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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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fen. Der Blick auf <strong>Maimon</strong>s Umgang mit so unterschiedlichen Autoren wie <strong>Maimon</strong>ides,<br />

Giordano Bruno, Spinoza, Leibniz, Kant <strong>und</strong> Blumenbach soll zu einem Verständnis von<br />

<strong>Maimon</strong>s Verhältnis zur Tradition beleuchten. Anders als genuin neuzeitliche bzw. moderne<br />

Philosophen, welche sich mit den Worten David Lachtermans als „self-made men“ 28 verste-<br />

hen, ist <strong>Maimon</strong> eher als mittelalterlicher Philosoph zu charakterisieren: Er behauptet nicht,<br />

eine vollkommen neue Philosophie entdeckt oder geschaffen zu haben, sondern entwickelt<br />

seine eigene Position in der Auseinandersetzung mit anderen Denkern. Wie Gideon Freuden-<br />

thal dargelegt hat, ist <strong>Maimon</strong>s Philosophie in der Form des philosophischen Kommentars ge-<br />

schrieben. 29 Allein daraus ergibt sich schon ein besonderes Verhältnis zur Tradition. Für<br />

<strong>Maimon</strong> ist es kein Widerspruch, in der mittelalterlichen Philosophie die Anfänge der Aufklä-<br />

rung zu sehen, der er sich selbst verpflichtet weiß. 30<br />

1.2. <strong>Weltseele</strong> <strong>und</strong> <strong>unendlicher</strong> <strong>Verstand</strong><br />

Im folgenden wird die These vertreten, daß sich sowohl in <strong>Maimon</strong>s Gebrauch der <strong>Weltseele</strong><br />

als auch des unendlichen <strong>Verstand</strong>es das Erbe eines mittelalterlichen Aristotelismus zeigt.<br />

<strong>Maimon</strong>s Referenz ist zweifelsohne <strong>Maimon</strong>ides, wenngleich aus der intellektuellen Biogra-<br />

28 Damit hängt der „proud claim that the fo<strong>und</strong>ers of radical modernity had and needed no teachers; each, in his<br />

own fashion, <strong>und</strong>erstood himself as a ‘self-made man’” (Lachterman [1989], 122) zusammen, in welchem Umfeld<br />

Lachterman (Lachterman [1989], 122) auch Rousseau verortet, vgl. Rousseau (1750): „Les Verulams, les<br />

Descartes & les Newtons, ces Precepteurs du Genre-humain n’en ont point eu eux-mêmes, & quels guides les<br />

eussent conduits jusqu’où leur vaste genie les a portés?“ (62) Daraus folgt bei Lachterman (1989) <strong>und</strong> Rüfner<br />

(1950) eine Selbstermächtigung des neuzeitlichen bzw. modernen Subjekts, welche nach Rüfner schließlich zur<br />

menschlichen Vergöttlichung führe: „Schloß diese Überhöhung des Menschen nicht zugleich seine Vergöttlichung<br />

in sich?“ (Rüfner [1950], 431) Eine andere Interpretation des Geistes der Modernität bietet beispielsweise<br />

Henrich (1982), 81 f.<br />

29 Siehe hierzu Gideon Freudenthal (2003 b) sowie Gideon Freudenthal (2005), 64.<br />

30 Vgl. Funkenstein (1990), 16: „Keinem europäischen Aufklärer fiel es ein, die Geschichte der mittelalterlichen<br />

Philosophie als eine ‚Geschichte der religiösen Aufklärung’ auszulegen. [...] Warum galt es also den jüdischen<br />

Aufklärern, den Maskilim, als Axiom?“ Funkenstein schlägt hierfür folgende Gründe vor: Gründe der Legitimation,<br />

Gründe der Kompensation, symbolische Gründe sowie biographische Gründe (Funkenstein [1990], 16 f.).<br />

Alle diese Gründe gelten auch für <strong>Maimon</strong>. Vgl. hierzu Gideon Freudenthal (2004 b). Zum Thema „<strong>Maimon</strong>ides<br />

als Aufklärer“ siehe ferner Niewöhner (1997), Allgemeines zur Aufklärung im Mittelalter findet man in der Aufsatzsammlung<br />

von Flasch/Jeck (1997). Das Verhältnis <strong>Maimon</strong>s zur jüdischen Aufklärung (Haskala) behandelt<br />

Feiner (2000) sowie Schulte (2002), 206-219.<br />

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