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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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sich nicht weiter bei der Widerlegung der Animalkulisten auf. Mit einem einfachen Einwand<br />

ist ihm die Theorie des Animalkulismus widerlegt. Der Einwand gegen den Animalkulismus<br />

geht von dem Argument der Ähnlichkeit des mannlichen Samens, dem Samentierchen, mit<br />

dem voll entwickelten Lebewesen aus. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist das soge-<br />

nannte Samenmännchen (homunculus) Hartsoekers: ein bereits im Sperma verortetes Em-<br />

bryo. 120 Blumenbachs Einwand lautet daher auch, daß die behauptete Ähnlichkeit des Samen-<br />

tierchens mit dem ausgebildeten Lebewesen einer vorurteilsfreien empirischen Untersuchung<br />

nicht standhält. Ein weiteres Argument bezieht sich darauf, daß „die Würmchen im Saamen<br />

der nächstverwandten Thiere in ihrer Bildung so gänzlich von einander verschieden, <strong>und</strong> an-<br />

dre, von den unähnlichsten Thieren einander so auffallend ähnlich sind!“ (Bildungstrieb, 11<br />

f.) Blumenbach gibt als Beispiel die Unähnlichkeit der Samentierchen des Frosches (bei von<br />

Gleichen) <strong>und</strong> dem des Wassermolches (bei Spallanzani).<br />

Einen größeren Raum nimmt die Debatte mit den Ovisten ein. Das verw<strong>und</strong>ert nicht, wenn<br />

man sich vor Augen führt, daß zur Zeit Blumenbachs diese die vorherrschende Präformati-<br />

onstheorie gewesen ist. Nach Blumenbach zählen hierzu: Joseph de Aromotariis, Swammer-<br />

dam, Haller <strong>und</strong> Bonnet: „Nach dieser Evolutionstheorie haben wir, so wie das ganze<br />

Menschengeschlecht in den beyden Eyerstöcken unserer ersten Stamm-Mutter in einander ge-<br />

schachtelt <strong>und</strong> wie im tiefsten Todesschlaf versenkt beysammen gelegen.“ (Bildungstrieb, 15<br />

f.) 121 Die Hauptgründe gegen die Ovisten bringt Blumenbach im zweiten Teil seiner Schrift<br />

vor. Zunächst beschäftigt sich Blumenbach mit Hallers figura venosa 122 <strong>und</strong> Spallanzanis<br />

sen Tropfen als einen Ocean zu erblicken, der von unzähligen flinken raschen kleinen Thierchen belebt war.<br />

Diese unerwartete Erfahrung bestätigte sich im reifen Saamen anderer männlichen Thiere, <strong>und</strong> nun glaubte man<br />

in diesen Saamenwürmchen die Keime zu künftigen vollkommenen Geschöpfen <strong>und</strong> mit ihnen folglich auch den<br />

Schlüssel zum Geheimnis der Zeugung gef<strong>und</strong>en zu haben.“ (Bildungstrieb, 10)<br />

120 Siehe Junker (2004), 61, Abb. 13.<br />

121 Vgl. Bildungstrieb, 16: „Was man Empfängnis nennt, ist nichts als das Erwachen des schlaftrunknen Keims<br />

durch den Reiz das auf ihn wirkenden männlichen Saamens, der sein Herzchen zum ersten Schlage antreibt u. s.<br />

w.“<br />

122 Das Argument Hallers beruht darauf, „dass die Haut des Dotters im bebrüteten Ey mit den Häuten des daran<br />

hängenden Küchelgens, <strong>und</strong> die Blutgefässe des letztern eben so mit den Adern der so genannten figura venosa<br />

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