplanten Europäischen<br />
Schnellen Eingreiftruppe zu leisten.<br />
Mit <strong>de</strong>r Mitgliedschaft Rumäniens ist die <strong>EU</strong> im Balkanraum präsenter und kann beson<strong>de</strong>rs auf Serbien, mit<br />
<strong>de</strong>m Rumänien eine 350 km lange Grenze teilt, unmittelbarer Einfluss nehmen. Die <strong>EU</strong>-Kommission hob<br />
bereits in ihrem Bericht von Oktober 2004 die "wichtige Führungsrolle" Rumäniens hervor, die das Land bei<br />
<strong>de</strong>n Bemühungen um Stärkung von Stabilität und Sicherheit im Balkanraum übernommen hat. Nun, nach<br />
<strong>de</strong>m Beitritt Rumäniens sowie Bulgariens, besteht die Möglichkeit die Stabilität an <strong>de</strong>r Süd-Ost-Flanke<br />
Europas langfristig zu sichern.<br />
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