Planspiel EU-27.pdf - studienstaette-muenchen.de
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Auch bei <strong>de</strong>n Medien vollzog sich nach <strong>de</strong>r " Revolution in Orange" ein wichtiger Umbruch. Die Medien<br />
können heute freier berichten und sie informieren viel ausgewogener. Auch im Fernsehen gibt es keine<br />
politischen Tabus mehr - wie noch zu Zeiten von Präsi<strong>de</strong>nt Kučma - we<strong>de</strong>r was die Themen noch was<br />
bestimmte Persönlichkeiten betrifft.<br />
Dennoch muss das Land noch durch tief greifen<strong>de</strong> Reformen umgestaltet wer<strong>de</strong>n, bevor z.B. eine<br />
Mitgliedschaft in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> in greifbare Nähe rückt.<br />
Die wichtigste anstehen<strong>de</strong> Reform ist die Justizreform, wozu auch <strong>de</strong>r Europarat die Ukraine drängt. Die<br />
Ukraine ist seit <strong>de</strong>m 8.11.1995 Mitglied dieser übernationalen Einrichtung, die sich <strong>de</strong>m Schutz <strong>de</strong>r<br />
Grundrechte verschrieben hat. In <strong>de</strong>r Vergangenheit hatte beson<strong>de</strong>rs die Parlamentarische Versammlung<br />
<strong>de</strong>s Europarats wie<strong>de</strong>rholt <strong>de</strong>utliche Kritik an Defiziten <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mokratischen und rechtsstaatlichen<br />
Entwicklung sowie an <strong>de</strong>r Situation <strong>de</strong>r Medien in <strong>de</strong>r Ukraine geäußert. Mit seinem Besuch beim Europarat<br />
in Straßburg (25.1.2005) nur zwei Tage nach seiner Vereidigung hat <strong>de</strong>r damalige Präsi<strong>de</strong>nt Victor Juščenko<br />
ein Zeichen gesetzt, dass die Ukraine unter seiner Führung <strong>de</strong>n Verpflichtungen gegenüber <strong>de</strong>m Europarat<br />
einen höheren Stellenwert einräumen will als bisher. Die Ukraine wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Empfehlungen <strong>de</strong>s Europarats<br />
zur Achtung <strong>de</strong>r Menschenrechte und Grundfreiheiten, zur Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Justiz, zur Freiheit <strong>de</strong>r<br />
Medien sowie zur Bekämpfung <strong>de</strong>r Korruption Rechnung tragen. Zwar wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten Jahren schon ein<br />
neues Strafgesetzbuch verabschie<strong>de</strong>t und die Prozessordnung im Sinne einer größeren Unabhängigkeit <strong>de</strong>r<br />
Richter geän<strong>de</strong>rt. Die Reform <strong>de</strong>s Gerichtswesens, die Rechtssicherheit auch in <strong>de</strong>r tiefsten ukrainischen<br />
Provinz herstellen soll, ist aber, obwohl von <strong>de</strong>r Regierung schon lange angekündigt, bisher noch nicht im<br />
Parlament eingebracht wor<strong>de</strong>n. Nach heutiger Gesetzeslage wer<strong>de</strong>n Richter und Staatsanwälte vom<br />
Generalstaatsanwalt, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum direkt <strong>de</strong>m Präsi<strong>de</strong>nten unterstellt ist, berufen, versetzt und gekündigt.<br />
Sie müssten aber, wie in westeuropäischen Demokratien üblich, wirklich unabhängig von Einflussnahme von<br />
außen arbeiten können.<br />
Wichtig ist für ausländische Investoren in <strong>de</strong>r Ukraine, dass die Steuergesetzgebung fairer und einfacher<br />
gestaltet wird, so dass sie die gleichen Chancen wie die inländischen Investoren haben. Gesetzesän<strong>de</strong>rungen<br />
zur Erleichterung <strong>de</strong>r bisher langwierigen Genehmigungsverfahren für Investoren sind von <strong>de</strong>r Regierung<br />
bereits auf <strong>de</strong>n Weg gebracht wor<strong>de</strong>n.<br />
Die Chancen <strong>de</strong>r Ukraine auf Aufnahme in die <strong>EU</strong><br />
Perspektiven und Argumente<br />
• Die Ukraine ist geographisch gesehen nicht nur Teil Europas (als solcher hat es Anspruch auf Mitgliedschaft<br />
in <strong>de</strong>r Europäischen Union, s.a. Anlage A.1). Außer<strong>de</strong>m fühlen sich die meisten Ukrainer mit<br />
<strong>de</strong>r mitteleuropäischen Kultur sehr verbun<strong>de</strong>n.<br />
• Ihr Land erfüllt bereits wesentliche Vorgaben <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> für <strong>de</strong>n Beitritt (s. Anlage A.2): Es hat sich eine<br />
<strong>de</strong>mokratische Verfassung gegeben, die zur Grundlage eines Rechtsstaats gewor<strong>de</strong>n ist.<br />
• Mit <strong>de</strong>r Vollendung <strong>de</strong>r "Revolution in Orange" hat das ukrainische Volk einen Sieg <strong>de</strong>r Freiheit errungen<br />
und außer<strong>de</strong>m "mit seinen friedlichen und mutigen Protesten ein hohes Maß an Verantwortung,<br />
Bürgersinn und zivilgesellschaftlicher Reife bewiesen" (<strong>de</strong>r ehemalige <strong>de</strong>utsche Außenminister Joschka<br />
Fischer). Mit <strong>de</strong>r Reform <strong>de</strong>r Wahlgesetze und <strong>de</strong>r am 26.12.2004 weitgehend fair und sauber<br />
durchgeführten Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nten-Stichwahl sowie <strong>de</strong>m Verlauf <strong>de</strong>r Parlamentswahl im März<br />
2006 hat die Ukraine gezeigt, dass sie zu einer Demokratie westlichen Standards gereift ist. Heute gibt es<br />
in <strong>de</strong>r Ukraine volle Meinungs- und Medienfreiheit und politische Organisationen und Parteien können<br />
sich frei entfalten und arbeiten, wie sonst auch in Europa.<br />
• Mit <strong>de</strong>r vom Parlament am 8.12.2004 verabschie<strong>de</strong>ten Verfassungsreform hat sich für die Ukraine die<br />
Chance zu einem effektiven parlamentarischen Regierungssystem mit ausgeprägten "checks and<br />
balances" eröffnet. Während z.B. bisher <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt einen dominieren<strong>de</strong>n Einfluss auf die Regierungsbildung<br />
hatte, kann nunmehr das Parlament eigene Vorschläge präsentieren. Damit ähnelt das<br />
neue System weniger <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s östlichen Nachbar Russland (übermächtige Stellung <strong>de</strong>s Staatspräsi<strong>de</strong>nten)<br />
als <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s westlichen Nachbar Polen.<br />
• Die Justiz in <strong>de</strong>r Ukraine hat beson<strong>de</strong>rs mit <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s Obersten Gerichts vom 3.12.2004, mit<br />
<strong>de</strong>r die Stichwahl bei <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>ntschaftswahl für ungültig erklärt und eine Wahlwie<strong>de</strong>rholung<br />
angeordnet wur<strong>de</strong>, ihre in <strong>de</strong>r Verfassung garantierte Unabhängigkeit bewiesen und an Ansehen<br />
gewonnen. Immer mehr Staatsanwälte sehen sich als Teil <strong>de</strong>r Judikative (rechtsprechen<strong>de</strong> Gewalt) und<br />
nicht als Teil <strong>de</strong>r Exekutive an und gehen nicht länger auf politische Vorgaben ein.<br />
• Die Ukraine unternimmt viele Anstrengungen um ihre Min<strong>de</strong>rheiten zu integrieren: Zweisprachiger<br />
Unterricht (Ukrainisch und Russisch) in Gebieten mit hohem russischen Bevölkerungsanteil wird bis zur<br />
9. Jahrgangsstufe erteilt.<br />
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