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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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als Empfindung oder empirische Anschauung im endlichen <strong>Verstand</strong> (Bewußtsein) erscheint,<br />

muß selbst ‚an sich’ als Produkt einer wechselseitigen Bestimmung (im unendlichen<br />

<strong>Verstand</strong>) gedacht werden. Die sinnliche Empfindung kann nach <strong>Maimon</strong> nicht als absolut<br />

gegeben (wie für Kant) gedacht werden, sondern die Empfindungen erscheinen als absolut<br />

gegeben in der Wahrnehmung (als Produkt der Einbildungskraft). Den Unterschied macht<br />

<strong>Maimon</strong> an folgender Stelle deutlich:<br />

„daß nämlich dieser [i.e. Kant; F.E.] unter Materie das, was zur Empfindung gehört, verstehet,<br />

(vom Verhältnisse, worin diese geordnet wird, abstrahiert); ich hingegen halte dafür, daß auch<br />

das, was zur Empfindung gehört, wenn es wahrgenommen werden soll, im Verhältnisse geordnet,<br />

(obschon ich dieses Verhältnis nicht unmittelbar wahrnehmen kann) sein muß“. (Versuch,<br />

115 [205]) 403<br />

Das, was in der Apprehension erscheint, ist nicht das die Qualität konstituierende Verhältnis,<br />

sondern deren sinnliche Erscheinung. Diese Empfindungen (die ja bereits ein Produkt der<br />

Einbildungskraft sind) werden nun in Zeit <strong>und</strong> Raum von der Einbildungskraft geordnet, da<br />

nach <strong>Maimon</strong> die Form der Einbildungskraft ist, Dinge überhaupt so auf einander zu bezie-<br />

hen, daß das eine als das Vorhergehende, <strong>und</strong> das andere als das Folgende in Zeit <strong>und</strong> Raum<br />

vorgestellt wird, ohne doch zu bestimmen, welches das Vorhergehende <strong>und</strong> welches das Fol-<br />

gende sei“ (Versuch, 25 [36]). Durch diesen im Hinblick auf die objektive Ordnung 404 ‚defizi-<br />

tären Modus’ des endlichen <strong>Verstand</strong>es (in der Funktion der Einbildungskraft) entsteht das<br />

Bewußtsein: „Das Bewußtsein entstehet erst, wenn die Einbildungskraft mehrere einartige<br />

sinnliche Vorstellungen zusammen nimmt, sie nach ihren Formen (der Folge in Zeit <strong>und</strong><br />

Raum) ordnet, <strong>und</strong> daraus eine einzelne Anschauung bildet.“ (Versuch, 22 [30]) Raum <strong>und</strong><br />

zeichnet: eine endliche (Anschauung im endlichen <strong>Verstand</strong>) <strong>und</strong> eine unendliche (Wechselbestimmung im unendlichen<br />

<strong>Verstand</strong>).<br />

403 Vgl. A 20/B 34: „In der Erscheinung nenne ich das, was der Empfindung korrespondiert, die Materie derselben,<br />

dasjenige aber, welches macht, daß das Mannigfaltige der Erscheinung in gewissen Verhältnissen geordnet<br />

werden kann, nenne ich die Form der Erscheinung.“<br />

404 Vgl. Versuch, 49 [81 f.], 204 [377].<br />

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